Ueberdieß war das Sächsische Haus zu spar- sam, und befestigte seine Anhänger nicht ge- nug durch klingenden Dank in ihrer Freund- schaft, gab also auch wenig Hoffnung, das je zu ersetzen, was sie, wenn die Russische Par- tey völlig obsiegte, durch den Verlust ihrer Stellen oder durch Exekutionen, auf ihre Gü- ter verlegt, hätten einbüßen können.
Die dritte Partey war die schwächste. Der Großfeldherr selbst war ein stolzer, ungestümer Mann, dem es durchaus an der Klugheit und Geschmeidigkeit fehlte, die von dem Haupt einer Partey, besonders in Polen, wo man mit Leuten zu thun hat, die sich bey solchen Gelegenheiten alle für gleich und gleich und für Gönner und Beförderer halten, als die er- sten Bedingnisse gefordert werden. Er hatte allerdings auch einige Anhänger unter dem Adel, verließ sich aber besonders auf seinen großen Einfluß bey der Armee, und auf den Beystand des türkischen Hofes.
Ueberdieß war das Saͤchſiſche Haus zu ſpar- ſam, und befeſtigte ſeine Anhaͤnger nicht ge- nug durch klingenden Dank in ihrer Freund- ſchaft, gab alſo auch wenig Hoffnung, das je zu erſetzen, was ſie, wenn die Ruſſiſche Par- tey voͤllig obſiegte, durch den Verluſt ihrer Stellen oder durch Exekutionen, auf ihre Guͤ- ter verlegt, haͤtten einbuͤßen koͤnnen.
Die dritte Partey war die ſchwaͤchſte. Der Großfeldherr ſelbſt war ein ſtolzer, ungeſtuͤmer Mann, dem es durchaus an der Klugheit und Geſchmeidigkeit fehlte, die von dem Haupt einer Partey, beſonders in Polen, wo man mit Leuten zu thun hat, die ſich bey ſolchen Gelegenheiten alle fuͤr gleich und gleich und fuͤr Goͤnner und Befoͤrderer halten, als die er- ſten Bedingniſſe gefordert werden. Er hatte allerdings auch einige Anhaͤnger unter dem Adel, verließ ſich aber beſonders auf ſeinen großen Einfluß bey der Armee, und auf den Beyſtand des tuͤrkiſchen Hofes.
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Ueberdieß war das Saͤchſiſche Haus zu ſpar-
ſam, und befeſtigte ſeine Anhaͤnger nicht ge-
nug durch klingenden Dank in ihrer Freund-
ſchaft, gab alſo auch wenig Hoffnung, das je
zu erſetzen, was ſie, wenn die Ruſſiſche Par-
tey voͤllig obſiegte, durch den Verluſt ihrer
Stellen oder durch Exekutionen, auf ihre Guͤ-
ter verlegt, haͤtten einbuͤßen koͤnnen.
Die dritte Partey war die ſchwaͤchſte. Der
Großfeldherr ſelbſt war ein ſtolzer, ungeſtuͤmer
Mann, dem es durchaus an der Klugheit
und Geſchmeidigkeit fehlte, die von dem Haupt
einer Partey, beſonders in Polen, wo man
mit Leuten zu thun hat, die ſich bey ſolchen
Gelegenheiten alle fuͤr gleich und gleich und
fuͤr Goͤnner und Befoͤrderer halten, als die er-
ſten Bedingniſſe gefordert werden. Er hatte
allerdings auch einige Anhaͤnger unter dem
Adel, verließ ſich aber beſonders auf ſeinen
großen Einfluß bey der Armee, und auf den
Beyſtand des tuͤrkiſchen Hofes.
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/133>, abgerufen am 16.02.2025.
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