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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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und deutscher zusammen gesetzt und fällt dem
Auge als sehr wunderlich auf. Stiefeln von
rothem oder gelbem Saffian werden zu einem
Frack; dieser zu einer polnischen Mütze und
diese zu einem Haarzopfe und gesteckten Locken
getragen; so wie man oft ein bis zum Wirbel
abgeschornes Haar und einen Zwickelbart zu
einem runden oder eckigten Hute, und einen
langen, weiten polnischen Oberrock, zu Schuh
und Strümpfen tragen sieht. Die weibliche
Tracht der niedern Klassen ist ungefähr so,
wie man sie überall in den großen Europäi-
schen Städten findet, nur daß hier unter der-
selben, zu Winterszeiten, der kurze polnische
Pelz, mit langen herabhangenden Aermeln, der
sich nur noch bey den altmodischen Einwohne-
rinnen einiger niederdeutschen Städte findet,
durchaus gäng und gäbe ist. Die Bettler und
Armen zeigen sich hier in eine weit größere
Umgebung von Lumpen gekleidet, als anders-
wo, weil die lange polnische Tracht ihrer mehr
erfordert, als die kurze deutsche. Nimmt man

und deutſcher zuſammen geſetzt und faͤllt dem
Auge als ſehr wunderlich auf. Stiefeln von
rothem oder gelbem Saffian werden zu einem
Frack; dieſer zu einer polniſchen Muͤtze und
dieſe zu einem Haarzopfe und geſteckten Locken
getragen; ſo wie man oft ein bis zum Wirbel
abgeſchornes Haar und einen Zwickelbart zu
einem runden oder eckigten Hute, und einen
langen, weiten polniſchen Oberrock, zu Schuh
und Struͤmpfen tragen ſieht. Die weibliche
Tracht der niedern Klaſſen iſt ungefaͤhr ſo,
wie man ſie uͤberall in den großen Europaͤi-
ſchen Staͤdten findet, nur daß hier unter der-
ſelben, zu Winterszeiten, der kurze polniſche
Pelz, mit langen herabhangenden Aermeln, der
ſich nur noch bey den altmodiſchen Einwohne-
rinnen einiger niederdeutſchen Staͤdte findet,
durchaus gaͤng und gaͤbe iſt. Die Bettler und
Armen zeigen ſich hier in eine weit groͤßere
Umgebung von Lumpen gekleidet, als anders-
wo, weil die lange polniſche Tracht ihrer mehr
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[123/0141] und deutſcher zuſammen geſetzt und faͤllt dem Auge als ſehr wunderlich auf. Stiefeln von rothem oder gelbem Saffian werden zu einem Frack; dieſer zu einer polniſchen Muͤtze und dieſe zu einem Haarzopfe und geſteckten Locken getragen; ſo wie man oft ein bis zum Wirbel abgeſchornes Haar und einen Zwickelbart zu einem runden oder eckigten Hute, und einen langen, weiten polniſchen Oberrock, zu Schuh und Struͤmpfen tragen ſieht. Die weibliche Tracht der niedern Klaſſen iſt ungefaͤhr ſo, wie man ſie uͤberall in den großen Europaͤi- ſchen Staͤdten findet, nur daß hier unter der- ſelben, zu Winterszeiten, der kurze polniſche Pelz, mit langen herabhangenden Aermeln, der ſich nur noch bey den altmodiſchen Einwohne- rinnen einiger niederdeutſchen Staͤdte findet, durchaus gaͤng und gaͤbe iſt. Die Bettler und Armen zeigen ſich hier in eine weit groͤßere Umgebung von Lumpen gekleidet, als anders- wo, weil die lange polniſche Tracht ihrer mehr erfordert, als die kurze deutſche. Nimmt man

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/141>, abgerufen am 23.11.2024.