Warschau können übrigens die Leser aus der Angabe schließen, daß ich im Winter 1792, für eine Tracht Ellernholz, die ungefähr zwey Kaminheitzungen gab, drey polnische Gulden bezahlte. Dies war allerdings während des Reichstags, und in keinem wohlfeilen Gasthofe; aber man nehme an, daß dieser Preis um die Hälfte stärker gewesen sey, als gewöhnlich, so ist er doch verhältnißmäßig sehr hoch, und man kann die Noth der Armen im Winter, be- sonders in einem strengen, berechnen. Auch erfrieren ihrer genug.
Salz bekömmt Warschau großentheils aus Gallizien und aus Preußen, weil die pol- nisch gebliebenen Salzwerke nicht zulangen. Preußen hält hier besonders ansehnliche Nie- derlagen von feinem und weißem Salz und giebt es um einen festgesetzten billigen Preis; da aber im Kleinen nichts daraus verkauft wird, so fällt der Arme den Salzhökern in die Hände, die kleines Gemäß geben und doch ei- nen unverhältnißmäßigen Vortheil nehmen.
Warſchau koͤnnen uͤbrigens die Leſer aus der Angabe ſchließen, daß ich im Winter 1792, fuͤr eine Tracht Ellernholz, die ungefaͤhr zwey Kaminheitzungen gab, drey polniſche Gulden bezahlte. Dies war allerdings waͤhrend des Reichstags, und in keinem wohlfeilen Gaſthofe; aber man nehme an, daß dieſer Preis um die Haͤlfte ſtaͤrker geweſen ſey, als gewoͤhnlich, ſo iſt er doch verhaͤltnißmaͤßig ſehr hoch, und man kann die Noth der Armen im Winter, be- ſonders in einem ſtrengen, berechnen. Auch erfrieren ihrer genug.
Salz bekoͤmmt Warſchau großentheils aus Gallizien und aus Preußen, weil die pol- niſch gebliebenen Salzwerke nicht zulangen. Preußen haͤlt hier beſonders anſehnliche Nie- derlagen von feinem und weißem Salz und giebt es um einen feſtgeſetzten billigen Preis; da aber im Kleinen nichts daraus verkauft wird, ſo faͤllt der Arme den Salzhoͤkern in die Haͤnde, die kleines Gemaͤß geben und doch ei- nen unverhaͤltnißmaͤßigen Vortheil nehmen.
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Warſchau koͤnnen uͤbrigens die Leſer aus der
Angabe ſchließen, daß ich im Winter 1792,
fuͤr eine Tracht Ellernholz, die ungefaͤhr zwey
Kaminheitzungen gab, drey polniſche Gulden
bezahlte. Dies war allerdings waͤhrend des
Reichstags, und in keinem wohlfeilen Gaſthofe;
aber man nehme an, daß dieſer Preis um die
Haͤlfte ſtaͤrker geweſen ſey, als gewoͤhnlich, ſo
iſt er doch verhaͤltnißmaͤßig ſehr hoch, und man
kann die Noth der Armen im Winter, be-
ſonders in einem ſtrengen, berechnen. Auch
erfrieren ihrer genug.
Salz bekoͤmmt Warſchau großentheils
aus Gallizien und aus Preußen, weil die pol-
niſch gebliebenen Salzwerke nicht zulangen.
Preußen haͤlt hier beſonders anſehnliche Nie-
derlagen von feinem und weißem Salz und
giebt es um einen feſtgeſetzten billigen Preis;
da aber im Kleinen nichts daraus verkauft
wird, ſo faͤllt der Arme den Salzhoͤkern in die
Haͤnde, die kleines Gemaͤß geben und doch ei-
nen unverhaͤltnißmaͤßigen Vortheil nehmen.
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/159>, abgerufen am 16.02.2025.
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