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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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ihren Unternehmungen schaden würden, wenn
sie jene Mittel dabey anwenden könnten oder
wollten. Körperliche Reize und Ueberredungs-
gabe, die aus diesen hervorgeht; die Kunst,
fein zu schmeicheln, gewisse Hoffnungen zu er-
wecken, durch Thränen zu erweichen, durch
liebenswürdigen Ungestüm zu überraschen, durch
schönen Zorn zu erschrecken, die Nachgiebigkeit
und Artigkeit, welche Natur und Gewohnheit
gegen sie in den Mann gelegt haben, geschickt
zu nutzen: diese Eigenschaften sind es, die
hier, mit List und Geschmeidigkeit der Lippen
verbunden, in den Geschäften oft Wunder thun,
und die bey den hiesigen Weibern, wie bey den
Männern, durch Liebe, Galanterie und erreg-
ten Enthusiasmus eben so oft, als durch Geld,
Juwelen und schöne Postzüge, in Thätigkeit
gesetzt werden.

Kein Beschluß kostete der Mehrheit des
Revolutions-Reichstages mehr Mühe durch-
zusetzen, als die Zurückbringung der Staro-
steyen an den Staat und deren Verkauf; denn

Drittes Heft. L

ihren Unternehmungen ſchaden wuͤrden, wenn
ſie jene Mittel dabey anwenden koͤnnten oder
wollten. Koͤrperliche Reize und Ueberredungs-
gabe, die aus dieſen hervorgeht; die Kunſt,
fein zu ſchmeicheln, gewiſſe Hoffnungen zu er-
wecken, durch Thraͤnen zu erweichen, durch
liebenswuͤrdigen Ungeſtuͤm zu uͤberraſchen, durch
ſchoͤnen Zorn zu erſchrecken, die Nachgiebigkeit
und Artigkeit, welche Natur und Gewohnheit
gegen ſie in den Mann gelegt haben, geſchickt
zu nutzen: dieſe Eigenſchaften ſind es, die
hier, mit Liſt und Geſchmeidigkeit der Lippen
verbunden, in den Geſchaͤften oft Wunder thun,
und die bey den hieſigen Weibern, wie bey den
Maͤnnern, durch Liebe, Galanterie und erreg-
ten Enthuſiasmus eben ſo oft, als durch Geld,
Juwelen und ſchoͤne Poſtzuͤge, in Thaͤtigkeit
geſetzt werden.

Kein Beſchluß koſtete der Mehrheit des
Revolutions-Reichstages mehr Muͤhe durch-
zuſetzen, als die Zuruͤckbringung der Staro-
ſteyen an den Staat und deren Verkauf; denn

Drittes Heft. L
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[161/0171] ihren Unternehmungen ſchaden wuͤrden, wenn ſie jene Mittel dabey anwenden koͤnnten oder wollten. Koͤrperliche Reize und Ueberredungs- gabe, die aus dieſen hervorgeht; die Kunſt, fein zu ſchmeicheln, gewiſſe Hoffnungen zu er- wecken, durch Thraͤnen zu erweichen, durch liebenswuͤrdigen Ungeſtuͤm zu uͤberraſchen, durch ſchoͤnen Zorn zu erſchrecken, die Nachgiebigkeit und Artigkeit, welche Natur und Gewohnheit gegen ſie in den Mann gelegt haben, geſchickt zu nutzen: dieſe Eigenſchaften ſind es, die hier, mit Liſt und Geſchmeidigkeit der Lippen verbunden, in den Geſchaͤften oft Wunder thun, und die bey den hieſigen Weibern, wie bey den Maͤnnern, durch Liebe, Galanterie und erreg- ten Enthuſiasmus eben ſo oft, als durch Geld, Juwelen und ſchoͤne Poſtzuͤge, in Thaͤtigkeit geſetzt werden. Kein Beſchluß koſtete der Mehrheit des Revolutions-Reichstages mehr Muͤhe durch- zuſetzen, als die Zuruͤckbringung der Staro- ſteyen an den Staat und deren Verkauf; denn Drittes Heft. L

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/171>, abgerufen am 24.11.2024.