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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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Staatswürden zu besitzen, von seinen Ein-
künften lebt. Diesen bilden die dissidentischen
Familien, die, ihres Bekenntnisses wegen, von
den Staatsämtern und Ehrenstellen ausge-
schlossen sind. An diese drängen sich die
Wechsler, Negotianten und wohlhabenden
Kaufleute, unter welche die Advokaten und
vorderen Beamten der Staatskollegien gemischt
erscheinen. Alle diese verschiedene Klassen bil-
den im gesellschaftlichen Verkehr eine Einzige,
bilden die erste Klasse, oder die sogenannte
große Welt. Was also im folgenden von
dem Charakter und den Sitten, von dem
Reichthum und der Verschwendung, von der
Erziehung und der Lebensart der Warschauer
bemerkt wird, geht hauptsächlich diese Klasse
an, deren einzelne Bestandtheile sehr selten
durch Anmaßungen getrennt werden. Reich-
thum, oder auch nur dessen Schein, macht
hier alles gleich, Genuß führt hier alles zu-
sammen; und dieser Umstand mildert den Ab-
stich sehr, den die ausschließenden politischen

Staatswuͤrden zu beſitzen, von ſeinen Ein-
kuͤnften lebt. Dieſen bilden die diſſidentiſchen
Familien, die, ihres Bekenntniſſes wegen, von
den Staatsaͤmtern und Ehrenſtellen ausge-
ſchloſſen ſind. An dieſe draͤngen ſich die
Wechsler, Negotianten und wohlhabenden
Kaufleute, unter welche die Advokaten und
vorderen Beamten der Staatskollegien gemiſcht
erſcheinen. Alle dieſe verſchiedene Klaſſen bil-
den im geſellſchaftlichen Verkehr eine Einzige,
bilden die erſte Klaſſe, oder die ſogenannte
große Welt. Was alſo im folgenden von
dem Charakter und den Sitten, von dem
Reichthum und der Verſchwendung, von der
Erziehung und der Lebensart der Warſchauer
bemerkt wird, geht hauptſaͤchlich dieſe Klaſſe
an, deren einzelne Beſtandtheile ſehr ſelten
durch Anmaßungen getrennt werden. Reich-
thum, oder auch nur deſſen Schein, macht
hier alles gleich, Genuß fuͤhrt hier alles zu-
ſammen; und dieſer Umſtand mildert den Ab-
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[118/0128] Staatswuͤrden zu beſitzen, von ſeinen Ein- kuͤnften lebt. Dieſen bilden die diſſidentiſchen Familien, die, ihres Bekenntniſſes wegen, von den Staatsaͤmtern und Ehrenſtellen ausge- ſchloſſen ſind. An dieſe draͤngen ſich die Wechsler, Negotianten und wohlhabenden Kaufleute, unter welche die Advokaten und vorderen Beamten der Staatskollegien gemiſcht erſcheinen. Alle dieſe verſchiedene Klaſſen bil- den im geſellſchaftlichen Verkehr eine Einzige, bilden die erſte Klaſſe, oder die ſogenannte große Welt. Was alſo im folgenden von dem Charakter und den Sitten, von dem Reichthum und der Verſchwendung, von der Erziehung und der Lebensart der Warſchauer bemerkt wird, geht hauptſaͤchlich dieſe Klaſſe an, deren einzelne Beſtandtheile ſehr ſelten durch Anmaßungen getrennt werden. Reich- thum, oder auch nur deſſen Schein, macht hier alles gleich, Genuß fuͤhrt hier alles zu- ſammen; und dieſer Umſtand mildert den Ab- ſtich ſehr, den die ausſchließenden politiſchen

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/128>, abgerufen am 25.11.2024.