der Treue. Mehrere Große gingen jetzt zur siegenden Partey zurück, und verließen die schwächere. Das Lager der letztern wurde von den Russen eingeschlossen; was noch von An- hängern zu ihr hätte stoßen wollen, konnte nicht durchdringen; im Lager selbst fehlte es an Zel- ten, an Lebensmitteln, an Munition und Geld; die Hauptpersonen wurden schon in den er- sten Tagen uneins, denn der Großfeldherr be- hauptete seinen Stolz, der Bischof von Kra- kau wollte, daß alles nach seinem Willen ge- hen sollte, Rzewuski war zu bedenklich und Radziwil beharrte auf seinem Kopfe, nahm keine Vorstellungen an, und entfernte sich end- lich ganz aus dem Lager. Eben so, bald nach- her, der Woiwode von Kiow, Potocki, der Bischof von Krakau, der Großküchenmeister Poninski, und viele andre der bedeutendsten Anhänger seiner Partey. Sein ganzer Plan scheiterte, und er war nicht im Stande, et- was Bedeutendes zu unternehmen. Als nach- her der Wahlreichstag berufen ward, erhielt
der Treue. Mehrere Große gingen jetzt zur ſiegenden Partey zuruͤck, und verließen die ſchwaͤchere. Das Lager der letztern wurde von den Ruſſen eingeſchloſſen; was noch von An- haͤngern zu ihr haͤtte ſtoßen wollen, konnte nicht durchdringen; im Lager ſelbſt fehlte es an Zel- ten, an Lebensmitteln, an Munition und Geld; die Hauptperſonen wurden ſchon in den er- ſten Tagen uneins, denn der Großfeldherr be- hauptete ſeinen Stolz, der Biſchof von Kra- kau wollte, daß alles nach ſeinem Willen ge- hen ſollte, Rzewuski war zu bedenklich und Radziwil beharrte auf ſeinem Kopfe, nahm keine Vorſtellungen an, und entfernte ſich end- lich ganz aus dem Lager. Eben ſo, bald nach- her, der Woiwode von Kiow, Potocki, der Biſchof von Krakau, der Großkuͤchenmeiſter Poninski, und viele andre der bedeutendſten Anhaͤnger ſeiner Partey. Sein ganzer Plan ſcheiterte, und er war nicht im Stande, et- was Bedeutendes zu unternehmen. Als nach- her der Wahlreichstag berufen ward, erhielt
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der Treue. Mehrere Große gingen jetzt zur
ſiegenden Partey zuruͤck, und verließen die
ſchwaͤchere. Das Lager der letztern wurde von
den Ruſſen eingeſchloſſen; was noch von An-
haͤngern zu ihr haͤtte ſtoßen wollen, konnte nicht
durchdringen; im Lager ſelbſt fehlte es an Zel-
ten, an Lebensmitteln, an Munition und Geld;
die Hauptperſonen wurden ſchon in den er-
ſten Tagen uneins, denn der Großfeldherr be-
hauptete ſeinen Stolz, der Biſchof von Kra-
kau wollte, daß alles nach ſeinem Willen ge-
hen ſollte, Rzewuski war zu bedenklich und
Radziwil beharrte auf ſeinem Kopfe, nahm
keine Vorſtellungen an, und entfernte ſich end-
lich ganz aus dem Lager. Eben ſo, bald nach-
her, der Woiwode von Kiow, Potocki, der
Biſchof von Krakau, der Großkuͤchenmeiſter
Poninski, und viele andre der bedeutendſten
Anhaͤnger ſeiner Partey. Sein ganzer Plan
ſcheiterte, und er war nicht im Stande, et-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/137>, abgerufen am 22.07.2024.
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