Der Weg lief, sich immer mehr senkend, über Greifenberg hinaus; die Berge wur- den immer niedriger, aber auch angebaueter, und allmählich stieg ich wieder in eine Natur hinab, wie sie den 26sten May hier zu erwar- ten ist.
Hinter Greifenberg geht der schöne Straßendamm zu Ende, weil hier das preu- ßische Gebiet in einige einzelne, zwischen das Sächsische zerstreuete, Dörfer sich verliert. Der Weg bleibt der Natur überlassen und wird stellenweise steinigt, enge und krumm. So fährt man nach Lauban (6 M.) hinein, das in einem Thale, ziemlich ausgebreitet, liegt, und dessen Jnneres Aehnlichkeit mit Schweid- nitz und Hirschberg hat. Die Gesichtsbildung und Tracht der Einwohner sind hier noch ganz schlesisch.
Von Lauban aus geht der ungebahnte Weg durch eine Landschaft, die immer niedri- ger wird, aber wegen einer mannichfaltigen Abwechselung von angebaueten Hügeln und
Der Weg lief, ſich immer mehr ſenkend, uͤber Greifenberg hinaus; die Berge wur- den immer niedriger, aber auch angebaueter, und allmaͤhlich ſtieg ich wieder in eine Natur hinab, wie ſie den 26ſten May hier zu erwar- ten iſt.
Hinter Greifenberg geht der ſchoͤne Straßendamm zu Ende, weil hier das preu- ßiſche Gebiet in einige einzelne, zwiſchen das Saͤchſiſche zerſtreuete, Doͤrfer ſich verliert. Der Weg bleibt der Natur uͤberlaſſen und wird ſtellenweiſe ſteinigt, enge und krumm. So faͤhrt man nach Lauban (6 M.) hinein, das in einem Thale, ziemlich ausgebreitet, liegt, und deſſen Jnneres Aehnlichkeit mit Schweid- nitz und Hirſchberg hat. Die Geſichtsbildung und Tracht der Einwohner ſind hier noch ganz ſchleſiſch.
Von Lauban aus geht der ungebahnte Weg durch eine Landſchaft, die immer niedri- ger wird, aber wegen einer mannichfaltigen Abwechſelung von angebaueten Huͤgeln und
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Der Weg lief, ſich immer mehr ſenkend,
uͤber Greifenberg hinaus; die Berge wur-
den immer niedriger, aber auch angebaueter,
und allmaͤhlich ſtieg ich wieder in eine Natur
hinab, wie ſie den 26ſten May hier zu erwar-
ten iſt.
Hinter Greifenberg geht der ſchoͤne
Straßendamm zu Ende, weil hier das preu-
ßiſche Gebiet in einige einzelne, zwiſchen das
Saͤchſiſche zerſtreuete, Doͤrfer ſich verliert. Der
Weg bleibt der Natur uͤberlaſſen und wird
ſtellenweiſe ſteinigt, enge und krumm. So
faͤhrt man nach Lauban (6 M.) hinein, das
in einem Thale, ziemlich ausgebreitet, liegt,
und deſſen Jnneres Aehnlichkeit mit Schweid-
nitz und Hirſchberg hat. Die Geſichtsbildung
und Tracht der Einwohner ſind hier noch ganz
ſchleſiſch.
Von Lauban aus geht der ungebahnte
Weg durch eine Landſchaft, die immer niedri-
ger wird, aber wegen einer mannichfaltigen
Abwechſelung von angebaueten Huͤgeln und
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/242>, abgerufen am 22.07.2024.
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