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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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Mein Führer kroch, mit seinem Licht-
stumpen, den er in freyer Hand hielt, durch
eine niedrige Thüre voran. Sie führte zu
einer Treppe, oder vielmehr zu etwas, das
eine Treppe werden sollte; denn, o Grausen
und Entsetzen! anstatt Stufen zu finden, sah
ich einen Haufen von Schädeln, Armen und
Beinen vor mir, die mein Führer ohne Scheu
und Gewissen bekletterte und zwar mit so viel
Uebereilung, daß seine kleine Person mit fünf
oder sechs Köpfen und mit einer verhältniß-
mäßigen Anzahl von Beinen und Armen mir
vor die Füße rollte. Jch half ihm wieder
auf, und folgte ihm dann getreulich über die
seltsame Treppe von Knochen, freylich nicht
ohne Kopfschütteln, als ich, auf Erkundigung,
vernahm, daß sie seit Gründung der Kuppel
dalägen, und zwar recht bequem, weil doch
sehr selten jemand dahin käme, als etwa ein
"Inglese" oder "Tedesco curioso."

Nach einer Weile gelangten wir zu einer
wirklichen Treppe, die sich schneckenartig und

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Mein Fuͤhrer kroch, mit ſeinem Licht-
ſtumpen, den er in freyer Hand hielt, durch
eine niedrige Thuͤre voran. Sie fuͤhrte zu
einer Treppe, oder vielmehr zu etwas, das
eine Treppe werden ſollte; denn, o Grauſen
und Entſetzen! anſtatt Stufen zu finden, ſah
ich einen Haufen von Schaͤdeln, Armen und
Beinen vor mir, die mein Fuͤhrer ohne Scheu
und Gewiſſen bekletterte und zwar mit ſo viel
Uebereilung, daß ſeine kleine Perſon mit fuͤnf
oder ſechs Koͤpfen und mit einer verhaͤltniß-
maͤßigen Anzahl von Beinen und Armen mir
vor die Fuͤße rollte. Jch half ihm wieder
auf, und folgte ihm dann getreulich uͤber die
ſeltſame Treppe von Knochen, freylich nicht
ohne Kopfſchuͤtteln, als ich, auf Erkundigung,
vernahm, daß ſie ſeit Gruͤndung der Kuppel
dalaͤgen, und zwar recht bequem, weil doch
ſehr ſelten jemand dahin kaͤme, als etwa ein
„Inglése“ oder „Tedesco curioso.“

Nach einer Weile gelangten wir zu einer
wirklichen Treppe, die ſich ſchneckenartig und

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[227/0235] Mein Fuͤhrer kroch, mit ſeinem Licht- ſtumpen, den er in freyer Hand hielt, durch eine niedrige Thuͤre voran. Sie fuͤhrte zu einer Treppe, oder vielmehr zu etwas, das eine Treppe werden ſollte; denn, o Grauſen und Entſetzen! anſtatt Stufen zu finden, ſah ich einen Haufen von Schaͤdeln, Armen und Beinen vor mir, die mein Fuͤhrer ohne Scheu und Gewiſſen bekletterte und zwar mit ſo viel Uebereilung, daß ſeine kleine Perſon mit fuͤnf oder ſechs Koͤpfen und mit einer verhaͤltniß- maͤßigen Anzahl von Beinen und Armen mir vor die Fuͤße rollte. Jch half ihm wieder auf, und folgte ihm dann getreulich uͤber die ſeltſame Treppe von Knochen, freylich nicht ohne Kopfſchuͤtteln, als ich, auf Erkundigung, vernahm, daß ſie ſeit Gruͤndung der Kuppel dalaͤgen, und zwar recht bequem, weil doch ſehr ſelten jemand dahin kaͤme, als etwa ein „Inglése“ oder „Tedesco curioso.“ Nach einer Weile gelangten wir zu einer wirklichen Treppe, die ſich ſchneckenartig und P 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/235>, abgerufen am 22.11.2024.