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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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nicht in den Jahren ist, wo sie mit der Mut-
ter die große Welt bewohnen, und allein, oder
mit ihrer Hofmeisterin, herumschwärmen kann,
den größesten Theil des Tages zu Hause bleibt
und höchstens nach Tische zu einer Freundin
ihres Alters, oder in den Sächsischen Garten,
oder in das Schauspiel, oder auf einen Kin-
derball fährt. Der Fall ist nicht selten, daß
man, wenn niemand zu Hause ißt, ihr Mit-
tagsmahl aus dem nächsten Speisehause kom-
men läßt. So vergehen oft drey Tage, und
sie hat weder Mutter, noch Vater, noch Brü-
der gesehen, wie sie auch diesen nicht zu Ge-
sichte gekommen ist. Oft aber trift die ganze
Familie an einem dritten Orte zusammen,
ohne daß einer den andern erwartet hat.
Liegt es dem Gemal zuweilen daran, zu wis-
sen, wo die Gemalin ist, so erkundigt er sich
ohne Bedenken bey ihrem dermaligen Freund,
und er erhält sichere Nachricht; ein gleiches
thut, mit gleicher Ruhe, die Gemalin bey der
Freundin ihres Gemals, und oft trift es sich,

daß

nicht in den Jahren iſt, wo ſie mit der Mut-
ter die große Welt bewohnen, und allein, oder
mit ihrer Hofmeiſterin, herumſchwaͤrmen kann,
den groͤßeſten Theil des Tages zu Hauſe bleibt
und hoͤchſtens nach Tiſche zu einer Freundin
ihres Alters, oder in den Saͤchſiſchen Garten,
oder in das Schauſpiel, oder auf einen Kin-
derball faͤhrt. Der Fall iſt nicht ſelten, daß
man, wenn niemand zu Hauſe ißt, ihr Mit-
tagsmahl aus dem naͤchſten Speiſehauſe kom-
men laͤßt. So vergehen oft drey Tage, und
ſie hat weder Mutter, noch Vater, noch Bruͤ-
der geſehen, wie ſie auch dieſen nicht zu Ge-
ſichte gekommen iſt. Oft aber trift die ganze
Familie an einem dritten Orte zuſammen,
ohne daß einer den andern erwartet hat.
Liegt es dem Gemal zuweilen daran, zu wiſ-
ſen, wo die Gemalin iſt, ſo erkundigt er ſich
ohne Bedenken bey ihrem dermaligen Freund,
und er erhaͤlt ſichere Nachricht; ein gleiches
thut, mit gleicher Ruhe, die Gemalin bey der
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[144/0154] nicht in den Jahren iſt, wo ſie mit der Mut- ter die große Welt bewohnen, und allein, oder mit ihrer Hofmeiſterin, herumſchwaͤrmen kann, den groͤßeſten Theil des Tages zu Hauſe bleibt und hoͤchſtens nach Tiſche zu einer Freundin ihres Alters, oder in den Saͤchſiſchen Garten, oder in das Schauſpiel, oder auf einen Kin- derball faͤhrt. Der Fall iſt nicht ſelten, daß man, wenn niemand zu Hauſe ißt, ihr Mit- tagsmahl aus dem naͤchſten Speiſehauſe kom- men laͤßt. So vergehen oft drey Tage, und ſie hat weder Mutter, noch Vater, noch Bruͤ- der geſehen, wie ſie auch dieſen nicht zu Ge- ſichte gekommen iſt. Oft aber trift die ganze Familie an einem dritten Orte zuſammen, ohne daß einer den andern erwartet hat. Liegt es dem Gemal zuweilen daran, zu wiſ- ſen, wo die Gemalin iſt, ſo erkundigt er ſich ohne Bedenken bey ihrem dermaligen Freund, und er erhaͤlt ſichere Nachricht; ein gleiches thut, mit gleicher Ruhe, die Gemalin bey der Freundin ihres Gemals, und oft trift es ſich, daß

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/154>, abgerufen am 25.11.2024.