Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.Übrigens wäre es mir auch nicht im Traum eingefallen, Sie damit in Verbindung zu bringen ... Hm! ... Also Sie waren der Held der Geschichte?" "Held!" ... Swoyschin zuckte die Achseln - "was Held ... der unschuldige, fast ganz unschuldige Anlaß war ich ... weiter nichts!" "Hm! ... hm!" Der Oberst trommelte mit den Fingern auf dem Tisch; ganz geheuer schien ihm die Sache doch nicht zu sein. "Vor allem," fuhr Swoyschin fast heftig werdend fort, "bitte ich, mir zu glauben, daß von leichtsinniger Verführung, - ja, von irgend einer Verführung gar nicht die Rede gewesen ist. Das eine von den beiden Mädchen - die, welche sich zuerst umgebracht hat -, kannte ich fast gar nicht - und die andre - mit der hab' ich allerdings eine Zeitlang viel verkehrt. Ich hatte sie kennen gelernt ... durch irgend einen Zufall ..." "Das kann ich mir anbetrachts der Lebensstellung der Armen denken," murmelte der Oberst. "Sie that mir leid, - ich nahm mich ihrer an ... aber ich versichere Ihnen, Herr Oberst ..." "Daß Sie die Situation nicht ausgebeutet haben!" "Gewiß nicht," beteuerte er, "im Gegenteil." Und der Oberst setzte etwas trocken hinzu: "Ich glaub's Ihnen aufs Wort. Gewiß war das Mädel der aggressive Teil." Übrigens wäre es mir auch nicht im Traum eingefallen, Sie damit in Verbindung zu bringen … Hm! … Also Sie waren der Held der Geschichte?“ „Held!“ … Swoyschin zuckte die Achseln – „was Held … der unschuldige, fast ganz unschuldige Anlaß war ich … weiter nichts!“ „Hm! … hm!“ Der Oberst trommelte mit den Fingern auf dem Tisch; ganz geheuer schien ihm die Sache doch nicht zu sein. „Vor allem,“ fuhr Swoyschin fast heftig werdend fort, „bitte ich, mir zu glauben, daß von leichtsinniger Verführung, – ja, von irgend einer Verführung gar nicht die Rede gewesen ist. Das eine von den beiden Mädchen – die, welche sich zuerst umgebracht hat –, kannte ich fast gar nicht – und die andre – mit der hab’ ich allerdings eine Zeitlang viel verkehrt. Ich hatte sie kennen gelernt … durch irgend einen Zufall …“ „Das kann ich mir anbetrachts der Lebensstellung der Armen denken,“ murmelte der Oberst. „Sie that mir leid, – ich nahm mich ihrer an … aber ich versichere Ihnen, Herr Oberst …“ „Daß Sie die Situation nicht ausgebeutet haben!“ „Gewiß nicht,“ beteuerte er, „im Gegenteil.“ Und der Oberst setzte etwas trocken hinzu: „Ich glaub’s Ihnen aufs Wort. Gewiß war das Mädel der aggressive Teil.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="57"/> Übrigens wäre es mir auch nicht im Traum eingefallen, Sie damit in Verbindung zu bringen … Hm! … Also Sie waren der Held der Geschichte?“</p> <p>„Held!“ … Swoyschin zuckte die Achseln – „was Held … der unschuldige, fast ganz unschuldige Anlaß war ich … weiter nichts!“</p> <p>„Hm! … hm!“ Der Oberst trommelte mit den Fingern auf dem Tisch; ganz geheuer schien ihm die Sache doch nicht zu sein.</p> <p>„Vor allem,“ fuhr Swoyschin fast heftig werdend fort, „bitte ich, mir zu glauben, daß von leichtsinniger Verführung, – ja, von irgend einer Verführung gar nicht die Rede gewesen ist. Das eine von den beiden Mädchen – die, welche sich zuerst umgebracht hat –, kannte ich fast gar nicht – und die andre – mit der hab’ ich allerdings eine Zeitlang viel verkehrt. Ich hatte sie kennen gelernt … durch irgend einen Zufall …“</p> <p>„Das kann ich mir anbetrachts der Lebensstellung der Armen denken,“ murmelte der Oberst.</p> <p>„Sie that mir leid, – ich nahm mich ihrer an … aber ich versichere Ihnen, Herr Oberst …“</p> <p>„Daß Sie die Situation nicht ausgebeutet haben!“</p> <p>„Gewiß nicht,“ beteuerte er, „im Gegenteil.“ Und der Oberst setzte etwas trocken hinzu: „Ich glaub’s Ihnen aufs Wort. Gewiß war das Mädel der aggressive Teil.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0058]
Übrigens wäre es mir auch nicht im Traum eingefallen, Sie damit in Verbindung zu bringen … Hm! … Also Sie waren der Held der Geschichte?“
„Held!“ … Swoyschin zuckte die Achseln – „was Held … der unschuldige, fast ganz unschuldige Anlaß war ich … weiter nichts!“
„Hm! … hm!“ Der Oberst trommelte mit den Fingern auf dem Tisch; ganz geheuer schien ihm die Sache doch nicht zu sein.
„Vor allem,“ fuhr Swoyschin fast heftig werdend fort, „bitte ich, mir zu glauben, daß von leichtsinniger Verführung, – ja, von irgend einer Verführung gar nicht die Rede gewesen ist. Das eine von den beiden Mädchen – die, welche sich zuerst umgebracht hat –, kannte ich fast gar nicht – und die andre – mit der hab’ ich allerdings eine Zeitlang viel verkehrt. Ich hatte sie kennen gelernt … durch irgend einen Zufall …“
„Das kann ich mir anbetrachts der Lebensstellung der Armen denken,“ murmelte der Oberst.
„Sie that mir leid, – ich nahm mich ihrer an … aber ich versichere Ihnen, Herr Oberst …“
„Daß Sie die Situation nicht ausgebeutet haben!“
„Gewiß nicht,“ beteuerte er, „im Gegenteil.“ Und der Oberst setzte etwas trocken hinzu: „Ich glaub’s Ihnen aufs Wort. Gewiß war das Mädel der aggressive Teil.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/58 |
Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/58>, abgerufen am 01.03.2025. |