daß man euch Thüren verschlossen hat, die je- dem Abentheurer, wenn er nur wie oben er- wähnt gekleidet war, mit ausgezeichneter Ach- tung geöffnet wurden? Jch selbst, der ich jetzt zu euch rede, ich hätte neuerlich fast die Schan- de erlebt, an der Oper abgewiesen zu werden, wenn nicht ein Haarklauber, der bey einem Starosten, Meinesgleichen, dient, und der mich am Eingange fand, sich verbürgt hätte, daß ich ein Mann von Stande sey. Wenn viele unter uns nicht die väterliche Tracht ab- gelegt hätten, so würde vielleicht ich diesem Menschen, aus besonderer Gnade, den Eintritt zur Oper verschaft haben. Demnach trage ich darauf an, daß unsre väterlichen Gebräuche wieder hergestellt werden." --
Er verlangte, daß gestimmt würde. Man schob es unter dem Vorwande, daß es zu spät sey, auf. Es wäre um die französischen Klei- der gethan gewesen, wenn man nicht diesen
daß man euch Thuͤren verſchloſſen hat, die je- dem Abentheurer, wenn er nur wie oben er- waͤhnt gekleidet war, mit ausgezeichneter Ach- tung geoͤffnet wurden? Jch ſelbſt, der ich jetzt zu euch rede, ich haͤtte neuerlich faſt die Schan- de erlebt, an der Oper abgewieſen zu werden, wenn nicht ein Haarklauber, der bey einem Staroſten, Meinesgleichen, dient, und der mich am Eingange fand, ſich verbuͤrgt haͤtte, daß ich ein Mann von Stande ſey. Wenn viele unter uns nicht die vaͤterliche Tracht ab- gelegt haͤtten, ſo wuͤrde vielleicht ich dieſem Menſchen, aus beſonderer Gnade, den Eintritt zur Oper verſchaft haben. Demnach trage ich darauf an, daß unſre vaͤterlichen Gebraͤuche wieder hergeſtellt werden.“ —
Er verlangte, daß geſtimmt wuͤrde. Man ſchob es unter dem Vorwande, daß es zu ſpaͤt ſey, auf. Es waͤre um die franzoͤſiſchen Klei- der gethan geweſen, wenn man nicht dieſen
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daß man euch Thuͤren verſchloſſen hat, die je-
dem Abentheurer, wenn er nur wie oben er-
waͤhnt gekleidet war, mit ausgezeichneter Ach-
tung geoͤffnet wurden? Jch ſelbſt, der ich jetzt
zu euch rede, ich haͤtte neuerlich faſt die Schan-
de erlebt, an der Oper abgewieſen zu werden,
wenn nicht ein Haarklauber, der bey einem
Staroſten, Meinesgleichen, dient, und der
mich am Eingange fand, ſich verbuͤrgt haͤtte,
daß ich ein Mann von Stande ſey. Wenn
viele unter uns nicht die vaͤterliche Tracht ab-
gelegt haͤtten, ſo wuͤrde vielleicht ich dieſem
Menſchen, aus beſonderer Gnade, den Eintritt
zur Oper verſchaft haben. Demnach trage ich
darauf an, daß unſre vaͤterlichen Gebraͤuche
wieder hergeſtellt werden.“ —
Er verlangte, daß geſtimmt wuͤrde. Man
ſchob es unter dem Vorwande, daß es zu ſpaͤt
ſey, auf. Es waͤre um die franzoͤſiſchen Klei-
der gethan geweſen, wenn man nicht dieſen
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/156>, abgerufen am 27.07.2024.
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