benheit schreibt sich noch aus den Zeiten her, wo Verona ein Freystaat war. Die politi- schen Grundsätze der Signoria sind dem Ein- fluß und dem Wachsthume der Geistlichkeit an sich nicht günstig, mithin ist sie hier in ziemlich enge Schranken gesetzt, und sie hat nicht einmal den Vorzug, sich selbst zu richten, den sie selten entbehrt; sondern der Podesta, der von Venedig gesetzt wird, spricht auch den geistlichen Personen, doch unter einer gewissen Formalität *) Recht. Uebrigens legen sich viele aus ihrem Mittel mit Eifer und Vor- liebe auf klassische Gelehrsamkeit und auf schöne Künste und Wissenschaften, und sie er- scheinen literarisch und artistisch mit dem Adel und dem Mittelstande genau verbunden, sind zum Theil Mitglieder der verschiedenen hiesi- gen Akademien, und haben, Mönche wie
*) S. darüber Le Vrets Staatgeschichte der Republik Venedig, 2ten Bandes 1ste Abtheil. S. 324 fg. Dort ist auch das Nöthige von der verones. Ver- fassung längst Deutsch gedruckt.
benheit ſchreibt ſich noch aus den Zeiten her, wo Verona ein Freyſtaat war. Die politi- ſchen Grundſaͤtze der Signoria ſind dem Ein- fluß und dem Wachsthume der Geiſtlichkeit an ſich nicht guͤnſtig, mithin iſt ſie hier in ziemlich enge Schranken geſetzt, und ſie hat nicht einmal den Vorzug, ſich ſelbſt zu richten, den ſie ſelten entbehrt; ſondern der Podeſta, der von Venedig geſetzt wird, ſpricht auch den geiſtlichen Perſonen, doch unter einer gewiſſen Formalitaͤt *) Recht. Uebrigens legen ſich viele aus ihrem Mittel mit Eifer und Vor- liebe auf klaſſiſche Gelehrſamkeit und auf ſchoͤne Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, und ſie er- ſcheinen literariſch und artiſtiſch mit dem Adel und dem Mittelſtande genau verbunden, ſind zum Theil Mitglieder der verſchiedenen hieſi- gen Akademien, und haben, Moͤnche wie
*) S. darüber Le Vrets Staatgeſchichte der Republik Venedig, 2ten Bandes 1ſte Abtheil. S. 324 fg. Dort iſt auch das Nöthige von der veroneſ. Ver- faſſung längſt Deutſch gedruckt.
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benheit ſchreibt ſich noch aus den Zeiten her,
wo Verona ein Freyſtaat war. Die politi-
ſchen Grundſaͤtze der Signoria ſind dem Ein-
fluß und dem Wachsthume der Geiſtlichkeit
an ſich nicht guͤnſtig, mithin iſt ſie hier in
ziemlich enge Schranken geſetzt, und ſie hat
nicht einmal den Vorzug, ſich ſelbſt zu richten,
den ſie ſelten entbehrt; ſondern der Podeſta,
der von Venedig geſetzt wird, ſpricht auch den
geiſtlichen Perſonen, doch unter einer gewiſſen
Formalitaͤt *) Recht. Uebrigens legen ſich
viele aus ihrem Mittel mit Eifer und Vor-
liebe auf klaſſiſche Gelehrſamkeit und auf
ſchoͤne Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, und ſie er-
ſcheinen literariſch und artiſtiſch mit dem Adel
und dem Mittelſtande genau verbunden, ſind
zum Theil Mitglieder der verſchiedenen hieſi-
gen Akademien, und haben, Moͤnche wie
*) S. darüber Le Vrets Staatgeſchichte der Republik
Venedig, 2ten Bandes 1ſte Abtheil. S. 324 fg.
Dort iſt auch das Nöthige von der veroneſ. Ver-
faſſung längſt Deutſch gedruckt.
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Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/167>, abgerufen am 16.02.2025.
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