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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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Die Dörfer sind ohne Vergleich besser gebauet,
als die Lithauischen. Die Häuser haben zum
Theil schon zwey Geschoß. Obgleich sie noch
aus Schrootwerk bestehen, so hat man die
Baumaterialien doch nicht in ihrem ganz ro-
hen Zustande gelassen, sondern die Lücken mit
Kalk verklebt; man hat ihnen sogar eine Zier-
de von außen gegeben, die freylich sehr einfach
ist: man hat sie nämlich von oben bis unten
mit großen Flecken von Kalk getiegert.

Die Wälder sind weitschichtig und größesten
Theils mit vortrefflichem Nadelholze besetzt.
Die Viehzucht ist gut und nur die Pferde,
obgleich sie stärker und größer sind, als die Li-
thauischen, haben nicht das Feuer und die Un-
verwüstlichkeit jener. Auf jedem Fall ist der
Erwerb dieser Provinz für Preußen sehr wich-
tig. Auch sind die Einwohner der geringern
Klassen, der Bauer und der Bürger, sehr zu-
frieden mit dem Wechsel ihres Landesherrn;
desto weniger die Geistlichkeit, der Adel und
-- die Juden; und ich fürchte, daß die drey

Die Doͤrfer ſind ohne Vergleich beſſer gebauet,
als die Lithauiſchen. Die Haͤuſer haben zum
Theil ſchon zwey Geſchoß. Obgleich ſie noch
aus Schrootwerk beſtehen, ſo hat man die
Baumaterialien doch nicht in ihrem ganz ro-
hen Zuſtande gelaſſen, ſondern die Luͤcken mit
Kalk verklebt; man hat ihnen ſogar eine Zier-
de von außen gegeben, die freylich ſehr einfach
iſt: man hat ſie naͤmlich von oben bis unten
mit großen Flecken von Kalk getiegert.

Die Waͤlder ſind weitſchichtig und groͤßeſten
Theils mit vortrefflichem Nadelholze beſetzt.
Die Viehzucht iſt gut und nur die Pferde,
obgleich ſie ſtaͤrker und groͤßer ſind, als die Li-
thauiſchen, haben nicht das Feuer und die Un-
verwuͤſtlichkeit jener. Auf jedem Fall iſt der
Erwerb dieſer Provinz fuͤr Preußen ſehr wich-
tig. Auch ſind die Einwohner der geringern
Klaſſen, der Bauer und der Buͤrger, ſehr zu-
frieden mit dem Wechſel ihres Landesherrn;
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[210/0220] Die Doͤrfer ſind ohne Vergleich beſſer gebauet, als die Lithauiſchen. Die Haͤuſer haben zum Theil ſchon zwey Geſchoß. Obgleich ſie noch aus Schrootwerk beſtehen, ſo hat man die Baumaterialien doch nicht in ihrem ganz ro- hen Zuſtande gelaſſen, ſondern die Luͤcken mit Kalk verklebt; man hat ihnen ſogar eine Zier- de von außen gegeben, die freylich ſehr einfach iſt: man hat ſie naͤmlich von oben bis unten mit großen Flecken von Kalk getiegert. Die Waͤlder ſind weitſchichtig und groͤßeſten Theils mit vortrefflichem Nadelholze beſetzt. Die Viehzucht iſt gut und nur die Pferde, obgleich ſie ſtaͤrker und groͤßer ſind, als die Li- thauiſchen, haben nicht das Feuer und die Un- verwuͤſtlichkeit jener. Auf jedem Fall iſt der Erwerb dieſer Provinz fuͤr Preußen ſehr wich- tig. Auch ſind die Einwohner der geringern Klaſſen, der Bauer und der Buͤrger, ſehr zu- frieden mit dem Wechſel ihres Landesherrn; deſto weniger die Geiſtlichkeit, der Adel und — die Juden; und ich fuͤrchte, daß die drey

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/220>, abgerufen am 25.11.2024.