bis zum Hetzmeister, vom Advokaten bis zum Beutelschneider, vom Modenhändler bis zum kauflichen Weibe, vom Gelehrten und Künst- ler bis zum schamhaften Bettler etc. alle diese Klassen, nach ihren mannigfachen Abstufungen, wohnen in den Häusern, die in den besser ge- bauten Theilen der Stadt, mit Kellergeschos- sen, Gewölben und Dachstuben, so wie mit einem hohen und hellen zweyten Stocke verse- hen, umher stehen, und nur umher stehen, weil sie auch hier fast immer von dazwi- schen gestreuten kleinern, unansehnlichern Woh- nungen unterbrochen werden. Letztre haben die ganz armen Einwohner inne, und sie wer- den desto häufiger und armseliger, je weiter man sich von dem ältesten Kerne der Stadt entfernt. So wie ein zerrissenes, durchlöcher- tes, gekrümmtes Schindeldach, das Jnnere des Hauses gegen Regen, Schnee und Sturm nicht deckt: so giebt ein hundertmal, mit Lap- pen von allen Farben, geflickter Rock die Be- sitzer desselben jenen Unannehmlichkeiten bloß.
bis zum Hetzmeiſter, vom Advokaten bis zum Beutelſchneider, vom Modenhaͤndler bis zum kauflichen Weibe, vom Gelehrten und Kuͤnſt- ler bis zum ſchamhaften Bettler ꝛc. alle dieſe Klaſſen, nach ihren mannigfachen Abſtufungen, wohnen in den Haͤuſern, die in den beſſer ge- bauten Theilen der Stadt, mit Kellergeſchoſ- ſen, Gewoͤlben und Dachſtuben, ſo wie mit einem hohen und hellen zweyten Stocke verſe- hen, umher ſtehen, und nur umher ſtehen, weil ſie auch hier faſt immer von dazwi- ſchen geſtreuten kleinern, unanſehnlichern Woh- nungen unterbrochen werden. Letztre haben die ganz armen Einwohner inne, und ſie wer- den deſto haͤufiger und armſeliger, je weiter man ſich von dem aͤlteſten Kerne der Stadt entfernt. So wie ein zerriſſenes, durchloͤcher- tes, gekruͤmmtes Schindeldach, das Jnnere des Hauſes gegen Regen, Schnee und Sturm nicht deckt: ſo giebt ein hundertmal, mit Lap- pen von allen Farben, geflickter Rock die Be- ſitzer deſſelben jenen Unannehmlichkeiten bloß.
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[85/0103]
bis zum Hetzmeiſter, vom Advokaten bis zum
Beutelſchneider, vom Modenhaͤndler bis zum
kauflichen Weibe, vom Gelehrten und Kuͤnſt-
ler bis zum ſchamhaften Bettler ꝛc. alle dieſe
Klaſſen, nach ihren mannigfachen Abſtufungen,
wohnen in den Haͤuſern, die in den beſſer ge-
bauten Theilen der Stadt, mit Kellergeſchoſ-
ſen, Gewoͤlben und Dachſtuben, ſo wie mit
einem hohen und hellen zweyten Stocke verſe-
hen, umher ſtehen, und nur umher ſtehen,
weil ſie auch hier faſt immer von dazwi-
ſchen geſtreuten kleinern, unanſehnlichern Woh-
nungen unterbrochen werden. Letztre haben
die ganz armen Einwohner inne, und ſie wer-
den deſto haͤufiger und armſeliger, je weiter
man ſich von dem aͤlteſten Kerne der Stadt
entfernt. So wie ein zerriſſenes, durchloͤcher-
tes, gekruͤmmtes Schindeldach, das Jnnere des
Hauſes gegen Regen, Schnee und Sturm
nicht deckt: ſo giebt ein hundertmal, mit Lap-
pen von allen Farben, geflickter Rock die Be-
ſitzer deſſelben jenen Unannehmlichkeiten bloß.
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/103>, abgerufen am 20.07.2024.
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