Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.wird's uns auch nicht schmecken. Das große Ereignis wird ja hoffentlich längst vorüber und alles in Ordnung sein. Es bleibt natürlich dabei, Excellenz, wenn's ein Bub' ist, so hebst du ihn aus der Taufe. Es thut mir heut noch leid, daß du bei meiner Hochzeit gefehlt hast. Als ich mich mit der Annie verlobt hatte, raffte ich mich endlich auf und schrieb dir, wie glücklich ich sei, und daß du bei meiner Trauung nicht fehlen dürftest. Es hat mich verstimmt, daß ich keine Antwort erhielt. Ich dachte, du habest mir mein langes Schweigen übelgenommen und wolltest nun Gleiches mit Gleichem vergelten." "Dummheiten!" entgegnete ihm Baron Stahl warm. "Ich versichere dich, daß ich, wenn ich den Brief erhalten hätte, von den Cordilleren nach Hause zurückgeeilt wäre, deine Hochzeit mitzufeiern. Aber ich habe ihn nicht bekommen, was wahrscheinlich auf den unsteten Lebenswandel zurückzuführen ist, dessen ich mich die letzten Jahre schuldig gemacht habe. Ich bin auf der Landkarte herumgerutscht wie ein steckbrieflich Verfolgter. Da wird der Brief schließlich müde geworden sein, mir nachzulaufen. Schade, ich hätte für mein Leben gern die Gräfin Annie im Brautkranz gesehen." "Der hat ihr allerdings reizend gelassen," murmelte Swoyschin mit verträumten, feucht schimmernden wird’s uns auch nicht schmecken. Das große Ereignis wird ja hoffentlich längst vorüber und alles in Ordnung sein. Es bleibt natürlich dabei, Excellenz, wenn’s ein Bub’ ist, so hebst du ihn aus der Taufe. Es thut mir heut noch leid, daß du bei meiner Hochzeit gefehlt hast. Als ich mich mit der Annie verlobt hatte, raffte ich mich endlich auf und schrieb dir, wie glücklich ich sei, und daß du bei meiner Trauung nicht fehlen dürftest. Es hat mich verstimmt, daß ich keine Antwort erhielt. Ich dachte, du habest mir mein langes Schweigen übelgenommen und wolltest nun Gleiches mit Gleichem vergelten.“ „Dummheiten!“ entgegnete ihm Baron Stahl warm. „Ich versichere dich, daß ich, wenn ich den Brief erhalten hätte, von den Cordilleren nach Hause zurückgeeilt wäre, deine Hochzeit mitzufeiern. Aber ich habe ihn nicht bekommen, was wahrscheinlich auf den unsteten Lebenswandel zurückzuführen ist, dessen ich mich die letzten Jahre schuldig gemacht habe. Ich bin auf der Landkarte herumgerutscht wie ein steckbrieflich Verfolgter. Da wird der Brief schließlich müde geworden sein, mir nachzulaufen. Schade, ich hätte für mein Leben gern die Gräfin Annie im Brautkranz gesehen.“ „Der hat ihr allerdings reizend gelassen,“ murmelte Swoyschin mit verträumten, feucht schimmernden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="149"/> wird’s uns auch nicht schmecken. Das große Ereignis wird ja hoffentlich längst vorüber und alles in Ordnung sein.</p> <p>Es bleibt natürlich dabei, Excellenz, wenn’s ein Bub’ ist, so hebst du ihn aus der Taufe. Es thut mir heut noch leid, daß du bei meiner Hochzeit gefehlt hast. Als ich mich mit der Annie verlobt hatte, raffte ich mich endlich auf und schrieb dir, wie glücklich ich sei, und daß du bei meiner Trauung nicht fehlen dürftest. Es hat mich verstimmt, daß ich keine Antwort erhielt. Ich dachte, du habest mir mein langes Schweigen übelgenommen und wolltest nun Gleiches mit Gleichem vergelten.“</p> <p>„Dummheiten!“ entgegnete ihm Baron Stahl warm. „Ich versichere dich, daß ich, wenn ich den Brief erhalten hätte, von den Cordilleren nach Hause zurückgeeilt wäre, deine Hochzeit mitzufeiern. Aber ich habe ihn nicht bekommen, was wahrscheinlich auf den unsteten Lebenswandel zurückzuführen ist, dessen ich mich die letzten Jahre schuldig gemacht habe. Ich bin auf der Landkarte herumgerutscht wie ein steckbrieflich Verfolgter. Da wird der Brief schließlich müde geworden sein, mir nachzulaufen. Schade, ich hätte für mein Leben gern die Gräfin Annie im Brautkranz gesehen.“</p> <p>„Der hat ihr allerdings reizend gelassen,“ murmelte Swoyschin mit verträumten, feucht schimmernden </p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0149]
wird’s uns auch nicht schmecken. Das große Ereignis wird ja hoffentlich längst vorüber und alles in Ordnung sein.
Es bleibt natürlich dabei, Excellenz, wenn’s ein Bub’ ist, so hebst du ihn aus der Taufe. Es thut mir heut noch leid, daß du bei meiner Hochzeit gefehlt hast. Als ich mich mit der Annie verlobt hatte, raffte ich mich endlich auf und schrieb dir, wie glücklich ich sei, und daß du bei meiner Trauung nicht fehlen dürftest. Es hat mich verstimmt, daß ich keine Antwort erhielt. Ich dachte, du habest mir mein langes Schweigen übelgenommen und wolltest nun Gleiches mit Gleichem vergelten.“
„Dummheiten!“ entgegnete ihm Baron Stahl warm. „Ich versichere dich, daß ich, wenn ich den Brief erhalten hätte, von den Cordilleren nach Hause zurückgeeilt wäre, deine Hochzeit mitzufeiern. Aber ich habe ihn nicht bekommen, was wahrscheinlich auf den unsteten Lebenswandel zurückzuführen ist, dessen ich mich die letzten Jahre schuldig gemacht habe. Ich bin auf der Landkarte herumgerutscht wie ein steckbrieflich Verfolgter. Da wird der Brief schließlich müde geworden sein, mir nachzulaufen. Schade, ich hätte für mein Leben gern die Gräfin Annie im Brautkranz gesehen.“
„Der hat ihr allerdings reizend gelassen,“ murmelte Swoyschin mit verträumten, feucht schimmernden
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Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/149>, abgerufen am 22.07.2024. |