last Radziwil auf der Krakauer Vorstadt, und namentlich dessen erster Stock, der einen sehr großen Saal, drey kleinere, und einige Zim- mer enthält. Dieß letztre Lokale ist bey wei- tem nicht so neu, so gut verziert und so an- ständig, als das erstere; aber es wird mehr be- sucht, weil der Eintritt um einen oder zwey Gulden wohlfeiler und die Maskenfreyheit aus- gedehnter ist.
Man kömmt in die Radziwil'sche Redoute, wie man geht und steht, in Stiefeln und Sporn, in Rock und Jacke, mit oder ohne Larve. Die einzige Spur von Redoutenpoli- cey ist, daß man den Säbel abgeben muß, wenn man eintritt. Hunde gehen unangetastet mit ihren Herren herein.
Einen Domino oder Tabaro sieht man hier äußerst selten und nur immer bey Fremden, die noch keine polnische Redoute besucht haben, mithin sich so einrichten, wie es an andern Orten erforderlich ist. Jeder kömmt, wenn nicht etwa Bestellungen, oder eifersüchtige Be-
laſt Radziwil auf der Krakauer Vorſtadt, und namentlich deſſen erſter Stock, der einen ſehr großen Saal, drey kleinere, und einige Zim- mer enthaͤlt. Dieß letztre Lokale iſt bey wei- tem nicht ſo neu, ſo gut verziert und ſo an- ſtaͤndig, als das erſtere; aber es wird mehr be- ſucht, weil der Eintritt um einen oder zwey Gulden wohlfeiler und die Maſkenfreyheit aus- gedehnter iſt.
Man koͤmmt in die Radziwil'ſche Redoute, wie man geht und ſteht, in Stiefeln und Sporn, in Rock und Jacke, mit oder ohne Larve. Die einzige Spur von Redoutenpoli- cey iſt, daß man den Saͤbel abgeben muß, wenn man eintritt. Hunde gehen unangetaſtet mit ihren Herren herein.
Einen Domino oder Tabaro ſieht man hier aͤußerſt ſelten und nur immer bey Fremden, die noch keine polniſche Redoute beſucht haben, mithin ſich ſo einrichten, wie es an andern Orten erforderlich iſt. Jeder koͤmmt, wenn nicht etwa Beſtellungen, oder eiferſuͤchtige Be-
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[28/0038]
laſt Radziwil auf der Krakauer Vorſtadt, und
namentlich deſſen erſter Stock, der einen ſehr
großen Saal, drey kleinere, und einige Zim-
mer enthaͤlt. Dieß letztre Lokale iſt bey wei-
tem nicht ſo neu, ſo gut verziert und ſo an-
ſtaͤndig, als das erſtere; aber es wird mehr be-
ſucht, weil der Eintritt um einen oder zwey
Gulden wohlfeiler und die Maſkenfreyheit aus-
gedehnter iſt.
Man koͤmmt in die Radziwil'ſche Redoute,
wie man geht und ſteht, in Stiefeln und
Sporn, in Rock und Jacke, mit oder ohne
Larve. Die einzige Spur von Redoutenpoli-
cey iſt, daß man den Saͤbel abgeben muß,
wenn man eintritt. Hunde gehen unangetaſtet
mit ihren Herren herein.
Einen Domino oder Tabaro ſieht man hier
aͤußerſt ſelten und nur immer bey Fremden,
die noch keine polniſche Redoute beſucht haben,
mithin ſich ſo einrichten, wie es an andern
Orten erforderlich iſt. Jeder koͤmmt, wenn
nicht etwa Beſtellungen, oder eiferſuͤchtige Be-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/38>, abgerufen am 22.07.2024.
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