Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899."Hm! Es ist ja gar keine Neuigkeit, es ist ja nur eine Frage," murmelte unzufrieden der alte Graf. "Eine Frage? Ich bin überzeugt, daß Zdenko thatsächlich verlobt ist." "Und ich bin überzeugt, daß er sich wieder einmal verbandelt hat und nicht aus und ein kann," brummte der alte Herr. "Das ist auch möglich," erklärte die Gräfin, "aber ich finde es an der Zeit, daß Zdenko endlich einmal gezwungen wird, sich zu entschließen, sonst heiratet er sein Lebtag nie. Die Ginori ist ja alles, was wir wünschen könnten: gute Familie, schöne Person und sehr vermögend. Was willst denn du noch? Du hast es mir selber hundertmal erklärt, daß Zdenko nur reich heiraten darf." "Na ja, na ja," erwiderte übellaunig der Graf, "eine reiche Braut hab' ich ihm gewünscht, aber nicht so eine verrückte Ausländerin, sondern ein nettes, frisches, österreichisches Mädel, das wir unter uns haben aufwachsen sehen, etwas, zu dem man Vertrauen hegen kann, das dem Buben eine gemütliche Zukunft verspricht. Was wissen wir von dieser Ginori?" "Du hast doch genug von den Ginoris gehört; wie die Klara voriges Frühjahr aus Rom kam, sprach sie von nichts anderm." "Und was erzählte sie?" rief der Graf scharf. "Daß die ältere Schwester alt und garstig ist und „Hm! Es ist ja gar keine Neuigkeit, es ist ja nur eine Frage,“ murmelte unzufrieden der alte Graf. „Eine Frage? Ich bin überzeugt, daß Zdenko thatsächlich verlobt ist.“ „Und ich bin überzeugt, daß er sich wieder einmal verbandelt hat und nicht aus und ein kann,“ brummte der alte Herr. „Das ist auch möglich,“ erklärte die Gräfin, „aber ich finde es an der Zeit, daß Zdenko endlich einmal gezwungen wird, sich zu entschließen, sonst heiratet er sein Lebtag nie. Die Ginori ist ja alles, was wir wünschen könnten: gute Familie, schöne Person und sehr vermögend. Was willst denn du noch? Du hast es mir selber hundertmal erklärt, daß Zdenko nur reich heiraten darf.“ „Na ja, na ja,“ erwiderte übellaunig der Graf, „eine reiche Braut hab’ ich ihm gewünscht, aber nicht so eine verrückte Ausländerin, sondern ein nettes, frisches, österreichisches Mädel, das wir unter uns haben aufwachsen sehen, etwas, zu dem man Vertrauen hegen kann, das dem Buben eine gemütliche Zukunft verspricht. Was wissen wir von dieser Ginori?“ „Du hast doch genug von den Ginoris gehört; wie die Klara voriges Frühjahr aus Rom kam, sprach sie von nichts anderm.“ „Und was erzählte sie?“ rief der Graf scharf. „Daß die ältere Schwester alt und garstig ist und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0087" n="87"/> <p>„Hm! Es ist ja gar keine Neuigkeit, es ist ja nur eine Frage,“ murmelte unzufrieden der alte Graf.</p> <p>„Eine Frage? Ich bin überzeugt, daß Zdenko thatsächlich verlobt ist.“</p> <p>„Und ich bin überzeugt, daß er sich wieder einmal verbandelt hat und nicht aus und ein kann,“ brummte der alte Herr.</p> <p>„Das ist auch möglich,“ erklärte die Gräfin, „aber ich finde es an der Zeit, daß Zdenko endlich einmal gezwungen wird, sich zu entschließen, sonst heiratet er sein Lebtag nie. Die Ginori ist ja alles, was wir wünschen könnten: gute Familie, schöne Person und sehr vermögend. Was willst denn du noch? Du hast es mir selber hundertmal erklärt, daß Zdenko nur reich heiraten darf.“</p> <p>„Na ja, na ja,“ erwiderte übellaunig der Graf, „eine reiche Braut hab’ ich ihm gewünscht, aber nicht so eine verrückte Ausländerin, sondern ein nettes, frisches, österreichisches Mädel, das wir unter uns haben aufwachsen sehen, etwas, zu dem man Vertrauen hegen kann, das dem Buben eine gemütliche Zukunft verspricht. Was wissen wir von dieser Ginori?“</p> <p>„Du hast doch genug von den Ginoris gehört; wie die Klara voriges Frühjahr aus Rom kam, sprach sie von nichts anderm.“</p> <p>„Und was erzählte sie?“ rief der Graf scharf. „Daß die ältere Schwester alt und garstig ist und </p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0087]
„Hm! Es ist ja gar keine Neuigkeit, es ist ja nur eine Frage,“ murmelte unzufrieden der alte Graf.
„Eine Frage? Ich bin überzeugt, daß Zdenko thatsächlich verlobt ist.“
„Und ich bin überzeugt, daß er sich wieder einmal verbandelt hat und nicht aus und ein kann,“ brummte der alte Herr.
„Das ist auch möglich,“ erklärte die Gräfin, „aber ich finde es an der Zeit, daß Zdenko endlich einmal gezwungen wird, sich zu entschließen, sonst heiratet er sein Lebtag nie. Die Ginori ist ja alles, was wir wünschen könnten: gute Familie, schöne Person und sehr vermögend. Was willst denn du noch? Du hast es mir selber hundertmal erklärt, daß Zdenko nur reich heiraten darf.“
„Na ja, na ja,“ erwiderte übellaunig der Graf, „eine reiche Braut hab’ ich ihm gewünscht, aber nicht so eine verrückte Ausländerin, sondern ein nettes, frisches, österreichisches Mädel, das wir unter uns haben aufwachsen sehen, etwas, zu dem man Vertrauen hegen kann, das dem Buben eine gemütliche Zukunft verspricht. Was wissen wir von dieser Ginori?“
„Du hast doch genug von den Ginoris gehört; wie die Klara voriges Frühjahr aus Rom kam, sprach sie von nichts anderm.“
„Und was erzählte sie?“ rief der Graf scharf. „Daß die ältere Schwester alt und garstig ist und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/87 |
Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/87>, abgerufen am 22.07.2024. |