Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Säle und Schlafzimmer. Die Strußen
sind eine Art von Hausknechten, aus der Hefe
des Volks oder den leibeigenen Bauern des
Herrn ausgehoben und zu den niedrigsten und
schmutzigsten Diensten des Hauses bestimmt.
Sie heitzen die Oefen, kehren die Treppen,
Flure und Vorhöfe, dienen in der Küche zum
Holz- und Wassertragen, säubern die Ställe,
warten den übrigen Bedienten und Mägden
auf etc. Jhr Aeußeres entspricht ihren Be-
schäftigungen. Ein grober linnener Kittel mit
breiten Streifen, auf welchem von jeder ihrer
Verrichtungen ein eigenthümlicher Fleck zu
haften pflegt, ist ihre Kleidung im Sommer;
ein durchlöcherter, abgeschabter, steifgeworde-
ner Schafspelz, im Winter. Jn beyden Jah-
reszeiten gehen sie mit bloßem Kopfe, der, bis
auf ein paar Zöpfchen auf dem Wirbel, kahl
abgeschoren ist. Die Faulheit des Kochs, der
Bedienten und Mägde, macht, daß sie oft
auch anständigere Dienste verrichten, z.B.
Fleisch, Gemüse, Sallat, Teller und Gläser

Saͤle und Schlafzimmer. Die Strußen
ſind eine Art von Hausknechten, aus der Hefe
des Volks oder den leibeigenen Bauern des
Herrn ausgehoben und zu den niedrigſten und
ſchmutzigſten Dienſten des Hauſes beſtimmt.
Sie heitzen die Oefen, kehren die Treppen,
Flure und Vorhoͤfe, dienen in der Kuͤche zum
Holz- und Waſſertragen, ſaͤubern die Staͤlle,
warten den uͤbrigen Bedienten und Maͤgden
auf ꝛc. Jhr Aeußeres entſpricht ihren Be-
ſchaͤftigungen. Ein grober linnener Kittel mit
breiten Streifen, auf welchem von jeder ihrer
Verrichtungen ein eigenthuͤmlicher Fleck zu
haften pflegt, iſt ihre Kleidung im Sommer;
ein durchloͤcherter, abgeſchabter, ſteifgeworde-
ner Schafspelz, im Winter. Jn beyden Jah-
reszeiten gehen ſie mit bloßem Kopfe, der, bis
auf ein paar Zoͤpfchen auf dem Wirbel, kahl
abgeſchoren iſt. Die Faulheit des Kochs, der
Bedienten und Maͤgde, macht, daß ſie oft
auch anſtaͤndigere Dienſte verrichten, z.B.
Fleiſch, Gemuͤſe, Sallat, Teller und Glaͤſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0146" n="136"/>
Sa&#x0364;le und Schlafzimmer. Die <hi rendition="#g">Strußen</hi><lb/>
&#x017F;ind eine Art von Hausknechten, aus der Hefe<lb/>
des Volks oder den leibeigenen Bauern des<lb/>
Herrn ausgehoben und zu den niedrig&#x017F;ten und<lb/>
&#x017F;chmutzig&#x017F;ten Dien&#x017F;ten des Hau&#x017F;es be&#x017F;timmt.<lb/>
Sie heitzen die Oefen, kehren die Treppen,<lb/>
Flure und Vorho&#x0364;fe, dienen in der Ku&#x0364;che zum<lb/>
Holz- und Wa&#x017F;&#x017F;ertragen, &#x017F;a&#x0364;ubern die Sta&#x0364;lle,<lb/>
warten den u&#x0364;brigen Bedienten und Ma&#x0364;gden<lb/>
auf &#xA75B;c. Jhr Aeußeres ent&#x017F;pricht ihren Be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftigungen. Ein grober linnener Kittel mit<lb/>
breiten Streifen, auf welchem von jeder ihrer<lb/>
Verrichtungen ein eigenthu&#x0364;mlicher Fleck zu<lb/>
haften pflegt, i&#x017F;t ihre Kleidung im Sommer;<lb/>
ein durchlo&#x0364;cherter, abge&#x017F;chabter, &#x017F;teifgeworde-<lb/>
ner Schafspelz, im Winter. Jn beyden Jah-<lb/>
reszeiten gehen &#x017F;ie mit bloßem Kopfe, der, bis<lb/>
auf ein paar Zo&#x0364;pfchen auf dem Wirbel, kahl<lb/>
abge&#x017F;choren i&#x017F;t. Die Faulheit des Kochs, der<lb/>
Bedienten und Ma&#x0364;gde, macht, daß &#x017F;ie oft<lb/>
auch an&#x017F;ta&#x0364;ndigere Dien&#x017F;te verrichten, z.B.<lb/>
Flei&#x017F;ch, Gemu&#x0364;&#x017F;e, Sallat, Teller und Gla&#x0364;&#x017F;er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0146] Saͤle und Schlafzimmer. Die Strußen ſind eine Art von Hausknechten, aus der Hefe des Volks oder den leibeigenen Bauern des Herrn ausgehoben und zu den niedrigſten und ſchmutzigſten Dienſten des Hauſes beſtimmt. Sie heitzen die Oefen, kehren die Treppen, Flure und Vorhoͤfe, dienen in der Kuͤche zum Holz- und Waſſertragen, ſaͤubern die Staͤlle, warten den uͤbrigen Bedienten und Maͤgden auf ꝛc. Jhr Aeußeres entſpricht ihren Be- ſchaͤftigungen. Ein grober linnener Kittel mit breiten Streifen, auf welchem von jeder ihrer Verrichtungen ein eigenthuͤmlicher Fleck zu haften pflegt, iſt ihre Kleidung im Sommer; ein durchloͤcherter, abgeſchabter, ſteifgeworde- ner Schafspelz, im Winter. Jn beyden Jah- reszeiten gehen ſie mit bloßem Kopfe, der, bis auf ein paar Zoͤpfchen auf dem Wirbel, kahl abgeſchoren iſt. Die Faulheit des Kochs, der Bedienten und Maͤgde, macht, daß ſie oft auch anſtaͤndigere Dienſte verrichten, z.B. Fleiſch, Gemuͤſe, Sallat, Teller und Glaͤſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/146
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/146>, abgerufen am 22.11.2024.