des verheerenden Luxus und der immer mehr steigenden Theure wegen, mit jedem Jahre sichtbarer sich vermindern. Kremona hat übrigens seinen Korso, sein Adeliches Kasino und seine Opern und Koncerte. Das weib- liche Geschlecht ist hier nicht so schön, als in Verona, aber mit mehr Geschmack gekleidet und geistreicher.
Dagegen ist diese Stadt ungleich ärmer an Merkwürdigkeiten des Alterthums (von diesen hat sie keine einzige aufzuweisen), der Litteratur und der Kunst, als Verona und Mantua. Sie besitzt aber aus den mittlern Zeiten ein Werk der Baukunst, das leicht alle alte Ueberbleibsel dieser Kunst in Verona (das Amphitheater, wie sich von selbst ver- steht, ausgenommen) aufwiegt. Es ist die Domkirche, ein altes Gebäude, das zu den ehrfurchterweckenden im altdeutschen Geschmacke gehört. Jhre Vorderseite ist ungemein hei- ter, und sie erhält besonders durch eine Reihe von schlanken Säulen, die durch ihre Mitte
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des verheerenden Luxus und der immer mehr ſteigenden Theure wegen, mit jedem Jahre ſichtbarer ſich vermindern. Kremona hat uͤbrigens ſeinen Korſo, ſein Adeliches Kaſino und ſeine Opern und Koncerte. Das weib- liche Geſchlecht iſt hier nicht ſo ſchoͤn, als in Verona, aber mit mehr Geſchmack gekleidet und geiſtreicher.
Dagegen iſt dieſe Stadt ungleich aͤrmer an Merkwuͤrdigkeiten des Alterthums (von dieſen hat ſie keine einzige aufzuweiſen), der Litteratur und der Kunſt, als Verona und Mantua. Sie beſitzt aber aus den mittlern Zeiten ein Werk der Baukunſt, das leicht alle alte Ueberbleibſel dieſer Kunſt in Verona (das Amphitheater, wie ſich von ſelbſt ver- ſteht, ausgenommen) aufwiegt. Es iſt die Domkirche, ein altes Gebaͤude, das zu den ehrfurchterweckenden im altdeutſchen Geſchmacke gehoͤrt. Jhre Vorderſeite iſt ungemein hei- ter, und ſie erhaͤlt beſonders durch eine Reihe von ſchlanken Saͤulen, die durch ihre Mitte
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des verheerenden Luxus und der immer mehr
ſteigenden Theure wegen, mit jedem Jahre
ſichtbarer ſich vermindern. Kremona hat
uͤbrigens ſeinen Korſo, ſein Adeliches Kaſino
und ſeine Opern und Koncerte. Das weib-
liche Geſchlecht iſt hier nicht ſo ſchoͤn, als in
Verona, aber mit mehr Geſchmack gekleidet
und geiſtreicher.
Dagegen iſt dieſe Stadt ungleich aͤrmer
an Merkwuͤrdigkeiten des Alterthums (von
dieſen hat ſie keine einzige aufzuweiſen), der
Litteratur und der Kunſt, als Verona und
Mantua. Sie beſitzt aber aus den mittlern
Zeiten ein Werk der Baukunſt, das leicht alle
alte Ueberbleibſel dieſer Kunſt in Verona
(das Amphitheater, wie ſich von ſelbſt ver-
ſteht, ausgenommen) aufwiegt. Es iſt die
Domkirche, ein altes Gebaͤude, das zu den
ehrfurchterweckenden im altdeutſchen Geſchmacke
gehoͤrt. Jhre Vorderſeite iſt ungemein hei-
ter, und ſie erhaͤlt beſonders durch eine Reihe
von ſchlanken Saͤulen, die durch ihre Mitte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/251>, abgerufen am 16.02.2025.
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