Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

schließen. Diese Angabe kann ich mit keiner
Berechnung aus Kirchen-, oder Raths-, oder
Polizeybüchern belegen; wie sollt' ich es auch,
da selbst Maffei, der den letzten Stein in sei-
ner Vaterstadt kannte, hier ein "incirca["] setzt;
ich baue aber auf jene Thatsachen, die gewiß
nicht auf Wachsthum schließen lassen. Viel-
leicht könnte ich mich auch auf eine Art von
Maaßstab berufen, der Reisenden nicht entste-
hen kann, die viele Städte gesehen, und ihre
Lebhaftigkeit mit ihrem Umfange und der
Größe und Anzahl ihrer Häuser verglichen,
auch das wohlhabende oder armselige Anse-
hen, und die fröhliche und reichliche, oder die
traurige und sparsame, Lebensweise ihrer Ein-
wohner beobachtet haben. Es wäre allerdings
seltsam, aus solchen Beobachtungen und Schlüs-
sen zuverlässige Angaben ziehen zu wollen;
indessen kann man doch damit der Wahrheit
nahe kommen, oder wird wenigstens nicht zu
weit darüber hinaus gehen.


ſchließen. Dieſe Angabe kann ich mit keiner
Berechnung aus Kirchen-, oder Raths-, oder
Polizeybuͤchern belegen; wie ſollt’ ich es auch,
da ſelbſt Maffei, der den letzten Stein in ſei-
ner Vaterſtadt kannte, hier ein „incirca[“] ſetzt;
ich baue aber auf jene Thatſachen, die gewiß
nicht auf Wachsthum ſchließen laſſen. Viel-
leicht koͤnnte ich mich auch auf eine Art von
Maaßſtab berufen, der Reiſenden nicht entſte-
hen kann, die viele Staͤdte geſehen, und ihre
Lebhaftigkeit mit ihrem Umfange und der
Groͤße und Anzahl ihrer Haͤuſer verglichen,
auch das wohlhabende oder armſelige Anſe-
hen, und die froͤhliche und reichliche, oder die
traurige und ſparſame, Lebensweiſe ihrer Ein-
wohner beobachtet haben. Es waͤre allerdings
ſeltſam, aus ſolchen Beobachtungen und Schluͤſ-
ſen zuverlaͤſſige Angaben ziehen zu wollen;
indeſſen kann man doch damit der Wahrheit
nahe kommen, oder wird wenigſtens nicht zu
weit daruͤber hinaus gehen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" n="123"/>
&#x017F;chließen. Die&#x017F;e Angabe kann ich mit keiner<lb/>
Berechnung aus Kirchen-, oder Raths-, oder<lb/>
Polizeybu&#x0364;chern belegen; wie &#x017F;ollt&#x2019; ich es auch,<lb/>
da &#x017F;elb&#x017F;t Maffei, der den letzten Stein in &#x017F;ei-<lb/>
ner Vater&#x017F;tadt kannte, hier ein <hi rendition="#aq">&#x201E;incirca<supplied>&#x201C;</supplied></hi> &#x017F;etzt;<lb/>
ich baue aber auf jene That&#x017F;achen, die gewiß<lb/>
nicht auf Wachsthum &#x017F;chließen la&#x017F;&#x017F;en. Viel-<lb/>
leicht ko&#x0364;nnte ich mich auch auf eine Art von<lb/>
Maaß&#x017F;tab berufen, der Rei&#x017F;enden nicht ent&#x017F;te-<lb/>
hen kann, die viele Sta&#x0364;dte ge&#x017F;ehen, und ihre<lb/>
Lebhaftigkeit mit ihrem Umfange und der<lb/>
Gro&#x0364;ße und Anzahl ihrer Ha&#x0364;u&#x017F;er verglichen,<lb/>
auch das wohlhabende oder arm&#x017F;elige An&#x017F;e-<lb/>
hen, und die fro&#x0364;hliche und reichliche, oder die<lb/>
traurige und &#x017F;par&#x017F;ame, Lebenswei&#x017F;e ihrer Ein-<lb/>
wohner beobachtet haben. Es wa&#x0364;re allerdings<lb/>
&#x017F;elt&#x017F;am, aus &#x017F;olchen Beobachtungen und Schlu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Angaben ziehen zu wollen;<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en kann man doch damit der Wahrheit<lb/>
nahe kommen, oder wird wenig&#x017F;tens nicht zu<lb/>
weit daru&#x0364;ber hinaus gehen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0131] ſchließen. Dieſe Angabe kann ich mit keiner Berechnung aus Kirchen-, oder Raths-, oder Polizeybuͤchern belegen; wie ſollt’ ich es auch, da ſelbſt Maffei, der den letzten Stein in ſei- ner Vaterſtadt kannte, hier ein „incirca“ ſetzt; ich baue aber auf jene Thatſachen, die gewiß nicht auf Wachsthum ſchließen laſſen. Viel- leicht koͤnnte ich mich auch auf eine Art von Maaßſtab berufen, der Reiſenden nicht entſte- hen kann, die viele Staͤdte geſehen, und ihre Lebhaftigkeit mit ihrem Umfange und der Groͤße und Anzahl ihrer Haͤuſer verglichen, auch das wohlhabende oder armſelige Anſe- hen, und die froͤhliche und reichliche, oder die traurige und ſparſame, Lebensweiſe ihrer Ein- wohner beobachtet haben. Es waͤre allerdings ſeltſam, aus ſolchen Beobachtungen und Schluͤſ- ſen zuverlaͤſſige Angaben ziehen zu wollen; indeſſen kann man doch damit der Wahrheit nahe kommen, oder wird wenigſtens nicht zu weit daruͤber hinaus gehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/131
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/131>, abgerufen am 22.11.2024.