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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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den. Die herrschende Parthey beschränkte die
Presse durch keine Censur. Gröll und Dü-
four
, schon vorher ansäßige Buchdrucker, muß-
ten die Anzahl ihrer Pressen um die Hälfte
vermehren und hatten Tag und Nacht zu thun.

Eben so wuchs die Anzahl und das Ge-
schäft der Buchhändler. Vorher waren ihrer
zwey bis drey in Warschau; in der ersten
Hälfte des Jahres 1792 waren ihrer sechs
vorhanden. Jhr größester Absatz bestand in
französischen Büchern, die von jeher der Lite-
ratur und Lektüre in Polen zum Grunde la-
gen. Damals aber suchte man vorzüglich die
politischen Werke Rousseaus, Montesquieu's,
Helvetius, de Lolme's; Uebersetzungen alter
Schriftsteller; die Verhandlungen der Natio-
nalversammlung, Zeitungen und die neuesten
französischen Flugschriften. Die Romane, Ge-
dichte, und andre galante Erzeugnisse der fran-
zösischen Schriftsteller und Buchmacher standen
unangerührt, denn sogar die Stutzer und Wei-
ber waren von der Fluth mit hingerissen wor-

C 2

den. Die herrſchende Parthey beſchraͤnkte die
Preſſe durch keine Cenſur. Groͤll und Duͤ-
four
, ſchon vorher anſaͤßige Buchdrucker, muß-
ten die Anzahl ihrer Preſſen um die Haͤlfte
vermehren und hatten Tag und Nacht zu thun.

Eben ſo wuchs die Anzahl und das Ge-
ſchaͤft der Buchhaͤndler. Vorher waren ihrer
zwey bis drey in Warſchau; in der erſten
Haͤlfte des Jahres 1792 waren ihrer ſechs
vorhanden. Jhr groͤßeſter Abſatz beſtand in
franzoͤſiſchen Buͤchern, die von jeher der Lite-
ratur und Lektuͤre in Polen zum Grunde la-
gen. Damals aber ſuchte man vorzuͤglich die
politiſchen Werke Rouſſeaus, Montesquieu's,
Helvetius, de Lolme's; Ueberſetzungen alter
Schriftſteller; die Verhandlungen der Natio-
nalverſammlung, Zeitungen und die neueſten
franzoͤſiſchen Flugſchriften. Die Romane, Ge-
dichte, und andre galante Erzeugniſſe der fran-
zoͤſiſchen Schriftſteller und Buchmacher ſtanden
unangeruͤhrt, denn ſogar die Stutzer und Wei-
ber waren von der Fluth mit hingeriſſen wor-

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[35/0045] den. Die herrſchende Parthey beſchraͤnkte die Preſſe durch keine Cenſur. Groͤll und Duͤ- four, ſchon vorher anſaͤßige Buchdrucker, muß- ten die Anzahl ihrer Preſſen um die Haͤlfte vermehren und hatten Tag und Nacht zu thun. Eben ſo wuchs die Anzahl und das Ge- ſchaͤft der Buchhaͤndler. Vorher waren ihrer zwey bis drey in Warſchau; in der erſten Haͤlfte des Jahres 1792 waren ihrer ſechs vorhanden. Jhr groͤßeſter Abſatz beſtand in franzoͤſiſchen Buͤchern, die von jeher der Lite- ratur und Lektuͤre in Polen zum Grunde la- gen. Damals aber ſuchte man vorzuͤglich die politiſchen Werke Rouſſeaus, Montesquieu's, Helvetius, de Lolme's; Ueberſetzungen alter Schriftſteller; die Verhandlungen der Natio- nalverſammlung, Zeitungen und die neueſten franzoͤſiſchen Flugſchriften. Die Romane, Ge- dichte, und andre galante Erzeugniſſe der fran- zoͤſiſchen Schriftſteller und Buchmacher ſtanden unangeruͤhrt, denn ſogar die Stutzer und Wei- ber waren von der Fluth mit hingeriſſen wor- C 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/45>, abgerufen am 24.11.2024.