Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.und das schlecht beschlagen war. Darüber hatte er Swoyschins milde Flirtation mit der Frau Doktorin Swoboda vollständig vergessen. Übrigens maß er der Angelegenheit wirklich keinerlei Wichtigkeit bei. An dem bewußten Tag erschienen richtig die drei Herren bei dem Ehepaar Swoboda, um den Truthahn zu verzehren. Der Oberst verwunderte sich darüber, wie hübsch die Frau Swoboda geworden, wie nett ihre kleine Häuslichkeit eingerichtet, wie gut das Essen war. Dazu ein herzlicher Willkomm - keine Spur von dem gewissen "Wir wissen, daß Sie's besser gewohnt sind!"-Gethue, das den Wohlgesinntesten unter den Vornehmen so häufig die Gastfreundschaft ihrer minder bemittelten Mitmenschen verleidet. So wenig Spürsinn der Oberst auch in dieser ganzen Angelegenheit bekundet hatte, merkte er doch, daß die junge Frau nicht nur viel geschmackvoller als sonst, sondern auch in Swoyschins Lieblingsfarbe gekleidet war; er merkte auch, daß sich Zdenko gut auskannte in dem Hause, und daß die beiden Kinder, die nach dem Essen für einen Augenblick hereingebracht wurden, ihm gegenüber eine Zutraulichkeit bekundeten, die Kinder nur gegen Menschen zeigen, die sie oft sehen und von denen freundschaftlich behandelt zu werden sie gewohnt sind. Das war beunruhigend. Er fing an, Swoyschin und die Doktorin schärfer zu beobachten. Aber seine Beobachtungen trugen nichts und das schlecht beschlagen war. Darüber hatte er Swoyschins milde Flirtation mit der Frau Doktorin Swoboda vollständig vergessen. Übrigens maß er der Angelegenheit wirklich keinerlei Wichtigkeit bei. An dem bewußten Tag erschienen richtig die drei Herren bei dem Ehepaar Swoboda, um den Truthahn zu verzehren. Der Oberst verwunderte sich darüber, wie hübsch die Frau Swoboda geworden, wie nett ihre kleine Häuslichkeit eingerichtet, wie gut das Essen war. Dazu ein herzlicher Willkomm – keine Spur von dem gewissen „Wir wissen, daß Sie’s besser gewohnt sind!“-Gethue, das den Wohlgesinntesten unter den Vornehmen so häufig die Gastfreundschaft ihrer minder bemittelten Mitmenschen verleidet. So wenig Spürsinn der Oberst auch in dieser ganzen Angelegenheit bekundet hatte, merkte er doch, daß die junge Frau nicht nur viel geschmackvoller als sonst, sondern auch in Swoyschins Lieblingsfarbe gekleidet war; er merkte auch, daß sich Zdenko gut auskannte in dem Hause, und daß die beiden Kinder, die nach dem Essen für einen Augenblick hereingebracht wurden, ihm gegenüber eine Zutraulichkeit bekundeten, die Kinder nur gegen Menschen zeigen, die sie oft sehen und von denen freundschaftlich behandelt zu werden sie gewohnt sind. Das war beunruhigend. Er fing an, Swoyschin und die Doktorin schärfer zu beobachten. Aber seine Beobachtungen trugen nichts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="41"/> und das schlecht beschlagen war. Darüber hatte er Swoyschins milde Flirtation mit der Frau Doktorin Swoboda vollständig vergessen. Übrigens maß er der Angelegenheit wirklich keinerlei Wichtigkeit bei.</p> <p>An dem bewußten Tag erschienen richtig die drei Herren bei dem Ehepaar Swoboda, um den Truthahn zu verzehren. Der Oberst verwunderte sich darüber, wie hübsch die Frau Swoboda geworden, wie nett ihre kleine Häuslichkeit eingerichtet, wie gut das Essen war. Dazu ein herzlicher Willkomm – keine Spur von dem gewissen „Wir wissen, daß Sie’s besser gewohnt sind!“-Gethue, das den Wohlgesinntesten unter den Vornehmen so häufig die Gastfreundschaft ihrer minder bemittelten Mitmenschen verleidet.</p> <p>So wenig Spürsinn der Oberst auch in dieser ganzen Angelegenheit bekundet hatte, merkte er doch, daß die junge Frau nicht nur viel geschmackvoller als sonst, sondern auch in Swoyschins Lieblingsfarbe gekleidet war; er merkte auch, daß sich Zdenko gut auskannte in dem Hause, und daß die beiden Kinder, die nach dem Essen für einen Augenblick hereingebracht wurden, ihm gegenüber eine Zutraulichkeit bekundeten, die Kinder nur gegen Menschen zeigen, die sie oft sehen und von denen freundschaftlich behandelt zu werden sie gewohnt sind. Das war beunruhigend. Er fing an, Swoyschin und die Doktorin schärfer zu beobachten. Aber seine Beobachtungen trugen nichts </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0042]
und das schlecht beschlagen war. Darüber hatte er Swoyschins milde Flirtation mit der Frau Doktorin Swoboda vollständig vergessen. Übrigens maß er der Angelegenheit wirklich keinerlei Wichtigkeit bei.
An dem bewußten Tag erschienen richtig die drei Herren bei dem Ehepaar Swoboda, um den Truthahn zu verzehren. Der Oberst verwunderte sich darüber, wie hübsch die Frau Swoboda geworden, wie nett ihre kleine Häuslichkeit eingerichtet, wie gut das Essen war. Dazu ein herzlicher Willkomm – keine Spur von dem gewissen „Wir wissen, daß Sie’s besser gewohnt sind!“-Gethue, das den Wohlgesinntesten unter den Vornehmen so häufig die Gastfreundschaft ihrer minder bemittelten Mitmenschen verleidet.
So wenig Spürsinn der Oberst auch in dieser ganzen Angelegenheit bekundet hatte, merkte er doch, daß die junge Frau nicht nur viel geschmackvoller als sonst, sondern auch in Swoyschins Lieblingsfarbe gekleidet war; er merkte auch, daß sich Zdenko gut auskannte in dem Hause, und daß die beiden Kinder, die nach dem Essen für einen Augenblick hereingebracht wurden, ihm gegenüber eine Zutraulichkeit bekundeten, die Kinder nur gegen Menschen zeigen, die sie oft sehen und von denen freundschaftlich behandelt zu werden sie gewohnt sind. Das war beunruhigend. Er fing an, Swoyschin und die Doktorin schärfer zu beobachten. Aber seine Beobachtungen trugen nichts
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