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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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Haaren, Dutzende schöner Wagen in Schup-
pen verschlossen, glänzende Gesellschaften und
kein rauchender Schornstein, hunderttausend
"Zecchini" im Vermögen, und nichts als
kupferne "bajochi", oder
"grani",oder
"crazie" oder "foldi" im
Beutel, mit allem,
was Jtalien Erlauchtes hat, verwandt, und
in einem verblaßten Seiden- oder abgeschab-
ten Tuchrock gekleidet. --

Die polnische große Welt vereinigt viele
dieser, unter drei Nationen zerstreuten, Züge,
hat aber auch für andre gar keinen Sinn.
So hat sie mit den ältern Franzosen den
Durst nach Würden, Orden und andern Ab-
zeichen, den Hang zur Gesellschaftlichkeit,
zum Wohlleben, und zum galanten Verkehr
mit Weibern, die Gastfreundschaftlichkeit aus
Politik und Eitelkeit, ganz gemein; weniger,
die Sucht, Verse und Bonmots und neumo-
dische Erfindungen zu machen; am wenigsten,
das Ringen und Streben nach der Gunst des
Königs. Das Letztre hat sie, der Verfassung

wegen,

Haaren, Dutzende ſchoͤner Wagen in Schup-
pen verſchloſſen, glaͤnzende Geſellſchaften und
kein rauchender Schornſtein, hunderttauſend
Zecchini“ im Vermoͤgen, und nichts als
kupferne „bajochi“, oder
grani“,oder
crazie“ oder „foldi“ im
Beutel, mit allem,
was Jtalien Erlauchtes hat, verwandt, und
in einem verblaßten Seiden- oder abgeſchab-
ten Tuchrock gekleidet. —

Die polniſche große Welt vereinigt viele
dieſer, unter drei Nationen zerſtreuten, Zuͤge,
hat aber auch fuͤr andre gar keinen Sinn.
So hat ſie mit den aͤltern Franzoſen den
Durſt nach Wuͤrden, Orden und andern Ab-
zeichen, den Hang zur Geſellſchaftlichkeit,
zum Wohlleben, und zum galanten Verkehr
mit Weibern, die Gaſtfreundſchaftlichkeit aus
Politik und Eitelkeit, ganz gemein; weniger,
die Sucht, Verſe und Bonmots und neumo-
diſche Erfindungen zu machen; am wenigſten,
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[176/0186] Haaren, Dutzende ſchoͤner Wagen in Schup- pen verſchloſſen, glaͤnzende Geſellſchaften und kein rauchender Schornſtein, hunderttauſend „Zecchini“ im Vermoͤgen, und nichts als kupferne „bajochi“, oder „grani“,oder „crazie“ oder „foldi“ im Beutel, mit allem, was Jtalien Erlauchtes hat, verwandt, und in einem verblaßten Seiden- oder abgeſchab- ten Tuchrock gekleidet. — Die polniſche große Welt vereinigt viele dieſer, unter drei Nationen zerſtreuten, Zuͤge, hat aber auch fuͤr andre gar keinen Sinn. So hat ſie mit den aͤltern Franzoſen den Durſt nach Wuͤrden, Orden und andern Ab- zeichen, den Hang zur Geſellſchaftlichkeit, zum Wohlleben, und zum galanten Verkehr mit Weibern, die Gaſtfreundſchaftlichkeit aus Politik und Eitelkeit, ganz gemein; weniger, die Sucht, Verſe und Bonmots und neumo- diſche Erfindungen zu machen; am wenigſten, das Ringen und Streben nach der Gunſt des Koͤnigs. Das Letztre hat ſie, der Verfaſſung wegen,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/186>, abgerufen am 22.11.2024.