Da Warschau ungefähr unter demselben Himmelsstriche liegt, wie Dresden, so sind die Gegenden umher nicht arm an Obst, doch kommen die bessern Arten aus den entferntern, südöstlichen Provinzen, und diese sind, der wei- tern Anfuhr wegen, sehr theuer, aber auch vorzüglich gut. Melonen werden um War- schau gezogen, und in den Luftgärten an der Stadt und in den entferntern Gegenden eine ziemliche Menge Citronen, Pomeranzen, Apfel- sinen, die aber zum Verbrauch nicht hinrei- chen, sondern, über Danzig, aus Portugal und Spanien, noch sehr häufig zugeführt wer- den. Die Gemüse und überhaupt alle gärt- nerische Erzeugnisse sind in Warschau nicht schlecht, aber verhältnißmäßig selten und mit- hin theuer.
Manufaktur- und Fabrik- Waaren, als Tuch, Seidenzeuge, Musseline etc. bezieht War- schau aus England und Frankreich; Leinwand und geringere Zwirn- Baumwollen- und Wol- len- Waaren aus Schlesien und Sachsen;
Da Warſchau ungefaͤhr unter demſelben Himmelsſtriche liegt, wie Dresden, ſo ſind die Gegenden umher nicht arm an Obſt, doch kommen die beſſern Arten aus den entferntern, ſuͤdoͤſtlichen Provinzen, und dieſe ſind, der wei- tern Anfuhr wegen, ſehr theuer, aber auch vorzuͤglich gut. Melonen werden um War- ſchau gezogen, und in den Luftgaͤrten an der Stadt und in den entferntern Gegenden eine ziemliche Menge Citronen, Pomeranzen, Apfel- ſinen, die aber zum Verbrauch nicht hinrei- chen, ſondern, uͤber Danzig, aus Portugal und Spanien, noch ſehr haͤufig zugefuͤhrt wer- den. Die Gemuͤſe und uͤberhaupt alle gaͤrt- neriſche Erzeugniſſe ſind in Warſchau nicht ſchlecht, aber verhaͤltnißmaͤßig ſelten und mit- hin theuer.
Manufaktur- und Fabrik- Waaren, als Tuch, Seidenzeuge, Muſſeline ꝛc. bezieht War- ſchau aus England und Frankreich; Leinwand und geringere Zwirn- Baumwollen- und Wol- len- Waaren aus Schleſien und Sachſen;
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Da Warſchau ungefaͤhr unter demſelben
Himmelsſtriche liegt, wie Dresden, ſo ſind die
Gegenden umher nicht arm an Obſt, doch
kommen die beſſern Arten aus den entferntern,
ſuͤdoͤſtlichen Provinzen, und dieſe ſind, der wei-
tern Anfuhr wegen, ſehr theuer, aber auch
vorzuͤglich gut. Melonen werden um War-
ſchau gezogen, und in den Luftgaͤrten an der
Stadt und in den entferntern Gegenden eine
ziemliche Menge Citronen, Pomeranzen, Apfel-
ſinen, die aber zum Verbrauch nicht hinrei-
chen, ſondern, uͤber Danzig, aus Portugal
und Spanien, noch ſehr haͤufig zugefuͤhrt wer-
den. Die Gemuͤſe und uͤberhaupt alle gaͤrt-
neriſche Erzeugniſſe ſind in Warſchau nicht
ſchlecht, aber verhaͤltnißmaͤßig ſelten und mit-
hin theuer.
Manufaktur- und Fabrik- Waaren, als
Tuch, Seidenzeuge, Muſſeline ꝛc. bezieht War-
ſchau aus England und Frankreich; Leinwand
und geringere Zwirn- Baumwollen- und Wol-
len- Waaren aus Schleſien und Sachſen;
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/160>, abgerufen am 16.02.2025.
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