maße und sich andre Dinge erlaube, die den Vorschriften der Väter zuwider liefen. Bey allen Konföderationen und an mehreren Reichs- tagen wurden den Ständen Beschwerden dar- über vorgetragen; aber diese fanden nicht rath- sam, etwas Klares und Bündiges darüber fest zu setzen; und so wurde die Eintracht unter den Griechen nie wieder hergestellt. Da die nichtunierten Griechen mit unter denjeni- gen Dissidenten begriffen waren, welche die Beschlüsse von den Jahren 1732 und 1736 ih- rer staatsbürgerlichen Rechte beraubt hatten, so wurden sie in diesem Punkt nicht anders behandelt, als die Lutheraner und Kalvinisten.
Diese waren unter einander nicht weniger uneinig, als die Griechen, und nicht weniger unduldsam gegen diese und die Arianer, als die Katholiken selbst. Sie hatten die Unüber- legtheit so weit getrieben, mit letztern gemein- schaftliche Sache zu machen, als sie den Ent- schluß faßten, die Arianer in Polen ganz zu vertilgen. Sie ahnten in ihrer fanatischen
G 2
maße und ſich andre Dinge erlaube, die den Vorſchriften der Vaͤter zuwider liefen. Bey allen Konfoͤderationen und an mehreren Reichs- tagen wurden den Staͤnden Beſchwerden dar- uͤber vorgetragen; aber dieſe fanden nicht rath- ſam, etwas Klares und Buͤndiges daruͤber feſt zu ſetzen; und ſo wurde die Eintracht unter den Griechen nie wieder hergeſtellt. Da die nichtunierten Griechen mit unter denjeni- gen Diſſidenten begriffen waren, welche die Beſchluͤſſe von den Jahren 1732 und 1736 ih- rer ſtaatsbuͤrgerlichen Rechte beraubt hatten, ſo wurden ſie in dieſem Punkt nicht anders behandelt, als die Lutheraner und Kalviniſten.
Dieſe waren unter einander nicht weniger uneinig, als die Griechen, und nicht weniger unduldſam gegen dieſe und die Arianer, als die Katholiken ſelbſt. Sie hatten die Unuͤber- legtheit ſo weit getrieben, mit letztern gemein- ſchaftliche Sache zu machen, als ſie den Ent- ſchluß faßten, die Arianer in Polen ganz zu vertilgen. Sie ahnten in ihrer fanatiſchen
G 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0109"n="99"/>
maße und ſich andre Dinge erlaube, die den<lb/>
Vorſchriften der Vaͤter zuwider liefen. Bey<lb/>
allen Konfoͤderationen und an mehreren Reichs-<lb/>
tagen wurden den Staͤnden Beſchwerden dar-<lb/>
uͤber vorgetragen; aber dieſe fanden nicht rath-<lb/>ſam, etwas Klares und Buͤndiges daruͤber feſt<lb/>
zu ſetzen; und ſo wurde die Eintracht unter<lb/>
den Griechen nie wieder hergeſtellt. Da die<lb/><hirendition="#g">nichtunierten</hi> Griechen mit unter denjeni-<lb/>
gen Diſſidenten begriffen waren, welche die<lb/>
Beſchluͤſſe von den Jahren 1732 und 1736 ih-<lb/>
rer ſtaatsbuͤrgerlichen Rechte beraubt hatten,<lb/>ſo wurden ſie in dieſem Punkt nicht anders<lb/>
behandelt, als die Lutheraner und Kalviniſten.</p><lb/><p>Dieſe waren unter einander nicht weniger<lb/>
uneinig, als die Griechen, und nicht weniger<lb/>
unduldſam gegen dieſe und die Arianer, als<lb/>
die Katholiken ſelbſt. Sie hatten die Unuͤber-<lb/>
legtheit ſo weit getrieben, mit letztern gemein-<lb/>ſchaftliche Sache zu machen, als ſie den Ent-<lb/>ſchluß faßten, die Arianer in Polen ganz zu<lb/>
vertilgen. Sie ahnten in ihrer fanatiſchen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[99/0109]
maße und ſich andre Dinge erlaube, die den
Vorſchriften der Vaͤter zuwider liefen. Bey
allen Konfoͤderationen und an mehreren Reichs-
tagen wurden den Staͤnden Beſchwerden dar-
uͤber vorgetragen; aber dieſe fanden nicht rath-
ſam, etwas Klares und Buͤndiges daruͤber feſt
zu ſetzen; und ſo wurde die Eintracht unter
den Griechen nie wieder hergeſtellt. Da die
nichtunierten Griechen mit unter denjeni-
gen Diſſidenten begriffen waren, welche die
Beſchluͤſſe von den Jahren 1732 und 1736 ih-
rer ſtaatsbuͤrgerlichen Rechte beraubt hatten,
ſo wurden ſie in dieſem Punkt nicht anders
behandelt, als die Lutheraner und Kalviniſten.
Dieſe waren unter einander nicht weniger
uneinig, als die Griechen, und nicht weniger
unduldſam gegen dieſe und die Arianer, als
die Katholiken ſelbſt. Sie hatten die Unuͤber-
legtheit ſo weit getrieben, mit letztern gemein-
ſchaftliche Sache zu machen, als ſie den Ent-
ſchluß faßten, die Arianer in Polen ganz zu
vertilgen. Sie ahnten in ihrer fanatiſchen
G 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/109>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.