Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

gen und Treppen; ewiges Reiben an unfläthi-
gen Judenkindern; der Umstand, daß keine
Schuppen für die Reisewagen vorhanden sind
-- diese und viele andre Gefahren und Unbe-
quemlichkeiten bewirken, daß man nur, wenn
nirgends mehr Miethen zu haben sind, Woh-
nung in Mariavill sucht; sie aber, sobald als
möglich, mit einer andern vertauscht und lie-
ber einige Dukaten mehr ausgiebt, um Aengst-
lichkeit, Verlust, Ekel und Geräusch damit ab-
zukaufen.

Jm Hotel d'Allemagne kann man auch
Unterkunft finden; aber so gut auch das Aeu-
ßere dieses Hauses in die Augen fällt, ist es
doch mehr für Fuhrleute, Handwerksbursche
und andre unvermögende Fremde.

Man erlaube mir immer, hier ein paar
Worte über die beyden Hauptspitäler in War-
schau zu sagen, weil sie doch auch eine Art öf-
fentlicher Häuser sind, wo Fremde aufgenom-
men und mit Wohnung und Lebensmitteln
versehen werden, aber freylich -- umsonst;

gen und Treppen; ewiges Reiben an unflaͤthi-
gen Judenkindern; der Umſtand, daß keine
Schuppen fuͤr die Reiſewagen vorhanden ſind
— dieſe und viele andre Gefahren und Unbe-
quemlichkeiten bewirken, daß man nur, wenn
nirgends mehr Miethen zu haben ſind, Woh-
nung in Mariavill ſucht; ſie aber, ſobald als
moͤglich, mit einer andern vertauſcht und lie-
ber einige Dukaten mehr ausgiebt, um Aengſt-
lichkeit, Verluſt, Ekel und Geraͤuſch damit ab-
zukaufen.

Jm Hotel d'Allemagne kann man auch
Unterkunft finden; aber ſo gut auch das Aeu-
ßere dieſes Hauſes in die Augen faͤllt, iſt es
doch mehr fuͤr Fuhrleute, Handwerksburſche
und andre unvermoͤgende Fremde.

Man erlaube mir immer, hier ein paar
Worte uͤber die beyden Hauptſpitaͤler in War-
ſchau zu ſagen, weil ſie doch auch eine Art oͤf-
fentlicher Haͤuſer ſind, wo Fremde aufgenom-
men und mit Wohnung und Lebensmitteln
verſehen werden, aber freylich — umſonſt;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0174" n="156"/>
gen und Treppen; ewiges Reiben an unfla&#x0364;thi-<lb/>
gen Judenkindern; der Um&#x017F;tand, daß keine<lb/>
Schuppen fu&#x0364;r die Rei&#x017F;ewagen vorhanden &#x017F;ind<lb/>
&#x2014; die&#x017F;e und viele andre Gefahren und Unbe-<lb/>
quemlichkeiten bewirken, daß man nur, wenn<lb/>
nirgends mehr Miethen zu haben &#x017F;ind, Woh-<lb/>
nung in Mariavill &#x017F;ucht; &#x017F;ie aber, &#x017F;obald als<lb/>
mo&#x0364;glich, mit einer andern vertau&#x017F;cht und lie-<lb/>
ber einige Dukaten mehr ausgiebt, um Aeng&#x017F;t-<lb/>
lichkeit, Verlu&#x017F;t, Ekel und Gera&#x0364;u&#x017F;ch damit ab-<lb/>
zukaufen.</p><lb/>
          <p>Jm <hi rendition="#aq">Hotel d'Allemagne</hi> kann man auch<lb/>
Unterkunft finden; aber &#x017F;o gut auch das Aeu-<lb/>
ßere die&#x017F;es Hau&#x017F;es in die Augen fa&#x0364;llt, i&#x017F;t es<lb/>
doch mehr fu&#x0364;r Fuhrleute, Handwerksbur&#x017F;che<lb/>
und andre unvermo&#x0364;gende Fremde.</p><lb/>
          <p>Man erlaube mir immer, hier ein paar<lb/>
Worte u&#x0364;ber die beyden Haupt&#x017F;pita&#x0364;ler in War-<lb/>
&#x017F;chau zu &#x017F;agen, weil &#x017F;ie doch auch eine Art o&#x0364;f-<lb/>
fentlicher Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;ind, wo Fremde aufgenom-<lb/>
men und mit Wohnung und Lebensmitteln<lb/>
ver&#x017F;ehen werden, aber freylich &#x2014; <hi rendition="#g">um&#x017F;on&#x017F;t</hi>;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0174] gen und Treppen; ewiges Reiben an unflaͤthi- gen Judenkindern; der Umſtand, daß keine Schuppen fuͤr die Reiſewagen vorhanden ſind — dieſe und viele andre Gefahren und Unbe- quemlichkeiten bewirken, daß man nur, wenn nirgends mehr Miethen zu haben ſind, Woh- nung in Mariavill ſucht; ſie aber, ſobald als moͤglich, mit einer andern vertauſcht und lie- ber einige Dukaten mehr ausgiebt, um Aengſt- lichkeit, Verluſt, Ekel und Geraͤuſch damit ab- zukaufen. Jm Hotel d'Allemagne kann man auch Unterkunft finden; aber ſo gut auch das Aeu- ßere dieſes Hauſes in die Augen faͤllt, iſt es doch mehr fuͤr Fuhrleute, Handwerksburſche und andre unvermoͤgende Fremde. Man erlaube mir immer, hier ein paar Worte uͤber die beyden Hauptſpitaͤler in War- ſchau zu ſagen, weil ſie doch auch eine Art oͤf- fentlicher Haͤuſer ſind, wo Fremde aufgenom- men und mit Wohnung und Lebensmitteln verſehen werden, aber freylich — umſonſt;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/174
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/174>, abgerufen am 21.11.2024.