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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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lastes, oder eines Vorsaals, ohne daß jemand
sie wegschaft, weil keiner seine Hände an ih-
nen verunreinigen will.

Die übrigen Bedienten gehen unterdeß, bis
auf einen oder zwey, welche die Wache haben,
ein jeder seinen Weg: in die Speise- Trink-
und Spielhäuser die männlichen; in die Messe,
zu Bestellungen und zu Besuchen, die weibli-
chen. Die Schreiber, Hofmeister, Hausver-
walter entfernen sich, jeder in seinen Geschäf-
ten und zu seinen Vergnügungen, und lassen
sich nicht eher wieder sehen, als um die
Zeit, wo sie die Zurückkunft der Herrschaft
wissen oder vermuthen, oft auch erst den
andern Morgen. Unterdessen erfährt kein
Fremder, kein Hausfreund, kein Geschäftsha-
ber ein Wort von der Herrschaft, wenn er ihr
Besuche zu machen, wichtige Dinge mit ihr
abzuthun, oder ihr dringende Berichte mitzu-
theilen hat. Die zurückgebliebenen Bedienten
wissen nicht, wo sie ist, und wenn sie es auch
wissen, so sind sie meist immer unfähig, sich

laſtes, oder eines Vorſaals, ohne daß jemand
ſie wegſchaft, weil keiner ſeine Haͤnde an ih-
nen verunreinigen will.

Die uͤbrigen Bedienten gehen unterdeß, bis
auf einen oder zwey, welche die Wache haben,
ein jeder ſeinen Weg: in die Speiſe- Trink-
und Spielhaͤuſer die maͤnnlichen; in die Meſſe,
zu Beſtellungen und zu Beſuchen, die weibli-
chen. Die Schreiber, Hofmeiſter, Hausver-
walter entfernen ſich, jeder in ſeinen Geſchaͤf-
ten und zu ſeinen Vergnuͤgungen, und laſſen
ſich nicht eher wieder ſehen, als um die
Zeit, wo ſie die Zuruͤckkunft der Herrſchaft
wiſſen oder vermuthen, oft auch erſt den
andern Morgen. Unterdeſſen erfaͤhrt kein
Fremder, kein Hausfreund, kein Geſchaͤftsha-
ber ein Wort von der Herrſchaft, wenn er ihr
Beſuche zu machen, wichtige Dinge mit ihr
abzuthun, oder ihr dringende Berichte mitzu-
theilen hat. Die zuruͤckgebliebenen Bedienten
wiſſen nicht, wo ſie iſt, und wenn ſie es auch
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[138/0148] laſtes, oder eines Vorſaals, ohne daß jemand ſie wegſchaft, weil keiner ſeine Haͤnde an ih- nen verunreinigen will. Die uͤbrigen Bedienten gehen unterdeß, bis auf einen oder zwey, welche die Wache haben, ein jeder ſeinen Weg: in die Speiſe- Trink- und Spielhaͤuſer die maͤnnlichen; in die Meſſe, zu Beſtellungen und zu Beſuchen, die weibli- chen. Die Schreiber, Hofmeiſter, Hausver- walter entfernen ſich, jeder in ſeinen Geſchaͤf- ten und zu ſeinen Vergnuͤgungen, und laſſen ſich nicht eher wieder ſehen, als um die Zeit, wo ſie die Zuruͤckkunft der Herrſchaft wiſſen oder vermuthen, oft auch erſt den andern Morgen. Unterdeſſen erfaͤhrt kein Fremder, kein Hausfreund, kein Geſchaͤftsha- ber ein Wort von der Herrſchaft, wenn er ihr Beſuche zu machen, wichtige Dinge mit ihr abzuthun, oder ihr dringende Berichte mitzu- theilen hat. Die zuruͤckgebliebenen Bedienten wiſſen nicht, wo ſie iſt, und wenn ſie es auch wiſſen, ſo ſind ſie meiſt immer unfaͤhig, ſich

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/148>, abgerufen am 22.11.2024.