alle diese Schätze geöffnet werden, verbreiten ein sehr günstiges Licht über den Charakter der Veroneser.
Daß ihnen die Ueberzeugung ein wenig zu nahe liegt, als ob Alles, was sie besitzen, den Fremden fremd seyn müsse, ist ganz natürlich. Vor zwey Jahren entschlüpfte einer veronesi- schen Dame ein hieher gehöriger, höchst naifer Zug, der für ihre Fortschritte in der Länder- kunde sehr wenig, aber für ihre Gefälligkeit und Gutmüthigkeit, Fremde mit veronesischen Seltenheiten bekannt zu machen, desto mehr beweiset. Ein junger Russe, aus einem guten Hause, brachte einen Theil des Winters in Verona zu. Es war der seltene Fall, daß während einer Nacht ein sehr starker Schnee für hiesige Landesart fiel. Zwey Läufer kom- men außer Athem in seinen Gasthof, und la- den ihn ein, sich eiligst in dem Kasino einzu- finden. Er fliegt dahin, und trifft eine große Gesellschaft von Herren und Damen bey ei- nem Frühstück an. Unterwegs ist ihm auf
Siebentes Heft. K
alle dieſe Schaͤtze geoͤffnet werden, verbreiten ein ſehr guͤnſtiges Licht uͤber den Charakter der Veroneſer.
Daß ihnen die Ueberzeugung ein wenig zu nahe liegt, als ob Alles, was ſie beſitzen, den Fremden fremd ſeyn muͤſſe, iſt ganz natuͤrlich. Vor zwey Jahren entſchluͤpfte einer veroneſi- ſchen Dame ein hieher gehoͤriger, hoͤchſt naifer Zug, der fuͤr ihre Fortſchritte in der Laͤnder- kunde ſehr wenig, aber fuͤr ihre Gefaͤlligkeit und Gutmuͤthigkeit, Fremde mit veroneſiſchen Seltenheiten bekannt zu machen, deſto mehr beweiſet. Ein junger Ruſſe, aus einem guten Hauſe, brachte einen Theil des Winters in Verona zu. Es war der ſeltene Fall, daß waͤhrend einer Nacht ein ſehr ſtarker Schnee fuͤr hieſige Landesart fiel. Zwey Laͤufer kom- men außer Athem in ſeinen Gaſthof, und la- den ihn ein, ſich eiligſt in dem Kaſino einzu- finden. Er fliegt dahin, und trifft eine große Geſellſchaft von Herren und Damen bey ei- nem Fruͤhſtuͤck an. Unterwegs iſt ihm auf
Siebentes Heft. K
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alle dieſe Schaͤtze geoͤffnet werden, verbreiten
ein ſehr guͤnſtiges Licht uͤber den Charakter
der Veroneſer.
Daß ihnen die Ueberzeugung ein wenig zu
nahe liegt, als ob Alles, was ſie beſitzen, den
Fremden fremd ſeyn muͤſſe, iſt ganz natuͤrlich.
Vor zwey Jahren entſchluͤpfte einer veroneſi-
ſchen Dame ein hieher gehoͤriger, hoͤchſt naifer
Zug, der fuͤr ihre Fortſchritte in der Laͤnder-
kunde ſehr wenig, aber fuͤr ihre Gefaͤlligkeit
und Gutmuͤthigkeit, Fremde mit veroneſiſchen
Seltenheiten bekannt zu machen, deſto mehr
beweiſet. Ein junger Ruſſe, aus einem guten
Hauſe, brachte einen Theil des Winters in
Verona zu. Es war der ſeltene Fall, daß
waͤhrend einer Nacht ein ſehr ſtarker Schnee
fuͤr hieſige Landesart fiel. Zwey Laͤufer kom-
men außer Athem in ſeinen Gaſthof, und la-
den ihn ein, ſich eiligſt in dem Kaſino einzu-
finden. Er fliegt dahin, und trifft eine große
Geſellſchaft von Herren und Damen bey ei-
nem Fruͤhſtuͤck an. Unterwegs iſt ihm auf
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/153>, abgerufen am 16.02.2025.
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