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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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hen, und fand zwar sie, aber nicht die Schlös-
ser. Auf seine Erkundigung zeigte man ihm
gewisse Plätze, wo ehedem, nach den Trüm-
mern zu urtheilen, Schlösser gestanden haben
konnten, und ein sehr alter Bauer versicherte
ihm, daß er noch die Steine des Einen habe
wegfahren helfen, um auf einem andern Gute
einen Viehstall davon zu erbauen. Von dem
allen wußte der gegenwärtige Besitzer nichts,
und wahrscheinlich hatte schon sein Vater nichts
davon gewußt, der vielleicht bloß nach jenem
Jnventarium, das sich noch in der Familie
fand, den Ankauf abgeschlossen. Noch seltsa-
mer, und, alle Umstände berechnet, nicht un-
wahrscheinlich wäre es, wenn sich in den Rech-
nungen der Kommissarien Angaben für die
Unterhaltung und Ausbesserung der Schlösser,
die nicht vorhanden waren, gefunden haben
sollten.

So kommt es, daß ein großer Theil der
Landsitze in Polen, die nicht unausgesetzt be-
wohnt werden, verfallen und leer da stehen.

hen, und fand zwar ſie, aber nicht die Schloͤſ-
ſer. Auf ſeine Erkundigung zeigte man ihm
gewiſſe Plaͤtze, wo ehedem, nach den Truͤm-
mern zu urtheilen, Schloͤſſer geſtanden haben
konnten, und ein ſehr alter Bauer verſicherte
ihm, daß er noch die Steine des Einen habe
wegfahren helfen, um auf einem andern Gute
einen Viehſtall davon zu erbauen. Von dem
allen wußte der gegenwaͤrtige Beſitzer nichts,
und wahrſcheinlich hatte ſchon ſein Vater nichts
davon gewußt, der vielleicht bloß nach jenem
Jnventarium, das ſich noch in der Familie
fand, den Ankauf abgeſchloſſen. Noch ſeltſa-
mer, und, alle Umſtaͤnde berechnet, nicht un-
wahrſcheinlich waͤre es, wenn ſich in den Rech-
nungen der Kommiſſarien Angaben fuͤr die
Unterhaltung und Ausbeſſerung der Schloͤſſer,
die nicht vorhanden waren, gefunden haben
ſollten.

So kommt es, daß ein großer Theil der
Landſitze in Polen, die nicht unausgeſetzt be-
wohnt werden, verfallen und leer da ſtehen.

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[156/0166] hen, und fand zwar ſie, aber nicht die Schloͤſ- ſer. Auf ſeine Erkundigung zeigte man ihm gewiſſe Plaͤtze, wo ehedem, nach den Truͤm- mern zu urtheilen, Schloͤſſer geſtanden haben konnten, und ein ſehr alter Bauer verſicherte ihm, daß er noch die Steine des Einen habe wegfahren helfen, um auf einem andern Gute einen Viehſtall davon zu erbauen. Von dem allen wußte der gegenwaͤrtige Beſitzer nichts, und wahrſcheinlich hatte ſchon ſein Vater nichts davon gewußt, der vielleicht bloß nach jenem Jnventarium, das ſich noch in der Familie fand, den Ankauf abgeſchloſſen. Noch ſeltſa- mer, und, alle Umſtaͤnde berechnet, nicht un- wahrſcheinlich waͤre es, wenn ſich in den Rech- nungen der Kommiſſarien Angaben fuͤr die Unterhaltung und Ausbeſſerung der Schloͤſſer, die nicht vorhanden waren, gefunden haben ſollten. So kommt es, daß ein großer Theil der Landſitze in Polen, die nicht unausgeſetzt be- wohnt werden, verfallen und leer da ſtehen.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/166>, abgerufen am 24.11.2024.