Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

golddurchblitzte, blaue Wolke, die der Wind über die Wiese wehte, strebten die Dragoner den Kameraden zu.

* * *

Es war ein heißer Tag geworden für Roß und Mann, aber die 32er Dragoner hatten ihn mit Ehren bestanden. Das ganze Regiment war belobt, der Oberst von allerhöchster Seite ausgezeichnet worden.

Jetzt war's vorbei, die Dragoner waren fertig geworden mit dem Trockenreiben und Füttern; Pferd und Reiter streckten sich aus ins Stroh.

Der Oberst und sein Adjutant saßen noch beim Souper. Sie waren in einer Pfarrei einquartiert. Die Pfarrersschwester, eine gutmütige, umfangreiche Finanzbeamtenwitwe, hatte sich diesmal ganz ausnehmend bemüht mit einer Wildpastete und wundervoll gebratenen, von Kompott und Salat begleiteten Hühnern. Der Oberst sprach den Leckerbissen eifrig zu. Er war aufgeregt von seinen Erfolgen und merkte nicht, daß Swoyschin das Abendessen unbeachtet ließ.

Endlich fiel es ihm auf und auch, wie elend Swoyschin aussah. Von einem Augenblick zum andern vergaß er seine Erfolge und erinnerte sich der merkwürdigen Scene auf der Brücke in Sobjetuch.

"Was war das denn eigentlich, Zdenko?" fragte er. Wenn sich die beiden allein befanden, pflegte er den Adjutanten oft bei seinem Vornamen zu nennen.

golddurchblitzte, blaue Wolke, die der Wind über die Wiese wehte, strebten die Dragoner den Kameraden zu.

*      *      *

Es war ein heißer Tag geworden für Roß und Mann, aber die 32er Dragoner hatten ihn mit Ehren bestanden. Das ganze Regiment war belobt, der Oberst von allerhöchster Seite ausgezeichnet worden.

Jetzt war’s vorbei, die Dragoner waren fertig geworden mit dem Trockenreiben und Füttern; Pferd und Reiter streckten sich aus ins Stroh.

Der Oberst und sein Adjutant saßen noch beim Souper. Sie waren in einer Pfarrei einquartiert. Die Pfarrersschwester, eine gutmütige, umfangreiche Finanzbeamtenwitwe, hatte sich diesmal ganz ausnehmend bemüht mit einer Wildpastete und wundervoll gebratenen, von Kompott und Salat begleiteten Hühnern. Der Oberst sprach den Leckerbissen eifrig zu. Er war aufgeregt von seinen Erfolgen und merkte nicht, daß Swoyschin das Abendessen unbeachtet ließ.

Endlich fiel es ihm auf und auch, wie elend Swoyschin aussah. Von einem Augenblick zum andern vergaß er seine Erfolge und erinnerte sich der merkwürdigen Scene auf der Brücke in Sobjetuch.

„Was war das denn eigentlich, Zdenko?“ fragte er. Wenn sich die beiden allein befanden, pflegte er den Adjutanten oft bei seinem Vornamen zu nennen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0064" n="64"/>
golddurchblitzte, blaue Wolke, die der Wind über die Wiese wehte, strebten die Dragoner den Kameraden zu.</p>
        <p rendition="#c">*      <hi rendition="#sub">*</hi>      *</p>
        <p>Es war ein heißer Tag geworden für Roß und Mann, aber die 32er Dragoner hatten ihn mit Ehren bestanden. Das ganze Regiment war belobt, der Oberst von allerhöchster Seite ausgezeichnet worden.</p>
        <p>Jetzt war&#x2019;s vorbei, die Dragoner waren fertig geworden mit dem Trockenreiben und Füttern; Pferd und Reiter streckten sich aus ins Stroh.</p>
        <p>Der Oberst und sein Adjutant saßen noch beim Souper. Sie waren in einer Pfarrei einquartiert. Die Pfarrersschwester, eine gutmütige, umfangreiche Finanzbeamtenwitwe, hatte sich diesmal ganz ausnehmend bemüht mit einer Wildpastete und wundervoll gebratenen, von Kompott und Salat begleiteten Hühnern. Der Oberst sprach den Leckerbissen eifrig zu. Er war aufgeregt von seinen Erfolgen und merkte nicht, daß Swoyschin das Abendessen unbeachtet ließ.</p>
        <p>Endlich fiel es ihm auf und auch, wie elend Swoyschin aussah. Von einem Augenblick zum andern vergaß er seine Erfolge und erinnerte sich der merkwürdigen Scene auf der Brücke in Sobjetuch.</p>
        <p>&#x201E;Was war das denn eigentlich, Zdenko?&#x201C; fragte er. Wenn sich die beiden allein befanden, pflegte er den Adjutanten oft bei seinem Vornamen zu nennen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0064] golddurchblitzte, blaue Wolke, die der Wind über die Wiese wehte, strebten die Dragoner den Kameraden zu. *      *      * Es war ein heißer Tag geworden für Roß und Mann, aber die 32er Dragoner hatten ihn mit Ehren bestanden. Das ganze Regiment war belobt, der Oberst von allerhöchster Seite ausgezeichnet worden. Jetzt war’s vorbei, die Dragoner waren fertig geworden mit dem Trockenreiben und Füttern; Pferd und Reiter streckten sich aus ins Stroh. Der Oberst und sein Adjutant saßen noch beim Souper. Sie waren in einer Pfarrei einquartiert. Die Pfarrersschwester, eine gutmütige, umfangreiche Finanzbeamtenwitwe, hatte sich diesmal ganz ausnehmend bemüht mit einer Wildpastete und wundervoll gebratenen, von Kompott und Salat begleiteten Hühnern. Der Oberst sprach den Leckerbissen eifrig zu. Er war aufgeregt von seinen Erfolgen und merkte nicht, daß Swoyschin das Abendessen unbeachtet ließ. Endlich fiel es ihm auf und auch, wie elend Swoyschin aussah. Von einem Augenblick zum andern vergaß er seine Erfolge und erinnerte sich der merkwürdigen Scene auf der Brücke in Sobjetuch. „Was war das denn eigentlich, Zdenko?“ fragte er. Wenn sich die beiden allein befanden, pflegte er den Adjutanten oft bei seinem Vornamen zu nennen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/64
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/64>, abgerufen am 23.11.2024.