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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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er war reich. Man sagte häufig, daß er sei-
nen Freund Piatoli mit Zuschüssen versorgte,
um ihn nicht in Versuchung gerathen zu las-
sen. Jch darf nicht entscheiden, ob dieß letz-
tre so ist, aber in Absicht des erstern kann ich
mich verbürgen.

Uebrigens war Piatoli ein Jtaliener. Er
konnte vierzig Jahr alt seyn. Sein Aeußeres
war unansehnlich. Farbe und Blick waren,
wie man sie sich an den Jtalienern gewöhn-
lich denkt. Er war dürre, klein und kränklich
aus Nervenschwäche, er sprach aber mit gro-
ßer Lebhaftigkeit und verstand die Kunst, seine
Sätze mit außerordentlicher Faßlichkeit vorzu-
tragen. Wenn er überreden wollte, war er
unwiderstehlich.

An Schlauigkeit und List übertraf Kol-
lontay
den Jgnatz Potocki und Piatoli weit.
Den Entwürfen jener lag eine gewisse Wärme
zum Grunde, aber er handelte mit der politi-
schen Kälte und Ueberlegung eines Mannes,
der sein Glück machen will, sey es auf wel-
chem Wege es sey.

er war reich. Man ſagte haͤufig, daß er ſei-
nen Freund Piatoli mit Zuſchuͤſſen verſorgte,
um ihn nicht in Verſuchung gerathen zu laſ-
ſen. Jch darf nicht entſcheiden, ob dieß letz-
tre ſo iſt, aber in Abſicht des erſtern kann ich
mich verbuͤrgen.

Uebrigens war Piatoli ein Jtaliener. Er
konnte vierzig Jahr alt ſeyn. Sein Aeußeres
war unanſehnlich. Farbe und Blick waren,
wie man ſie ſich an den Jtalienern gewoͤhn-
lich denkt. Er war duͤrre, klein und kraͤnklich
aus Nervenſchwaͤche, er ſprach aber mit gro-
ßer Lebhaftigkeit und verſtand die Kunſt, ſeine
Saͤtze mit außerordentlicher Faßlichkeit vorzu-
tragen. Wenn er uͤberreden wollte, war er
unwiderſtehlich.

An Schlauigkeit und Liſt uͤbertraf Kol-
lontay
den Jgnatz Potocki und Piatoli weit.
Den Entwuͤrfen jener lag eine gewiſſe Waͤrme
zum Grunde, aber er handelte mit der politi-
ſchen Kaͤlte und Ueberlegung eines Mannes,
der ſein Gluͤck machen will, ſey es auf wel-
chem Wege es ſey.

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[173/0183] er war reich. Man ſagte haͤufig, daß er ſei- nen Freund Piatoli mit Zuſchuͤſſen verſorgte, um ihn nicht in Verſuchung gerathen zu laſ- ſen. Jch darf nicht entſcheiden, ob dieß letz- tre ſo iſt, aber in Abſicht des erſtern kann ich mich verbuͤrgen. Uebrigens war Piatoli ein Jtaliener. Er konnte vierzig Jahr alt ſeyn. Sein Aeußeres war unanſehnlich. Farbe und Blick waren, wie man ſie ſich an den Jtalienern gewoͤhn- lich denkt. Er war duͤrre, klein und kraͤnklich aus Nervenſchwaͤche, er ſprach aber mit gro- ßer Lebhaftigkeit und verſtand die Kunſt, ſeine Saͤtze mit außerordentlicher Faßlichkeit vorzu- tragen. Wenn er uͤberreden wollte, war er unwiderſtehlich. An Schlauigkeit und Liſt uͤbertraf Kol- lontay den Jgnatz Potocki und Piatoli weit. Den Entwuͤrfen jener lag eine gewiſſe Waͤrme zum Grunde, aber er handelte mit der politi- ſchen Kaͤlte und Ueberlegung eines Mannes, der ſein Gluͤck machen will, ſey es auf wel- chem Wege es ſey.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/183>, abgerufen am 22.11.2024.