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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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habe, beschaffen. Hier ist die Frage nicht, ob
sie als Jünglinge anders seyn sollten, um als
Männer anders zu werden, und sodann ihren
kranken Staatskörper zu heilen. Jch scheue
die Erörterungen derselben, die seit einigen
Jahren, trotz ihrem Anziehenden, bis zur Tri-
vialität herab geschwatzt und geschrieben wor-
den sind.

Die Erziehung der weiblichen Kinder nimmt,
in ihrer Art, ganz denselben freyen Gang.
Jhr erster Zweck ist, Bildung zur Schönheit,
Liebenswürdigkeit, Eroberung. Die Tugenden
der Hausmutter und der Gattin, bleiben den
Umständen überlassen, die sie, mit einem Reste
von Herz und Gefühl verbunden, welche von
der galanten Erziehung nicht ganz verdrängt
worden, hervorbringen oder nicht hervorbrin-
gen. Hierüber werden den jungen Mädchen
keine Lehren gegeben, und Beyspiele kommen
ihnen selten vor. Ein Mahl im Gesicht oder
an der Hand, ängstigt hier eine zärtliche Mut-
ter mehr, als ein Fehler des Verstandes, und

O 2

habe, beſchaffen. Hier iſt die Frage nicht, ob
ſie als Juͤnglinge anders ſeyn ſollten, um als
Maͤnner anders zu werden, und ſodann ihren
kranken Staatskoͤrper zu heilen. Jch ſcheue
die Eroͤrterungen derſelben, die ſeit einigen
Jahren, trotz ihrem Anziehenden, bis zur Tri-
vialitaͤt herab geſchwatzt und geſchrieben wor-
den ſind.

Die Erziehung der weiblichen Kinder nimmt,
in ihrer Art, ganz denſelben freyen Gang.
Jhr erſter Zweck iſt, Bildung zur Schoͤnheit,
Liebenswuͤrdigkeit, Eroberung. Die Tugenden
der Hausmutter und der Gattin, bleiben den
Umſtaͤnden uͤberlaſſen, die ſie, mit einem Reſte
von Herz und Gefuͤhl verbunden, welche von
der galanten Erziehung nicht ganz verdraͤngt
worden, hervorbringen oder nicht hervorbrin-
gen. Hieruͤber werden den jungen Maͤdchen
keine Lehren gegeben, und Beyſpiele kommen
ihnen ſelten vor. Ein Mahl im Geſicht oder
an der Hand, aͤngſtigt hier eine zaͤrtliche Mut-
ter mehr, als ein Fehler des Verſtandes, und

O 2
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[211/0221] habe, beſchaffen. Hier iſt die Frage nicht, ob ſie als Juͤnglinge anders ſeyn ſollten, um als Maͤnner anders zu werden, und ſodann ihren kranken Staatskoͤrper zu heilen. Jch ſcheue die Eroͤrterungen derſelben, die ſeit einigen Jahren, trotz ihrem Anziehenden, bis zur Tri- vialitaͤt herab geſchwatzt und geſchrieben wor- den ſind. Die Erziehung der weiblichen Kinder nimmt, in ihrer Art, ganz denſelben freyen Gang. Jhr erſter Zweck iſt, Bildung zur Schoͤnheit, Liebenswuͤrdigkeit, Eroberung. Die Tugenden der Hausmutter und der Gattin, bleiben den Umſtaͤnden uͤberlaſſen, die ſie, mit einem Reſte von Herz und Gefuͤhl verbunden, welche von der galanten Erziehung nicht ganz verdraͤngt worden, hervorbringen oder nicht hervorbrin- gen. Hieruͤber werden den jungen Maͤdchen keine Lehren gegeben, und Beyſpiele kommen ihnen ſelten vor. Ein Mahl im Geſicht oder an der Hand, aͤngſtigt hier eine zaͤrtliche Mut- ter mehr, als ein Fehler des Verſtandes, und O 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/221>, abgerufen am 26.11.2024.