Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.Thor des Pallastes wird so lange zugehalten, Thor des Pallaſtes wird ſo lange zugehalten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="127"/> Thor des Pallaſtes wird ſo lange zugehalten,<lb/> bis er ſichtbar ſeyn will, aber die kleine Thuͤr<lb/> iſt offen. Durch dieſe ſchleichen ſich die Ver-<lb/> trauten, die Beamten, die Klienten, die Glaͤu-<lb/> biger, die Sollicitanten, Gelehrte und Kuͤnſt-<lb/> ler, die bei dem Fuͤrſten etwas zu ſuchen ha-<lb/> ben, herein. Die Bedienten empfangen ſie<lb/> mit einem <hi rendition="#aq">Pan spie!</hi> (der Herr ſchlaͤft!) laſ-<lb/> ſen ſie aber in das Vorzimmer, wenn ſie ver-<lb/> ſichern, daß ſie gern ſo lange warten wollen,<lb/> bis er aufſteht. Jn dieſem finden ſie oft ſchon<lb/> Geſellſchaften von funfzehn bis zwanzig Per-<lb/> ſonen, die ſeit Stunden auf der Lauer ſtehen<lb/> und mit Sehnſucht erwarten, daß das Schlaf-<lb/> zimmer aufgeſchloſſen werde. Wenn ſich von<lb/> Zeit zu Zeit ein Bedienter ſehen laͤßt, ſo um-<lb/> ringt ihn alles, was gerne vor den Fuͤrſten<lb/> will, und bittet um Meldung. Er ſieht die<lb/> Leute kaltbluͤtig an und waͤhlt ſolche aus, die<lb/> ihm bekannt ſind, oder die ſich ihm auf der<lb/> Stelle durch einen fruchtbaren Druck der<lb/> Hand bekannt machen, oder die ihm der Fuͤrſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0137]
Thor des Pallaſtes wird ſo lange zugehalten,
bis er ſichtbar ſeyn will, aber die kleine Thuͤr
iſt offen. Durch dieſe ſchleichen ſich die Ver-
trauten, die Beamten, die Klienten, die Glaͤu-
biger, die Sollicitanten, Gelehrte und Kuͤnſt-
ler, die bei dem Fuͤrſten etwas zu ſuchen ha-
ben, herein. Die Bedienten empfangen ſie
mit einem Pan spie! (der Herr ſchlaͤft!) laſ-
ſen ſie aber in das Vorzimmer, wenn ſie ver-
ſichern, daß ſie gern ſo lange warten wollen,
bis er aufſteht. Jn dieſem finden ſie oft ſchon
Geſellſchaften von funfzehn bis zwanzig Per-
ſonen, die ſeit Stunden auf der Lauer ſtehen
und mit Sehnſucht erwarten, daß das Schlaf-
zimmer aufgeſchloſſen werde. Wenn ſich von
Zeit zu Zeit ein Bedienter ſehen laͤßt, ſo um-
ringt ihn alles, was gerne vor den Fuͤrſten
will, und bittet um Meldung. Er ſieht die
Leute kaltbluͤtig an und waͤhlt ſolche aus, die
ihm bekannt ſind, oder die ſich ihm auf der
Stelle durch einen fruchtbaren Druck der
Hand bekannt machen, oder die ihm der Fuͤrſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |