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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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dürfniß, theils aus Vorurtheil, unentbehrlich
sind, üben sollte -- nur der Adel, denn ein
jeder, der daran Theil nehmen will, muß sich
der Adelsprobe unterziehen. Dies ist das
zweyte Jnstitut der Akademie.

Auf das dritte habe ich oben schon hinge-
winkt. Sie soll der Sammelplatz der besten
Gesellschaft in Verona seyn, und sie ist es
auch als "Casino della Nobilita." Die
meisten adelichen Häuser nehmen Theil daran
und setzen einen Werth auf diese Theilnahme.
Man findet wöchentlich mehrere Tage eine
Gesellschaft von beyden Geschlechtern dort,
und einen angenehmen Zeitvertreib, mag man
ihn am Spieltisch, oder in der Unterhaltung,
oder vor einem Orchester suchen. Der Fremde
ist hier eingeführt, wenn er eine Empfehlung
an irgend ein adeliches Haus hat. Diese
Leichtigkeit erkauft er freylich damit, daß er
in dem Hause selbst, dem er empfohlen ist,
nie so eingeführt wird, wie man es in
Deutschland versteht; und dies ist eben der

duͤrfniß, theils aus Vorurtheil, unentbehrlich
ſind, uͤben ſollte — nur der Adel, denn ein
jeder, der daran Theil nehmen will, muß ſich
der Adelsprobe unterziehen. Dies iſt das
zweyte Jnſtitut der Akademie.

Auf das dritte habe ich oben ſchon hinge-
winkt. Sie ſoll der Sammelplatz der beſten
Geſellſchaft in Verona ſeyn, und ſie iſt es
auch als „Casino della Nobilità.“ Die
meiſten adelichen Haͤuſer nehmen Theil daran
und ſetzen einen Werth auf dieſe Theilnahme.
Man findet woͤchentlich mehrere Tage eine
Geſellſchaft von beyden Geſchlechtern dort,
und einen angenehmen Zeitvertreib, mag man
ihn am Spieltiſch, oder in der Unterhaltung,
oder vor einem Orcheſter ſuchen. Der Fremde
iſt hier eingefuͤhrt, wenn er eine Empfehlung
an irgend ein adeliches Haus hat. Dieſe
Leichtigkeit erkauft er freylich damit, daß er
in dem Hauſe ſelbſt, dem er empfohlen iſt,
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Deutſchland verſteht; und dies iſt eben der

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[109/0117] duͤrfniß, theils aus Vorurtheil, unentbehrlich ſind, uͤben ſollte — nur der Adel, denn ein jeder, der daran Theil nehmen will, muß ſich der Adelsprobe unterziehen. Dies iſt das zweyte Jnſtitut der Akademie. Auf das dritte habe ich oben ſchon hinge- winkt. Sie ſoll der Sammelplatz der beſten Geſellſchaft in Verona ſeyn, und ſie iſt es auch als „Casino della Nobilità.“ Die meiſten adelichen Haͤuſer nehmen Theil daran und ſetzen einen Werth auf dieſe Theilnahme. Man findet woͤchentlich mehrere Tage eine Geſellſchaft von beyden Geſchlechtern dort, und einen angenehmen Zeitvertreib, mag man ihn am Spieltiſch, oder in der Unterhaltung, oder vor einem Orcheſter ſuchen. Der Fremde iſt hier eingefuͤhrt, wenn er eine Empfehlung an irgend ein adeliches Haus hat. Dieſe Leichtigkeit erkauft er freylich damit, daß er in dem Hauſe ſelbſt, dem er empfohlen iſt, nie ſo eingefuͤhrt wird, wie man es in Deutſchland verſteht; und dies iſt eben der

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/117>, abgerufen am 24.11.2024.