Die Forderungen desjenigen Theils der Na- tion an ihn, der ihm seine Stimme gegeben hatte, waren den Absichten Rußlands, Preu- ßens, Czartoryski's und seiner eigenen gerade- zu entgegen gesetzt. Die Nation verlangte ih- re Rechte und Vortheile in ihrer ganzen Aus- dehnung; sie verlangte die Aufrechterhaltung ihrer Unabhängigkeit, und drang leidenschaft- lich auf die Entfernung der russischen Trup- pen, die doch Rußland, um seine Entwürfe durchzusetzen, in Polen eben so nöthig brauch- te, als die Czartoryski, um ihren Einfluß, und der König, um seine Krone, gegen seine Wi- dersacher, zu behaupten. Sie bestand auf die fortdauernde Ausschließung der Dissidenten von allen Staatsstellen, und den König drang sein Herz eben so sehr, als sein Verstand, diesen Theil seiner Unterthanen wieder zu heben, die auch an Rußland, Preußen, England und Dä- nemark mächtige Fürsprache hatten; sie lehnte sich gegen jede Veränderung in der Verfassung auf, und doch brauchte sie einen Schatz, eine
Die Forderungen desjenigen Theils der Na- tion an ihn, der ihm ſeine Stimme gegeben hatte, waren den Abſichten Rußlands, Preu- ßens, Czartoryski's und ſeiner eigenen gerade- zu entgegen geſetzt. Die Nation verlangte ih- re Rechte und Vortheile in ihrer ganzen Aus- dehnung; ſie verlangte die Aufrechterhaltung ihrer Unabhaͤngigkeit, und drang leidenſchaft- lich auf die Entfernung der ruſſiſchen Trup- pen, die doch Rußland, um ſeine Entwuͤrfe durchzuſetzen, in Polen eben ſo noͤthig brauch- te, als die Czartoryski, um ihren Einfluß, und der Koͤnig, um ſeine Krone, gegen ſeine Wi- derſacher, zu behaupten. Sie beſtand auf die fortdauernde Ausſchließung der Diſſidenten von allen Staatsſtellen, und den Koͤnig drang ſein Herz eben ſo ſehr, als ſein Verſtand, dieſen Theil ſeiner Unterthanen wieder zu heben, die auch an Rußland, Preußen, England und Daͤ- nemark maͤchtige Fuͤrſprache hatten; ſie lehnte ſich gegen jede Veraͤnderung in der Verfaſſung auf, und doch brauchte ſie einen Schatz, eine
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Die Forderungen desjenigen Theils der Na-
tion an ihn, der ihm ſeine Stimme gegeben
hatte, waren den Abſichten Rußlands, Preu-
ßens, Czartoryski's und ſeiner eigenen gerade-
zu entgegen geſetzt. Die Nation verlangte ih-
re Rechte und Vortheile in ihrer ganzen Aus-
dehnung; ſie verlangte die Aufrechterhaltung
ihrer Unabhaͤngigkeit, und drang leidenſchaft-
lich auf die Entfernung der ruſſiſchen Trup-
pen, die doch Rußland, um ſeine Entwuͤrfe
durchzuſetzen, in Polen eben ſo noͤthig brauch-
te, als die Czartoryski, um ihren Einfluß, und
der Koͤnig, um ſeine Krone, gegen ſeine Wi-
derſacher, zu behaupten. Sie beſtand auf die
fortdauernde Ausſchließung der Diſſidenten von
allen Staatsſtellen, und den Koͤnig drang ſein
Herz eben ſo ſehr, als ſein Verſtand, dieſen
Theil ſeiner Unterthanen wieder zu heben, die
auch an Rußland, Preußen, England und Daͤ-
nemark maͤchtige Fuͤrſprache hatten; ſie lehnte
ſich gegen jede Veraͤnderung in der Verfaſſung
auf, und doch brauchte ſie einen Schatz, eine
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/144>, abgerufen am 16.02.2025.
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