liche Stücke von sehr lebhaft gefärbtem seidnem Zeuge, glatt oder gestreift, befestigt und sie, zwischen ihnen und dem Schlitten, locker aus- spannt. Sie schützen die Schlittenfahrer vor den Unrath, den die Pferde mit den Hufen zurück zu werfen pflegen, und geben zugleich den Anblick von Seegeln, die durch die Schnel- ligkeit, womit man die Luft durchschneidet, angeschwellt werden. Da das Ganze des Schlit- tenfahrens ein wenig auf Tand und Abenteuer- lichkeit berechnet ist, so macht dieser Zusatz, in diesem Geiste genommen, eine sehr vortheil- hafte Wirkung.
Ein andres winterliches Vergnügen ist die Reduote. Sie fängt hier zu Anfange des Decembers an, dauert bis Fastnacht, macht sodann die Fasten hindurch Stillstand, wird nach Ostern fortgesetzt, und währt bis Pfing- sten. Sie wird an zwey Orten wöchentlich ge- geben. Das eine Lokale begreift die Säle hin- ter dem Schauspielhause, deren zwey große und zwey kleinere sind; das andre ist der Pal-
liche Stuͤcke von ſehr lebhaft gefaͤrbtem ſeidnem Zeuge, glatt oder geſtreift, befeſtigt und ſie, zwiſchen ihnen und dem Schlitten, locker aus- ſpannt. Sie ſchuͤtzen die Schlittenfahrer vor den Unrath, den die Pferde mit den Hufen zuruͤck zu werfen pflegen, und geben zugleich den Anblick von Seegeln, die durch die Schnel- ligkeit, womit man die Luft durchſchneidet, angeſchwellt werden. Da das Ganze des Schlit- tenfahrens ein wenig auf Tand und Abenteuer- lichkeit berechnet iſt, ſo macht dieſer Zuſatz, in dieſem Geiſte genommen, eine ſehr vortheil- hafte Wirkung.
Ein andres winterliches Vergnuͤgen iſt die Reduote. Sie faͤngt hier zu Anfange des Decembers an, dauert bis Faſtnacht, macht ſodann die Faſten hindurch Stillſtand, wird nach Oſtern fortgeſetzt, und waͤhrt bis Pfing- ſten. Sie wird an zwey Orten woͤchentlich ge- geben. Das eine Lokale begreift die Saͤle hin- ter dem Schauſpielhauſe, deren zwey große und zwey kleinere ſind; das andre iſt der Pal-
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liche Stuͤcke von ſehr lebhaft gefaͤrbtem ſeidnem
Zeuge, glatt oder geſtreift, befeſtigt und ſie,
zwiſchen ihnen und dem Schlitten, locker aus-
ſpannt. Sie ſchuͤtzen die Schlittenfahrer vor
den Unrath, den die Pferde mit den Hufen
zuruͤck zu werfen pflegen, und geben zugleich
den Anblick von Seegeln, die durch die Schnel-
ligkeit, womit man die Luft durchſchneidet,
angeſchwellt werden. Da das Ganze des Schlit-
tenfahrens ein wenig auf Tand und Abenteuer-
lichkeit berechnet iſt, ſo macht dieſer Zuſatz, in
dieſem Geiſte genommen, eine ſehr vortheil-
hafte Wirkung.
Ein andres winterliches Vergnuͤgen iſt die
Reduote. Sie faͤngt hier zu Anfange des
Decembers an, dauert bis Faſtnacht, macht
ſodann die Faſten hindurch Stillſtand, wird
nach Oſtern fortgeſetzt, und waͤhrt bis Pfing-
ſten. Sie wird an zwey Orten woͤchentlich ge-
geben. Das eine Lokale begreift die Saͤle hin-
ter dem Schauſpielhauſe, deren zwey große
und zwey kleinere ſind; das andre iſt der Pal-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/37>, abgerufen am 22.07.2024.
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