weibern und Kohlenträgern hatte absprechen können. Das Hauptstück war ein Trauer- spiel, das Nachspiel eine Goldonische Posse, mit Arlechino, Pantalone, Kolom- bina und Gesellschaft, im bekannten Kostume.
Diese Bude hatte aber auch Logen und sie waren mit Herren vom hohen Adel besetzt. Der Eintritt dazu kostete zwanzig Soldi. Aus dem ersten Parterre, das funfzehn Soldi kostete, sahen auch Geistliche, mit andern rechtlichen Leuten, fleißig durch ihre Gläser nach den Schauspielerinnen, die übrigens, wie die Schauspieler, eben dieselben waren, die in dem großen Theater auftraten. Man sieht wohl, daß hier die Signoria abermals im Spiel ist, und daß sie ihrem unbeschäftig- ten Pöbel, neben der belobten Freyheit, auch Vergnügungen um einen Spottpreis ver- schafft. Charakteristisch ist es endlich noch, daß die Zöglinge der Armen- und Fündlings- Anstalten in dies Schauspiel geführt werden, wie man sie in England und Deutschland
weibern und Kohlentraͤgern hatte abſprechen koͤnnen. Das Hauptſtuͤck war ein Trauer- ſpiel, das Nachſpiel eine Goldoniſche Poſſe, mit Arlechino, Pantalone, Kolom- bina und Geſellſchaft, im bekannten Koſtume.
Dieſe Bude hatte aber auch Logen und ſie waren mit Herren vom hohen Adel beſetzt. Der Eintritt dazu koſtete zwanzig Soldi. Aus dem erſten Parterre, das funfzehn Soldi koſtete, ſahen auch Geiſtliche, mit andern rechtlichen Leuten, fleißig durch ihre Glaͤſer nach den Schauſpielerinnen, die uͤbrigens, wie die Schauſpieler, eben dieſelben waren, die in dem großen Theater auftraten. Man ſieht wohl, daß hier die Signoria abermals im Spiel iſt, und daß ſie ihrem unbeſchaͤftig- ten Poͤbel, neben der belobten Freyheit, auch Vergnuͤgungen um einen Spottpreis ver- ſchafft. Charakteriſtiſch iſt es endlich noch, daß die Zoͤglinge der Armen- und Fuͤndlings- Anſtalten in dies Schauſpiel gefuͤhrt werden, wie man ſie in England und Deutſchland
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0193"n="185"/>
weibern und Kohlentraͤgern hatte abſprechen<lb/>
koͤnnen. Das Hauptſtuͤck war ein Trauer-<lb/>ſpiel, das Nachſpiel eine Goldoniſche Poſſe,<lb/>
mit <hirendition="#g">Arlechino, Pantalone, Kolom-<lb/>
bina</hi> und Geſellſchaft, im bekannten Koſtume.</p><lb/><p>Dieſe Bude hatte aber auch Logen und<lb/>ſie waren mit Herren vom hohen Adel beſetzt.<lb/>
Der Eintritt dazu koſtete zwanzig Soldi.<lb/>
Aus dem erſten Parterre, das funfzehn Soldi<lb/>
koſtete, ſahen auch Geiſtliche, mit andern<lb/>
rechtlichen Leuten, fleißig durch ihre Glaͤſer<lb/>
nach den Schauſpielerinnen, die uͤbrigens,<lb/>
wie die Schauſpieler, eben dieſelben waren,<lb/>
die in dem großen Theater auftraten. Man<lb/>ſieht wohl, daß hier die Signoria abermals<lb/>
im Spiel iſt, und daß ſie ihrem unbeſchaͤftig-<lb/>
ten Poͤbel, neben der belobten Freyheit, auch<lb/>
Vergnuͤgungen um einen Spottpreis ver-<lb/>ſchafft. Charakteriſtiſch iſt es endlich noch,<lb/>
daß die Zoͤglinge der Armen- und Fuͤndlings-<lb/>
Anſtalten in dies Schauſpiel gefuͤhrt werden,<lb/>
wie man ſie in England und Deutſchland<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[185/0193]
weibern und Kohlentraͤgern hatte abſprechen
koͤnnen. Das Hauptſtuͤck war ein Trauer-
ſpiel, das Nachſpiel eine Goldoniſche Poſſe,
mit Arlechino, Pantalone, Kolom-
bina und Geſellſchaft, im bekannten Koſtume.
Dieſe Bude hatte aber auch Logen und
ſie waren mit Herren vom hohen Adel beſetzt.
Der Eintritt dazu koſtete zwanzig Soldi.
Aus dem erſten Parterre, das funfzehn Soldi
koſtete, ſahen auch Geiſtliche, mit andern
rechtlichen Leuten, fleißig durch ihre Glaͤſer
nach den Schauſpielerinnen, die uͤbrigens,
wie die Schauſpieler, eben dieſelben waren,
die in dem großen Theater auftraten. Man
ſieht wohl, daß hier die Signoria abermals
im Spiel iſt, und daß ſie ihrem unbeſchaͤftig-
ten Poͤbel, neben der belobten Freyheit, auch
Vergnuͤgungen um einen Spottpreis ver-
ſchafft. Charakteriſtiſch iſt es endlich noch,
daß die Zoͤglinge der Armen- und Fuͤndlings-
Anſtalten in dies Schauſpiel gefuͤhrt werden,
wie man ſie in England und Deutſchland
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/193>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.