kehrte hier fast niemand, und für die polnischen Provinzen selbst, nur wenige. Was der Adel auf seinen Gütern an Waaren für Pracht und Bequemlichkeit brauchte, ließ er, wenn er nicht zu entfernt wohnte, (und man weiß, daß, bey der Weitläuftigkeit des Landes, viele Familien 100, 150, 200 Meilen weit von Warschau leb- ten) allerdings aus der Hauptstadt kommen; aber sie waren nicht in dieser Stadt verfer- tigt, sondern kamen aus Deutschland, Frank- reich, England; mithin zogen nur die Kauf- leute den Krämergewinn, und der größern Zahl der Handwerker kam nichts davon zu Gute. Daher blieb diese Gattung der Einwohner immer ziemlich arm, und es waren ungefähr die Wagenbauer, die Schmiedte, Sattler, Tischler, Maurer, Zimmerleute, Schneider, Schuster, Perückenmacher, und wenige andre, die für ganz unentbehrliche, tägliche Bedürf- nisse arbeiteten, welche einiger Wohlhabenheit genossen. Aber selbst in das Arbeitsgebiet ei- niger von diesen, griffen die Kaufleute ein, be-
kehrte hier faſt niemand, und fuͤr die polniſchen Provinzen ſelbſt, nur wenige. Was der Adel auf ſeinen Guͤtern an Waaren fuͤr Pracht und Bequemlichkeit brauchte, ließ er, wenn er nicht zu entfernt wohnte, (und man weiß, daß, bey der Weitlaͤuftigkeit des Landes, viele Familien 100, 150, 200 Meilen weit von Warſchau leb- ten) allerdings aus der Hauptſtadt kommen; aber ſie waren nicht in dieſer Stadt verfer- tigt, ſondern kamen aus Deutſchland, Frank- reich, England; mithin zogen nur die Kauf- leute den Kraͤmergewinn, und der groͤßern Zahl der Handwerker kam nichts davon zu Gute. Daher blieb dieſe Gattung der Einwohner immer ziemlich arm, und es waren ungefaͤhr die Wagenbauer, die Schmiedte, Sattler, Tiſchler, Maurer, Zimmerleute, Schneider, Schuſter, Peruͤckenmacher, und wenige andre, die fuͤr ganz unentbehrliche, taͤgliche Beduͤrf- niſſe arbeiteten, welche einiger Wohlhabenheit genoſſen. Aber ſelbſt in das Arbeitsgebiet ei- niger von dieſen, griffen die Kaufleute ein, be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0148"n="130"/>
kehrte hier faſt niemand, und fuͤr die polniſchen<lb/>
Provinzen ſelbſt, nur wenige. Was der Adel<lb/>
auf ſeinen Guͤtern an Waaren fuͤr Pracht und<lb/>
Bequemlichkeit brauchte, ließ er, wenn er nicht<lb/>
zu entfernt wohnte, (und man weiß, daß, bey<lb/>
der Weitlaͤuftigkeit des Landes, viele Familien<lb/>
100, 150, 200 Meilen weit von Warſchau leb-<lb/>
ten) allerdings aus der Hauptſtadt kommen;<lb/>
aber ſie waren nicht in dieſer Stadt verfer-<lb/>
tigt, ſondern kamen aus Deutſchland, Frank-<lb/>
reich, England; mithin zogen nur die Kauf-<lb/>
leute den Kraͤmergewinn, und der groͤßern Zahl<lb/>
der Handwerker kam nichts davon zu Gute.<lb/>
Daher blieb dieſe Gattung der Einwohner<lb/>
immer ziemlich arm, und es waren ungefaͤhr<lb/>
die Wagenbauer, die Schmiedte, Sattler,<lb/>
Tiſchler, Maurer, Zimmerleute, Schneider,<lb/>
Schuſter, Peruͤckenmacher, und wenige andre,<lb/>
die fuͤr ganz unentbehrliche, taͤgliche Beduͤrf-<lb/>
niſſe arbeiteten, welche einiger Wohlhabenheit<lb/>
genoſſen. Aber ſelbſt in das Arbeitsgebiet ei-<lb/>
niger von dieſen, griffen die Kaufleute ein, be-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[130/0148]
kehrte hier faſt niemand, und fuͤr die polniſchen
Provinzen ſelbſt, nur wenige. Was der Adel
auf ſeinen Guͤtern an Waaren fuͤr Pracht und
Bequemlichkeit brauchte, ließ er, wenn er nicht
zu entfernt wohnte, (und man weiß, daß, bey
der Weitlaͤuftigkeit des Landes, viele Familien
100, 150, 200 Meilen weit von Warſchau leb-
ten) allerdings aus der Hauptſtadt kommen;
aber ſie waren nicht in dieſer Stadt verfer-
tigt, ſondern kamen aus Deutſchland, Frank-
reich, England; mithin zogen nur die Kauf-
leute den Kraͤmergewinn, und der groͤßern Zahl
der Handwerker kam nichts davon zu Gute.
Daher blieb dieſe Gattung der Einwohner
immer ziemlich arm, und es waren ungefaͤhr
die Wagenbauer, die Schmiedte, Sattler,
Tiſchler, Maurer, Zimmerleute, Schneider,
Schuſter, Peruͤckenmacher, und wenige andre,
die fuͤr ganz unentbehrliche, taͤgliche Beduͤrf-
niſſe arbeiteten, welche einiger Wohlhabenheit
genoſſen. Aber ſelbſt in das Arbeitsgebiet ei-
niger von dieſen, griffen die Kaufleute ein, be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/148>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.