mit Säulen eingefaßt, und vor denselben ei- nen Balkon, mit einem eisernen oder mar- mornen Geländer umgeben. Der zweyte Stock hat bald Austritte vor den Fenstern, bald nicht, und im dritten sind die Fenster meist immer mit schwarzen Laden vermacht, über welche die eben so schwarze Dachtraufe weit herüber steht. Auf dem flach gehaltenen Dache schwanken hölzerne Altane, unter welchen die Wäsche der Hausbewohner sehr widerwärtig im Winde spielt. Ein deutsches Auge, das an abgeputzte, oder wenigstens reinliche, Aus- senseiten der Häuser gewöhnt ist, findet in Verona seine Rechnung nicht. Die ursprüng- liche Beraffung ist abgefallen und die Steine, woraus die Mauern bestehen, in welchen Bruchsteine, Werkstücke und Backsteine unter einander gemengt sind, erscheinen in ihrer gan- zen Nacktheit. Um den Eindruck von Düster- keit zu vollenden, bemerkt man noch den Um- stand, daß alle Häuser gesperrt gehalten wer- den, und daß die Bewohner derselben nur
mit Saͤulen eingefaßt, und vor denſelben ei- nen Balkon, mit einem eiſernen oder mar- mornen Gelaͤnder umgeben. Der zweyte Stock hat bald Austritte vor den Fenſtern, bald nicht, und im dritten ſind die Fenſter meiſt immer mit ſchwarzen Laden vermacht, uͤber welche die eben ſo ſchwarze Dachtraufe weit heruͤber ſteht. Auf dem flach gehaltenen Dache ſchwanken hoͤlzerne Altane, unter welchen die Waͤſche der Hausbewohner ſehr widerwaͤrtig im Winde ſpielt. Ein deutſches Auge, das an abgeputzte, oder wenigſtens reinliche, Auſ- ſenſeiten der Haͤuſer gewoͤhnt iſt, findet in Verona ſeine Rechnung nicht. Die urſpruͤng- liche Beraffung iſt abgefallen und die Steine, woraus die Mauern beſtehen, in welchen Bruchſteine, Werkſtuͤcke und Backſteine unter einander gemengt ſind, erſcheinen in ihrer gan- zen Nacktheit. Um den Eindruck von Duͤſter- keit zu vollenden, bemerkt man noch den Um- ſtand, daß alle Haͤuſer geſperrt gehalten wer- den, und daß die Bewohner derſelben nur
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mit Saͤulen eingefaßt, und vor denſelben ei-
nen Balkon, mit einem eiſernen oder mar-
mornen Gelaͤnder umgeben. Der zweyte Stock
hat bald Austritte vor den Fenſtern, bald
nicht, und im dritten ſind die Fenſter meiſt
immer mit ſchwarzen Laden vermacht, uͤber
welche die eben ſo ſchwarze Dachtraufe weit
heruͤber ſteht. Auf dem flach gehaltenen Dache
ſchwanken hoͤlzerne Altane, unter welchen die
Waͤſche der Hausbewohner ſehr widerwaͤrtig
im Winde ſpielt. Ein deutſches Auge, das
an abgeputzte, oder wenigſtens reinliche, Auſ-
ſenſeiten der Haͤuſer gewoͤhnt iſt, findet in
Verona ſeine Rechnung nicht. Die urſpruͤng-
liche Beraffung iſt abgefallen und die Steine,
woraus die Mauern beſtehen, in welchen
Bruchſteine, Werkſtuͤcke und Backſteine unter
einander gemengt ſind, erſcheinen in ihrer gan-
zen Nacktheit. Um den Eindruck von Duͤſter-
keit zu vollenden, bemerkt man noch den Um-
ſtand, daß alle Haͤuſer geſperrt gehalten wer-
den, und daß die Bewohner derſelben nur
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/97>, abgerufen am 16.02.2025.
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