zu verstehen: er habe sie nach einem andern Orte geschikt, als er gehört, daß die Preußen Nachtlager bey ihm halten würden. --
Nach Verlauf von einer Stunde ward ich endlich nach Wielky, der nächsten Post, (3 M.) weiter befördert. Auf dem Wege dahin fand ich ebenfalls nichts, als Wald. Es war immer noch stürmisch und dunkel, und der Post- knecht konnte wenig davor, wenn er von Zeit zu Zeit die Bäume mit den Axen streifte und einmal gar das Verdeck des Wagens mir über dem Kopfe zusammen riß. Mit Tagesanbruch kam ich endlich in Wielky an.
Von diesem Ort aus öffnete sich die Land- schaft wieder, die Wälder entfernten sich und umkränzten sie nur noch von weitem. Der Boden zeigte sich wieder mit frischen Saaten überzogen, unter denen besonders der Weitzen im üppigsten Wuchse stand. Die Gegend um mich her ward endlich zu einer kaum zu um- spannenden Fläche, die aus einem gelblich-let- tigen Erdreiche bestand, das sehr fruchtbar
zu verſtehen: er habe ſie nach einem andern Orte geſchikt, als er gehoͤrt, daß die Preußen Nachtlager bey ihm halten wuͤrden. —
Nach Verlauf von einer Stunde ward ich endlich nach Wielky, der naͤchſten Poſt, (3 M.) weiter befoͤrdert. Auf dem Wege dahin fand ich ebenfalls nichts, als Wald. Es war immer noch ſtuͤrmiſch und dunkel, und der Poſt- knecht konnte wenig davor, wenn er von Zeit zu Zeit die Baͤume mit den Axen ſtreifte und einmal gar das Verdeck des Wagens mir uͤber dem Kopfe zuſammen riß. Mit Tagesanbruch kam ich endlich in Wielky an.
Von dieſem Ort aus oͤffnete ſich die Land- ſchaft wieder, die Waͤlder entfernten ſich und umkraͤnzten ſie nur noch von weitem. Der Boden zeigte ſich wieder mit friſchen Saaten uͤberzogen, unter denen beſonders der Weitzen im uͤppigſten Wuchſe ſtand. Die Gegend um mich her ward endlich zu einer kaum zu um- ſpannenden Flaͤche, die aus einem gelblich-let- tigen Erdreiche beſtand, das ſehr fruchtbar
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zu verſtehen: er habe ſie nach einem andern
Orte geſchikt, als er gehoͤrt, daß die Preußen
Nachtlager bey ihm halten wuͤrden. —
Nach Verlauf von einer Stunde ward ich
endlich nach Wielky, der naͤchſten Poſt, (3
M.) weiter befoͤrdert. Auf dem Wege dahin
fand ich ebenfalls nichts, als Wald. Es war
immer noch ſtuͤrmiſch und dunkel, und der Poſt-
knecht konnte wenig davor, wenn er von Zeit
zu Zeit die Baͤume mit den Axen ſtreifte und
einmal gar das Verdeck des Wagens mir uͤber
dem Kopfe zuſammen riß. Mit Tagesanbruch
kam ich endlich in Wielky an.
Von dieſem Ort aus oͤffnete ſich die Land-
ſchaft wieder, die Waͤlder entfernten ſich und
umkraͤnzten ſie nur noch von weitem. Der
Boden zeigte ſich wieder mit friſchen Saaten
uͤberzogen, unter denen beſonders der Weitzen
im uͤppigſten Wuchſe ſtand. Die Gegend um
mich her ward endlich zu einer kaum zu um-
ſpannenden Flaͤche, die aus einem gelblich-let-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/217>, abgerufen am 22.07.2024.
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