nern, neuern Geschmack, und einige darunter habe ich ganz artig gefunden. So ist das ehemalige Jesuiten-Kollegium am Markte, nebst seiner Kirche, obgleich nicht übermäßig groß, dennoch nach sehr guten Verhältnissen erbauet, und, was man ganz natürlich finden wird, das beste öffentliche Gebäude in der Stadt. Das Rathhaus hat einen schönen Thurm nach alter Weise, welcher der höchste in der Stadt ist, und den Markt ziemlich vortheilhaft aufputzen hilft, was, in einer an- dern Art, einige zwanzig Stück Russisches Ge- schütz, nebst dazu gehörigen Pulverwagen, ebenfalls thaten. Die äußern Theile der Stadt sind durchweg mit Holzhäusern besetzt, zwischen denen noch manche Ueberbleibsel von Mauer- werk sich befinden, die deutlich beweisen, daß diese Stadt ehemals größer, volkreicher und blühender war, als jetzt. Der Bürgermeister und Posthalter des Orts, der, wie er mir selbst versicherte, Herr von Essen hieß, gab
nern, neuern Geſchmack, und einige darunter habe ich ganz artig gefunden. So iſt das ehemalige Jeſuiten-Kollegium am Markte, nebſt ſeiner Kirche, obgleich nicht uͤbermaͤßig groß, dennoch nach ſehr guten Verhaͤltniſſen erbauet, und, was man ganz natuͤrlich finden wird, das beſte oͤffentliche Gebaͤude in der Stadt. Das Rathhaus hat einen ſchoͤnen Thurm nach alter Weiſe, welcher der hoͤchſte in der Stadt iſt, und den Markt ziemlich vortheilhaft aufputzen hilft, was, in einer an- dern Art, einige zwanzig Stuͤck Ruſſiſches Ge- ſchuͤtz, nebſt dazu gehoͤrigen Pulverwagen, ebenfalls thaten. Die aͤußern Theile der Stadt ſind durchweg mit Holzhaͤuſern beſetzt, zwiſchen denen noch manche Ueberbleibſel von Mauer- werk ſich befinden, die deutlich beweiſen, daß dieſe Stadt ehemals groͤßer, volkreicher und bluͤhender war, als jetzt. Der Buͤrgermeiſter und Poſthalter des Orts, der, wie er mir ſelbſt verſicherte, Herr von Eſſen hieß, gab
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nern, neuern Geſchmack, und einige darunter
habe ich ganz artig gefunden. So iſt das
ehemalige Jeſuiten-Kollegium am Markte,
nebſt ſeiner Kirche, obgleich nicht uͤbermaͤßig
groß, dennoch nach ſehr guten Verhaͤltniſſen
erbauet, und, was man ganz natuͤrlich finden
wird, das beſte oͤffentliche Gebaͤude in der
Stadt. Das Rathhaus hat einen ſchoͤnen
Thurm nach alter Weiſe, welcher der hoͤchſte
in der Stadt iſt, und den Markt ziemlich
vortheilhaft aufputzen hilft, was, in einer an-
dern Art, einige zwanzig Stuͤck Ruſſiſches Ge-
ſchuͤtz, nebſt dazu gehoͤrigen Pulverwagen,
ebenfalls thaten. Die aͤußern Theile der Stadt
ſind durchweg mit Holzhaͤuſern beſetzt, zwiſchen
denen noch manche Ueberbleibſel von Mauer-
werk ſich befinden, die deutlich beweiſen, daß
dieſe Stadt ehemals groͤßer, volkreicher und
bluͤhender war, als jetzt. Der Buͤrgermeiſter
und Poſthalter des Orts, der, wie er mir
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/43>, abgerufen am 16.02.2025.
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