stehenden Hüften und abgehauenem Schweife, als Muster einer schönen Pferdegestalt dar- stellen wollte. Da er nach englischer Sitte, einen Pferdeknecht und drey Reitpferde aus "Old-England" bey sich hatte, so brauchte er nicht wegen des Wagens auf mich zu war- ten, sondern konnte sein "comfortable" zu Hause suchen, wo ich ihn auch des Abends, bis aufs Hemde ausgezogen, hinter einer Flasche Rheinwein und einer Schüssel vor- trefflichen Obstes, auf dem Kanapee wieder- fand. Jn dieser behaglichen Lage war er auch nicht zu bewegen, mit in das Theater zu gehen, ungeachtet eines der bessern Stücke von Goldoni (die gewandte Frau, la Moglie saggia) gegeben wurde, und das Schauspielhaus selbst, als ein gutes Werk der Baukunst von Franz Bibbiena gesehen zu werden verdiente.
Das Jnnere von Mantua ist weit geräu- miger und lichter, als das von Verona. Die Straßen sind breit und größestentheils gerade;
ſtehenden Huͤften und abgehauenem Schweife, als Muſter einer ſchoͤnen Pferdegeſtalt dar- ſtellen wollte. Da er nach engliſcher Sitte, einen Pferdeknecht und drey Reitpferde aus „Old-England“ bey ſich hatte, ſo brauchte er nicht wegen des Wagens auf mich zu war- ten, ſondern konnte ſein „comfortable“ zu Hauſe ſuchen, wo ich ihn auch des Abends, bis aufs Hemde ausgezogen, hinter einer Flaſche Rheinwein und einer Schuͤſſel vor- trefflichen Obſtes, auf dem Kanapee wieder- fand. Jn dieſer behaglichen Lage war er auch nicht zu bewegen, mit in das Theater zu gehen, ungeachtet eines der beſſern Stuͤcke von Goldoni (die gewandte Frau, la Moglie saggia) gegeben wurde, und das Schauſpielhaus ſelbſt, als ein gutes Werk der Baukunſt von Franz Bibbiena geſehen zu werden verdiente.
Das Jnnere von Mantua iſt weit geraͤu- miger und lichter, als das von Verona. Die Straßen ſind breit und groͤßeſtentheils gerade;
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ſtehenden Huͤften und abgehauenem Schweife,
als Muſter einer ſchoͤnen Pferdegeſtalt dar-
ſtellen wollte. Da er nach engliſcher Sitte,
einen Pferdeknecht und drey Reitpferde aus
„Old-England“ bey ſich hatte, ſo brauchte
er nicht wegen des Wagens auf mich zu war-
ten, ſondern konnte ſein „comfortable“ zu
Hauſe ſuchen, wo ich ihn auch des Abends,
bis aufs Hemde ausgezogen, hinter einer
Flaſche Rheinwein und einer Schuͤſſel vor-
trefflichen Obſtes, auf dem Kanapee wieder-
fand. Jn dieſer behaglichen Lage war er
auch nicht zu bewegen, mit in das Theater
zu gehen, ungeachtet eines der beſſern Stuͤcke
von Goldoni (die gewandte Frau, la
Moglie saggia) gegeben wurde, und das
Schauſpielhaus ſelbſt, als ein gutes Werk der
Baukunſt von Franz Bibbiena geſehen zu
werden verdiente.
Das Jnnere von Mantua iſt weit geraͤu-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/226>, abgerufen am 16.02.2025.
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