Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

"Sehr nett," versicherte Bärenburg. "Gute Bewirtung und keine Flausen, - mehr kann man nicht erwarten."

"Letzteres, der Mangel an Flausen, wunderte mich am meisten," bemerkte der Oberst. "Ich hatte keine Ahnung, daß die Swoboda eine so gebildete Person ist; sie hat etwas fast Vornehmes, das ich früher gar nicht an ihr bemerkt hatte."

"Es war auch längst in ihr eingeschlafen. Die Neubelebung dieser Eigenschaft ist gewissen Einflüssen beizumessen, die ich nicht näher bezeichnen will," brummte Bärenburg.

"Einflüsse, die gute Eigenschaften ans Tageslicht fördern, müssen immer als lobenswert bezeichnet werden," versicherte der Oberst, der in der Bemerkung Bärenburgs sofort eine unfreundliche Beurteilung seines Lieblings Swoyschin witterte und dieselbe übelnahm.

Swoyschin schwieg. Bärenburg hingegen fing sofort wieder an: "Finden Sie nicht, Herr Oberst, daß die Derbheit des Mannes heute etwas unangenehm gegen die Feinheit der Frau abgestochen hat?"

"Ja, der Mann war mir heute zuwider," murmelte der Oberst. "Er verwildert und verbauert schrecklich."

"Verzeihen Sie, daß ich Ihnen widerspreche, mein verehrtester Herr Oberst," entgegnete Bärenburg, "der Mann ist ganz genau so, wie er immer war,

„Sehr nett,“ versicherte Bärenburg. „Gute Bewirtung und keine Flausen, – mehr kann man nicht erwarten.“

„Letzteres, der Mangel an Flausen, wunderte mich am meisten,“ bemerkte der Oberst. „Ich hatte keine Ahnung, daß die Swoboda eine so gebildete Person ist; sie hat etwas fast Vornehmes, das ich früher gar nicht an ihr bemerkt hatte.“

„Es war auch längst in ihr eingeschlafen. Die Neubelebung dieser Eigenschaft ist gewissen Einflüssen beizumessen, die ich nicht näher bezeichnen will,“ brummte Bärenburg.

„Einflüsse, die gute Eigenschaften ans Tageslicht fördern, müssen immer als lobenswert bezeichnet werden,“ versicherte der Oberst, der in der Bemerkung Bärenburgs sofort eine unfreundliche Beurteilung seines Lieblings Swoyschin witterte und dieselbe übelnahm.

Swoyschin schwieg. Bärenburg hingegen fing sofort wieder an: „Finden Sie nicht, Herr Oberst, daß die Derbheit des Mannes heute etwas unangenehm gegen die Feinheit der Frau abgestochen hat?“

„Ja, der Mann war mir heute zuwider,“ murmelte der Oberst. „Er verwildert und verbauert schrecklich.“

„Verzeihen Sie, daß ich Ihnen widerspreche, mein verehrtester Herr Oberst,“ entgegnete Bärenburg, „der Mann ist ganz genau so, wie er immer war,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0045" n="44"/>
        <p>&#x201E;Sehr nett,&#x201C; versicherte Bärenburg. &#x201E;Gute Bewirtung und keine Flausen, &#x2013; mehr kann man nicht erwarten.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Letzteres, der Mangel an Flausen, wunderte mich am meisten,&#x201C; bemerkte der Oberst. &#x201E;Ich hatte keine Ahnung, daß die Swoboda eine so gebildete Person ist; sie hat etwas fast Vornehmes, das ich früher gar nicht an ihr bemerkt hatte.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Es war auch längst in ihr eingeschlafen. Die Neubelebung dieser Eigenschaft ist gewissen Einflüssen beizumessen, die ich nicht näher bezeichnen will,&#x201C; brummte Bärenburg.</p>
        <p>&#x201E;Einflüsse, die gute Eigenschaften ans Tageslicht fördern, müssen immer als lobenswert bezeichnet werden,&#x201C; versicherte der Oberst, der in der Bemerkung Bärenburgs sofort eine unfreundliche Beurteilung seines Lieblings Swoyschin witterte und dieselbe übelnahm.</p>
        <p>Swoyschin schwieg. Bärenburg hingegen fing sofort wieder an: &#x201E;Finden Sie nicht, Herr Oberst, daß die Derbheit des Mannes heute etwas unangenehm gegen die Feinheit der Frau abgestochen hat?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ja, der Mann war mir heute zuwider,&#x201C; murmelte der Oberst. &#x201E;Er verwildert und verbauert schrecklich.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Verzeihen Sie, daß ich Ihnen widerspreche, mein verehrtester Herr Oberst,&#x201C; entgegnete Bärenburg, &#x201E;der Mann ist ganz genau so, wie er immer war,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0045] „Sehr nett,“ versicherte Bärenburg. „Gute Bewirtung und keine Flausen, – mehr kann man nicht erwarten.“ „Letzteres, der Mangel an Flausen, wunderte mich am meisten,“ bemerkte der Oberst. „Ich hatte keine Ahnung, daß die Swoboda eine so gebildete Person ist; sie hat etwas fast Vornehmes, das ich früher gar nicht an ihr bemerkt hatte.“ „Es war auch längst in ihr eingeschlafen. Die Neubelebung dieser Eigenschaft ist gewissen Einflüssen beizumessen, die ich nicht näher bezeichnen will,“ brummte Bärenburg. „Einflüsse, die gute Eigenschaften ans Tageslicht fördern, müssen immer als lobenswert bezeichnet werden,“ versicherte der Oberst, der in der Bemerkung Bärenburgs sofort eine unfreundliche Beurteilung seines Lieblings Swoyschin witterte und dieselbe übelnahm. Swoyschin schwieg. Bärenburg hingegen fing sofort wieder an: „Finden Sie nicht, Herr Oberst, daß die Derbheit des Mannes heute etwas unangenehm gegen die Feinheit der Frau abgestochen hat?“ „Ja, der Mann war mir heute zuwider,“ murmelte der Oberst. „Er verwildert und verbauert schrecklich.“ „Verzeihen Sie, daß ich Ihnen widerspreche, mein verehrtester Herr Oberst,“ entgegnete Bärenburg, „der Mann ist ganz genau so, wie er immer war,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/45
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/45>, abgerufen am 21.11.2024.