eben erwähnten Königssaale, und in den übri- gen Sälen und Zimmern, auch in Lazienka. Der Charakter seines Pinsels ist Gefälligkeit, Leichtigkeit und Heiterkeit, und in seiner Ma- nier herrscht eine auffallende Aehnlichkeit mit der Battonischen. Das Feste, Herausspringen- de, Männliche der ältern italienischen Maler muß man, nach dieser Bemerkung, nicht in seinen Werken suchen, aber man wird auch nicht das Gezierte, ungebührlich Glatte, Tanz- meisterische der neuern französischen Maler dar- in finden. Jn der Bildnißmalerey scheint er mir vorzüglicher, als in der historischen Zusam- mensetzung.
Außer ihm befindet sich jetzt kein anderer Maler von Bedeutung in Warschau. Während der Revolution waren ihrer mehrere daselbst, aber sie beschäftigten sich bloß mit der Bildniß- malerey, einem Zweige, der hier sehr einträg- lich ist, wenn der Künstler trifft. Jn den gro- ßen Familien läßt alles sich und andre malen; elterliche und kindliche Zärtlichkeit, Verwand-
eben erwaͤhnten Koͤnigsſaale, und in den uͤbri- gen Saͤlen und Zimmern, auch in Lazienka. Der Charakter ſeines Pinſels iſt Gefaͤlligkeit, Leichtigkeit und Heiterkeit, und in ſeiner Ma- nier herrſcht eine auffallende Aehnlichkeit mit der Battoniſchen. Das Feſte, Herausſpringen- de, Maͤnnliche der aͤltern italieniſchen Maler muß man, nach dieſer Bemerkung, nicht in ſeinen Werken ſuchen, aber man wird auch nicht das Gezierte, ungebuͤhrlich Glatte, Tanz- meiſteriſche der neuern franzoͤſiſchen Maler dar- in finden. Jn der Bildnißmalerey ſcheint er mir vorzuͤglicher, als in der hiſtoriſchen Zuſam- menſetzung.
Außer ihm befindet ſich jetzt kein anderer Maler von Bedeutung in Warſchau. Waͤhrend der Revolution waren ihrer mehrere daſelbſt, aber ſie beſchaͤftigten ſich bloß mit der Bildniß- malerey, einem Zweige, der hier ſehr eintraͤg- lich iſt, wenn der Kuͤnſtler trifft. Jn den gro- ßen Familien laͤßt alles ſich und andre malen; elterliche und kindliche Zaͤrtlichkeit, Verwand-
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eben erwaͤhnten Koͤnigsſaale, und in den uͤbri-
gen Saͤlen und Zimmern, auch in Lazienka.
Der Charakter ſeines Pinſels iſt Gefaͤlligkeit,
Leichtigkeit und Heiterkeit, und in ſeiner Ma-
nier herrſcht eine auffallende Aehnlichkeit mit
der Battoniſchen. Das Feſte, Herausſpringen-
de, Maͤnnliche der aͤltern italieniſchen Maler
muß man, nach dieſer Bemerkung, nicht in
ſeinen Werken ſuchen, aber man wird auch
nicht das Gezierte, ungebuͤhrlich Glatte, Tanz-
meiſteriſche der neuern franzoͤſiſchen Maler dar-
in finden. Jn der Bildnißmalerey ſcheint er
mir vorzuͤglicher, als in der hiſtoriſchen Zuſam-
menſetzung.
Außer ihm befindet ſich jetzt kein anderer
Maler von Bedeutung in Warſchau. Waͤhrend
der Revolution waren ihrer mehrere daſelbſt,
aber ſie beſchaͤftigten ſich bloß mit der Bildniß-
malerey, einem Zweige, der hier ſehr eintraͤg-
lich iſt, wenn der Kuͤnſtler trifft. Jn den gro-
ßen Familien laͤßt alles ſich und andre malen;
elterliche und kindliche Zaͤrtlichkeit, Verwand-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/67>, abgerufen am 16.02.2025.
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