rung viel zu danken. Wahr ist, man kann nicht sagen, daß es polnische schöne Künste sind, die in Warschau blühen; denn die Be- arbeiter derselben waren und sind jetzt noch Ausländer: Jtaliener, Franzosen, Deutsche, die mehrentheils, wenn sie durch die Groß- muth des Königs und des reichen Adels ein Vermögen erworben haben, ihr Vaterland wieder aufsuchten; aber das, was sie zu Stan- de brachten, blieb doch in Warschau zurück, und ist als eine Schule anzusehen, die zur Ermunterung und Bildung innländischer Künst- ler für die Zukunft beständig wirksam bleiben wird.
An dem Jtaliener, Bacciarelli, hat Warschau einen vorzüglichen Maler, den es, wie es scheint, auch behalten wird, da der Kö- nig sich ganz vorzüglich freygebig gegen ihn bewiesen und ihm nie eine Bitte, so begehrlich sie auch scheinen mochte, abgeschlagen hat. Seine Werke findet man, in großer Anzahl, in dem königlichen Schlosse, besonders in dem
rung viel zu danken. Wahr iſt, man kann nicht ſagen, daß es polniſche ſchoͤne Kuͤnſte ſind, die in Warſchau bluͤhen; denn die Be- arbeiter derſelben waren und ſind jetzt noch Auslaͤnder: Jtaliener, Franzoſen, Deutſche, die mehrentheils, wenn ſie durch die Groß- muth des Koͤnigs und des reichen Adels ein Vermoͤgen erworben haben, ihr Vaterland wieder aufſuchten; aber das, was ſie zu Stan- de brachten, blieb doch in Warſchau zuruͤck, und iſt als eine Schule anzuſehen, die zur Ermunterung und Bildung innlaͤndiſcher Kuͤnſt- ler fuͤr die Zukunft beſtaͤndig wirkſam bleiben wird.
An dem Jtaliener, Bacciarelli, hat Warſchau einen vorzuͤglichen Maler, den es, wie es ſcheint, auch behalten wird, da der Koͤ- nig ſich ganz vorzuͤglich freygebig gegen ihn bewieſen und ihm nie eine Bitte, ſo begehrlich ſie auch ſcheinen mochte, abgeſchlagen hat. Seine Werke findet man, in großer Anzahl, in dem koͤniglichen Schloſſe, beſonders in dem
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rung viel zu danken. Wahr iſt, man kann
nicht ſagen, daß es polniſche ſchoͤne Kuͤnſte
ſind, die in Warſchau bluͤhen; denn die Be-
arbeiter derſelben waren und ſind jetzt noch
Auslaͤnder: Jtaliener, Franzoſen, Deutſche,
die mehrentheils, wenn ſie durch die Groß-
muth des Koͤnigs und des reichen Adels ein
Vermoͤgen erworben haben, ihr Vaterland
wieder aufſuchten; aber das, was ſie zu Stan-
de brachten, blieb doch in Warſchau zuruͤck,
und iſt als eine Schule anzuſehen, die zur
Ermunterung und Bildung innlaͤndiſcher Kuͤnſt-
ler fuͤr die Zukunft beſtaͤndig wirkſam bleiben
wird.
An dem Jtaliener, Bacciarelli, hat
Warſchau einen vorzuͤglichen Maler, den es,
wie es ſcheint, auch behalten wird, da der Koͤ-
nig ſich ganz vorzuͤglich freygebig gegen ihn
bewieſen und ihm nie eine Bitte, ſo begehrlich
ſie auch ſcheinen mochte, abgeſchlagen hat.
Seine Werke findet man, in großer Anzahl,
in dem koͤniglichen Schloſſe, beſonders in dem
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/66>, abgerufen am 22.07.2024.
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