kavallerie, und einigen berüchtigten, schon et- was veralteten, Koketten fleißig vorstellten.
Einige Tage hindurch kam er nicht zu Ti- sche und zwey seiner neuen Freunde auch nicht. Von dem dritten vernahmen wir beyläufig, daß er bey Dangel einen schönen Wagen, und von einem Starosten, den er nannte, ein paar köstliche Pferde gekauft habe. Den andern Tag war ich noch auf meinem Zimmer, als ein neuer Wagen, die Pferde im stärksten Sprunge, über den Hof her stürmten. Ein stattlicher Kutscher in neuer Livree auf dem Bocke, ein eben so stattlicher Bedienter hinter dem Wagen, drey junge Leute darin. Unser "nouvellement debarque" (abermals in ei- nem neuem Anzuge) und zwey seiner neuen Freunde, sprangen heraus.
Der junge Mann war nicht mehr derselbe. Er hatte ein hochfahrendes, stürmisches Wesen angenommen, mißhandelte die Kredenzer, trank Burgunder aus einem Bierglase, sprach von großen Bekanntschaften, und als man ihm die
kavallerie, und einigen beruͤchtigten, ſchon et- was veralteten, Koketten fleißig vorſtellten.
Einige Tage hindurch kam er nicht zu Ti- ſche und zwey ſeiner neuen Freunde auch nicht. Von dem dritten vernahmen wir beylaͤufig, daß er bey Dangel einen ſchoͤnen Wagen, und von einem Staroſten, den er nannte, ein paar koͤſtliche Pferde gekauft habe. Den andern Tag war ich noch auf meinem Zimmer, als ein neuer Wagen, die Pferde im ſtaͤrkſten Sprunge, uͤber den Hof her ſtuͤrmten. Ein ſtattlicher Kutſcher in neuer Livree auf dem Bocke, ein eben ſo ſtattlicher Bedienter hinter dem Wagen, drey junge Leute darin. Unſer „nouvellement debarqué“ (abermals in ei- nem neuem Anzuge) und zwey ſeiner neuen Freunde, ſprangen heraus.
Der junge Mann war nicht mehr derſelbe. Er hatte ein hochfahrendes, ſtuͤrmiſches Weſen angenommen, mißhandelte die Kredenzer, trank Burgunder aus einem Bierglaſe, ſprach von großen Bekanntſchaften, und als man ihm die
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[13/0023]
kavallerie, und einigen beruͤchtigten, ſchon et-
was veralteten, Koketten fleißig vorſtellten.
Einige Tage hindurch kam er nicht zu Ti-
ſche und zwey ſeiner neuen Freunde auch nicht.
Von dem dritten vernahmen wir beylaͤufig,
daß er bey Dangel einen ſchoͤnen Wagen, und
von einem Staroſten, den er nannte, ein paar
koͤſtliche Pferde gekauft habe. Den andern
Tag war ich noch auf meinem Zimmer, als
ein neuer Wagen, die Pferde im ſtaͤrkſten
Sprunge, uͤber den Hof her ſtuͤrmten. Ein
ſtattlicher Kutſcher in neuer Livree auf dem
Bocke, ein eben ſo ſtattlicher Bedienter hinter
dem Wagen, drey junge Leute darin. Unſer
„nouvellement debarqué“ (abermals in ei-
nem neuem Anzuge) und zwey ſeiner neuen
Freunde, ſprangen heraus.
Der junge Mann war nicht mehr derſelbe.
Er hatte ein hochfahrendes, ſtuͤrmiſches Weſen
angenommen, mißhandelte die Kredenzer, trank
Burgunder aus einem Bierglaſe, ſprach von
großen Bekanntſchaften, und als man ihm die
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/23>, abgerufen am 22.07.2024.
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