Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

lassen ihre Bauern irgend ein Handwerk ler-
nen und entheben sie des Landbaues. Dafür
müssen sie ihnen in ihrem Handwerke arbei-
ten, und bekommen, außer ihrem Unterhalt,
entweder gar nichts, oder eine unbedeutende
Kleinigkeit. Diese Leute entlaufen häufig, in-
dem sie sich, in Absicht des Broterwerbs, auf
ihr Handwerk verlassen. Sie begeben sich in
Gegenden, die von den Gütern ihrer Herren
entfernt sind, werden dort, weil man keine
Untersuchungen über sie anstellt, ohne Schwie-
rigkeiten aufgenommen, und nur, wenn ihr
erster Herr sie entdeckt und zurückfordert, aus-
geliefert. -- Deutsche finden sich in diesen
Städten sehr einzeln, und die sich finden, tau-
gen nicht viel, weil ein Deutscher, nur im
höchsten Nothfalle, sich an polnische Gerichts-
barkeit gewöhnt.

Dieser Art von Bürgern gewährt der
Edelmann Schutz, weil er sie braucht; er gibt
ihnen aber auch einen Fleck Bodens, weil nur
er Boden besitzt. Was der Bürger von dem,

laſſen ihre Bauern irgend ein Handwerk ler-
nen und entheben ſie des Landbaues. Dafuͤr
muͤſſen ſie ihnen in ihrem Handwerke arbei-
ten, und bekommen, außer ihrem Unterhalt,
entweder gar nichts, oder eine unbedeutende
Kleinigkeit. Dieſe Leute entlaufen haͤufig, in-
dem ſie ſich, in Abſicht des Broterwerbs, auf
ihr Handwerk verlaſſen. Sie begeben ſich in
Gegenden, die von den Guͤtern ihrer Herren
entfernt ſind, werden dort, weil man keine
Unterſuchungen uͤber ſie anſtellt, ohne Schwie-
rigkeiten aufgenommen, und nur, wenn ihr
erſter Herr ſie entdeckt und zuruͤckfordert, aus-
geliefert. — Deutſche finden ſich in dieſen
Staͤdten ſehr einzeln, und die ſich finden, tau-
gen nicht viel, weil ein Deutſcher, nur im
hoͤchſten Nothfalle, ſich an polniſche Gerichts-
barkeit gewoͤhnt.

Dieſer Art von Buͤrgern gewaͤhrt der
Edelmann Schutz, weil er ſie braucht; er gibt
ihnen aber auch einen Fleck Bodens, weil nur
er Boden beſitzt. Was der Buͤrger von dem,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0111" n="101"/>
la&#x017F;&#x017F;en ihre Bauern irgend ein Handwerk ler-<lb/>
nen und entheben &#x017F;ie des Landbaues. Dafu&#x0364;r<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihnen in ihrem Handwerke arbei-<lb/>
ten, und bekommen, außer ihrem Unterhalt,<lb/>
entweder gar nichts, oder eine unbedeutende<lb/>
Kleinigkeit. Die&#x017F;e Leute entlaufen ha&#x0364;ufig, in-<lb/>
dem &#x017F;ie &#x017F;ich, in Ab&#x017F;icht des Broterwerbs, auf<lb/>
ihr Handwerk verla&#x017F;&#x017F;en. Sie begeben &#x017F;ich in<lb/>
Gegenden, die von den Gu&#x0364;tern ihrer Herren<lb/>
entfernt &#x017F;ind, werden dort, weil man keine<lb/>
Unter&#x017F;uchungen u&#x0364;ber &#x017F;ie an&#x017F;tellt, ohne Schwie-<lb/>
rigkeiten aufgenommen, und nur, wenn ihr<lb/>
er&#x017F;ter Herr &#x017F;ie entdeckt und zuru&#x0364;ckfordert, aus-<lb/>
geliefert. &#x2014; Deut&#x017F;che finden &#x017F;ich in die&#x017F;en<lb/>
Sta&#x0364;dten &#x017F;ehr einzeln, und die &#x017F;ich finden, tau-<lb/>
gen nicht viel, weil ein Deut&#x017F;cher, nur im<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Nothfalle, &#x017F;ich an polni&#x017F;che Gerichts-<lb/>
barkeit gewo&#x0364;hnt.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er Art von Bu&#x0364;rgern gewa&#x0364;hrt der<lb/>
Edelmann Schutz, weil er &#x017F;ie braucht; er gibt<lb/>
ihnen aber auch einen Fleck Bodens, weil nur<lb/>
er Boden be&#x017F;itzt. Was der Bu&#x0364;rger von dem,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0111] laſſen ihre Bauern irgend ein Handwerk ler- nen und entheben ſie des Landbaues. Dafuͤr muͤſſen ſie ihnen in ihrem Handwerke arbei- ten, und bekommen, außer ihrem Unterhalt, entweder gar nichts, oder eine unbedeutende Kleinigkeit. Dieſe Leute entlaufen haͤufig, in- dem ſie ſich, in Abſicht des Broterwerbs, auf ihr Handwerk verlaſſen. Sie begeben ſich in Gegenden, die von den Guͤtern ihrer Herren entfernt ſind, werden dort, weil man keine Unterſuchungen uͤber ſie anſtellt, ohne Schwie- rigkeiten aufgenommen, und nur, wenn ihr erſter Herr ſie entdeckt und zuruͤckfordert, aus- geliefert. — Deutſche finden ſich in dieſen Staͤdten ſehr einzeln, und die ſich finden, tau- gen nicht viel, weil ein Deutſcher, nur im hoͤchſten Nothfalle, ſich an polniſche Gerichts- barkeit gewoͤhnt. Dieſer Art von Buͤrgern gewaͤhrt der Edelmann Schutz, weil er ſie braucht; er gibt ihnen aber auch einen Fleck Bodens, weil nur er Boden beſitzt. Was der Buͤrger von dem,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/111
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/111>, abgerufen am 22.11.2024.