und konnte in spätern nicht glauben, daß sie es nicht noch sey. Die männlichen Mitglieder ihrer, immer sehr glänzenden, Cirkel, bestä- tigten sie in dieser Meynung. Dieß machte ihre Eitelkeit und ihren Hochmuth unheilbar. Sie drängte sich zu großen Bekanntschaften nicht minder eifrig, als ihr Mann, und beyde bedeckten sich mit Lächerlichkeiten in der großen Welt, die sie in der Hinsicht, daß sie seine Dukaten oder seinen Tisch brauchte, oder ein- mal brauchen konnte, äußerlich wohl aufnahm, sie aber hinter ihrem Rücken auf das bitterste verspottete.
Tepper hatte drey Söhne, die ganz auf dem Fuße der modernen jungen französisch- oder englisch-polnischen Herren lebten. Eng- lische Pferde, englische Wagen, englische Reit- knechte und Reitjungen waren der Kreis, in welchem sie sich herumdrehten. Drey Tage vor dem Bruch ihres Vaters haben sie noch, so geht hier das Gerücht, sechs englische Pferde auf einer Fuchsjagd todtgeritten.
und konnte in ſpaͤtern nicht glauben, daß ſie es nicht noch ſey. Die maͤnnlichen Mitglieder ihrer, immer ſehr glaͤnzenden, Cirkel, beſtaͤ- tigten ſie in dieſer Meynung. Dieß machte ihre Eitelkeit und ihren Hochmuth unheilbar. Sie draͤngte ſich zu großen Bekanntſchaften nicht minder eifrig, als ihr Mann, und beyde bedeckten ſich mit Laͤcherlichkeiten in der großen Welt, die ſie in der Hinſicht, daß ſie ſeine Dukaten oder ſeinen Tiſch brauchte, oder ein- mal brauchen konnte, aͤußerlich wohl aufnahm, ſie aber hinter ihrem Ruͤcken auf das bitterſte verſpottete.
Tepper hatte drey Soͤhne, die ganz auf dem Fuße der modernen jungen franzoͤſiſch- oder engliſch-polniſchen Herren lebten. Eng- liſche Pferde, engliſche Wagen, engliſche Reit- knechte und Reitjungen waren der Kreis, in welchem ſie ſich herumdrehten. Drey Tage vor dem Bruch ihres Vaters haben ſie noch, ſo geht hier das Geruͤcht, ſechs engliſche Pferde auf einer Fuchsjagd todtgeritten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0019"n="9"/>
und konnte in ſpaͤtern nicht glauben, daß ſie<lb/>
es nicht noch ſey. Die maͤnnlichen Mitglieder<lb/>
ihrer, immer ſehr glaͤnzenden, Cirkel, beſtaͤ-<lb/>
tigten ſie in dieſer Meynung. Dieß machte<lb/>
ihre Eitelkeit und ihren Hochmuth unheilbar.<lb/>
Sie draͤngte ſich zu großen Bekanntſchaften<lb/>
nicht minder eifrig, als ihr Mann, und beyde<lb/>
bedeckten ſich mit Laͤcherlichkeiten in der großen<lb/>
Welt, die ſie in der Hinſicht, daß ſie ſeine<lb/>
Dukaten oder ſeinen Tiſch brauchte, oder ein-<lb/>
mal brauchen konnte, aͤußerlich wohl aufnahm,<lb/>ſie aber hinter ihrem Ruͤcken auf das bitterſte<lb/>
verſpottete.</p><lb/><p>Tepper hatte drey Soͤhne, die ganz auf<lb/>
dem Fuße der modernen jungen franzoͤſiſch-<lb/>
oder engliſch-polniſchen Herren lebten. Eng-<lb/>
liſche Pferde, engliſche Wagen, engliſche Reit-<lb/>
knechte und Reitjungen waren der Kreis, in<lb/>
welchem ſie ſich herumdrehten. Drey Tage<lb/>
vor dem Bruch ihres Vaters haben ſie noch,<lb/>ſo geht hier das Geruͤcht, ſechs engliſche Pferde<lb/>
auf einer Fuchsjagd todtgeritten.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[9/0019]
und konnte in ſpaͤtern nicht glauben, daß ſie
es nicht noch ſey. Die maͤnnlichen Mitglieder
ihrer, immer ſehr glaͤnzenden, Cirkel, beſtaͤ-
tigten ſie in dieſer Meynung. Dieß machte
ihre Eitelkeit und ihren Hochmuth unheilbar.
Sie draͤngte ſich zu großen Bekanntſchaften
nicht minder eifrig, als ihr Mann, und beyde
bedeckten ſich mit Laͤcherlichkeiten in der großen
Welt, die ſie in der Hinſicht, daß ſie ſeine
Dukaten oder ſeinen Tiſch brauchte, oder ein-
mal brauchen konnte, aͤußerlich wohl aufnahm,
ſie aber hinter ihrem Ruͤcken auf das bitterſte
verſpottete.
Tepper hatte drey Soͤhne, die ganz auf
dem Fuße der modernen jungen franzoͤſiſch-
oder engliſch-polniſchen Herren lebten. Eng-
liſche Pferde, engliſche Wagen, engliſche Reit-
knechte und Reitjungen waren der Kreis, in
welchem ſie ſich herumdrehten. Drey Tage
vor dem Bruch ihres Vaters haben ſie noch,
ſo geht hier das Geruͤcht, ſechs engliſche Pferde
auf einer Fuchsjagd todtgeritten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/19>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.