Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Lächeln, durch das es wie liebliche Erinnerungen, hoffnungsvolle Träume huschte. Der Oberst konnte nicht umhin, ihm verständnisvoll zuzublinzeln.

"Schade!" behauptete mit wichtigem Ernst Bärenburg, "sie interessiert sich entschieden für dich."

"Aber Tapsch!" rief Swoyschin ärgerlich. Tapsch war der Spitzname Bärenburgs. Man hatte ihm denselben noch im Theresianum beigelegt, seiner lustigen Tappigkeit halber, die an diejenige junger Hunde erinnerte. Der Name hatte ihn ins Leben hinausbegleitet. Er hörte viel lieber darauf als auf den ihm offiziell in der Taufe beigelegten, welcher "Joseph" lautete.

Seiner oftmals energisch ausgedrückten Ansicht gemäß gab es auf der Welt wenig, das lächerlicher war, als "Joseph" zu heißen, und wie man den Namen auch verunstaltet und verblümt als Seppl, Peppi, Pips oder Pepsch, pflegte er elegisch zu seufzen, der Joseph klingt doch durch.

"Tapsch hin, Tapsch her, es ist, wie ich dir's sage," entgegnete der Vetter. "Sie kennt dich, wenn sie mir auch nicht verraten wollte, wo sie dich bereits gesehen hat. Gehört hatte sie jedenfalls sehr viel von dir, aber ihrer Ansicht nach noch lange nicht genug. Denn sie fragte mich nach dir aus, wie, na, wie ein Polizeikommissar nach einem Anarchisten. Dann plötzlich - ja, das ist demütigend, ich weiß aber nicht,

Lächeln, durch das es wie liebliche Erinnerungen, hoffnungsvolle Träume huschte. Der Oberst konnte nicht umhin, ihm verständnisvoll zuzublinzeln.

„Schade!“ behauptete mit wichtigem Ernst Bärenburg, „sie interessiert sich entschieden für dich.“

„Aber Tapsch!“ rief Swoyschin ärgerlich. Tapsch war der Spitzname Bärenburgs. Man hatte ihm denselben noch im Theresianum beigelegt, seiner lustigen Tappigkeit halber, die an diejenige junger Hunde erinnerte. Der Name hatte ihn ins Leben hinausbegleitet. Er hörte viel lieber darauf als auf den ihm offiziell in der Taufe beigelegten, welcher „Joseph“ lautete.

Seiner oftmals energisch ausgedrückten Ansicht gemäß gab es auf der Welt wenig, das lächerlicher war, als „Joseph“ zu heißen, und wie man den Namen auch verunstaltet und verblümt als Seppl, Peppi, Pips oder Pepsch, pflegte er elegisch zu seufzen, der Joseph klingt doch durch.

„Tapsch hin, Tapsch her, es ist, wie ich dir’s sage,“ entgegnete der Vetter. „Sie kennt dich, wenn sie mir auch nicht verraten wollte, wo sie dich bereits gesehen hat. Gehört hatte sie jedenfalls sehr viel von dir, aber ihrer Ansicht nach noch lange nicht genug. Denn sie fragte mich nach dir aus, wie, na, wie ein Polizeikommissar nach einem Anarchisten. Dann plötzlich – ja, das ist demütigend, ich weiß aber nicht,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0099" n="98"/>
Lächeln, durch das es wie liebliche Erinnerungen, hoffnungsvolle Träume huschte. Der Oberst konnte nicht umhin, ihm verständnisvoll zuzublinzeln.</p>
        <p>&#x201E;Schade!&#x201C; behauptete mit wichtigem Ernst Bärenburg, &#x201E;sie interessiert sich entschieden für dich.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Aber Tapsch!&#x201C; rief Swoyschin ärgerlich. Tapsch war der Spitzname Bärenburgs. Man hatte ihm denselben noch im Theresianum beigelegt, seiner lustigen Tappigkeit halber, die an diejenige junger Hunde erinnerte. Der Name hatte ihn ins Leben hinausbegleitet. Er hörte viel lieber darauf als auf den ihm offiziell in der Taufe beigelegten, welcher &#x201E;Joseph&#x201C; lautete.</p>
        <p>Seiner oftmals energisch ausgedrückten Ansicht gemäß gab es auf der Welt wenig, das lächerlicher war, als &#x201E;Joseph&#x201C; zu heißen, und wie man den Namen auch verunstaltet und verblümt als Seppl, Peppi, Pips oder Pepsch, pflegte er elegisch zu seufzen, der Joseph klingt doch durch.</p>
        <p>&#x201E;Tapsch hin, Tapsch her, es ist, wie ich dir&#x2019;s sage,&#x201C; entgegnete der Vetter. &#x201E;Sie kennt dich, wenn sie mir auch nicht verraten wollte, wo sie dich bereits gesehen hat. Gehört hatte sie jedenfalls sehr viel von dir, aber ihrer Ansicht nach noch lange nicht genug. Denn sie fragte mich nach dir aus, wie, na, wie ein Polizeikommissar nach einem Anarchisten. Dann plötzlich &#x2013; ja, das ist demütigend, ich weiß aber nicht,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0099] Lächeln, durch das es wie liebliche Erinnerungen, hoffnungsvolle Träume huschte. Der Oberst konnte nicht umhin, ihm verständnisvoll zuzublinzeln. „Schade!“ behauptete mit wichtigem Ernst Bärenburg, „sie interessiert sich entschieden für dich.“ „Aber Tapsch!“ rief Swoyschin ärgerlich. Tapsch war der Spitzname Bärenburgs. Man hatte ihm denselben noch im Theresianum beigelegt, seiner lustigen Tappigkeit halber, die an diejenige junger Hunde erinnerte. Der Name hatte ihn ins Leben hinausbegleitet. Er hörte viel lieber darauf als auf den ihm offiziell in der Taufe beigelegten, welcher „Joseph“ lautete. Seiner oftmals energisch ausgedrückten Ansicht gemäß gab es auf der Welt wenig, das lächerlicher war, als „Joseph“ zu heißen, und wie man den Namen auch verunstaltet und verblümt als Seppl, Peppi, Pips oder Pepsch, pflegte er elegisch zu seufzen, der Joseph klingt doch durch. „Tapsch hin, Tapsch her, es ist, wie ich dir’s sage,“ entgegnete der Vetter. „Sie kennt dich, wenn sie mir auch nicht verraten wollte, wo sie dich bereits gesehen hat. Gehört hatte sie jedenfalls sehr viel von dir, aber ihrer Ansicht nach noch lange nicht genug. Denn sie fragte mich nach dir aus, wie, na, wie ein Polizeikommissar nach einem Anarchisten. Dann plötzlich – ja, das ist demütigend, ich weiß aber nicht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/99
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/99>, abgerufen am 12.12.2024.