Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.fühlte infolgedessen doppelt das Bedürfnis, sich zu verteidigen, sich zu entschuldigen. "Lieder Herr Oberst, Sie werden doch nicht einen Augenblick denken, daß mir's einfallen könnte, dieser Italienerin wirklich den Hof zu machen? Sie interessiert mich auch gar nicht wie ein Geschöpf von Fleisch und Blut, sie interessiert mich wie ein Gespenst." Der Oberst starrte den Adjutanten an, als ob dieser plötzlich verrückt geworden wäre. "Den Blick verdien' ich nicht," versicherte kopfschüttelnd Swoyschin. "Ich bin nun einmal überzeugt, daß mit Gina Ginori etwas Unheimliches verbunden ist, etwas, von dem die Schwester mehr weiß als Gina selbst, weshalb Emma es verbergen möchte, während Gina damit prahlt. Urteilen Sie selbst, Herr Oberst!" Hiermit schilderte Swoyschin seinem Vorgesetzten den seltsamen Besuch, der ihm in der Nacht nach seiner Rückkehr in Breznitz zu teil geworden war, und den er sich erst als einen Traum ausgelegt hatte. "Es ist auch nichts andres gewesen als ein sonderbarer Traum und ein sonderbarer Zufall," erklärte der Oberst barsch. Er konnte keine Phantastereien leiden und machte allem spiritistischen Unfug fast mit derselben Vehemenz Opposition wie die Gräfin Ronitz. "Aber wie erklären Sie sich's, daß die nächtliche fühlte infolgedessen doppelt das Bedürfnis, sich zu verteidigen, sich zu entschuldigen. „Lieder Herr Oberst, Sie werden doch nicht einen Augenblick denken, daß mir’s einfallen könnte, dieser Italienerin wirklich den Hof zu machen? Sie interessiert mich auch gar nicht wie ein Geschöpf von Fleisch und Blut, sie interessiert mich wie ein Gespenst.“ Der Oberst starrte den Adjutanten an, als ob dieser plötzlich verrückt geworden wäre. „Den Blick verdien’ ich nicht,“ versicherte kopfschüttelnd Swoyschin. „Ich bin nun einmal überzeugt, daß mit Gina Ginori etwas Unheimliches verbunden ist, etwas, von dem die Schwester mehr weiß als Gina selbst, weshalb Emma es verbergen möchte, während Gina damit prahlt. Urteilen Sie selbst, Herr Oberst!“ Hiermit schilderte Swoyschin seinem Vorgesetzten den seltsamen Besuch, der ihm in der Nacht nach seiner Rückkehr in Breznitz zu teil geworden war, und den er sich erst als einen Traum ausgelegt hatte. „Es ist auch nichts andres gewesen als ein sonderbarer Traum und ein sonderbarer Zufall,“ erklärte der Oberst barsch. Er konnte keine Phantastereien leiden und machte allem spiritistischen Unfug fast mit derselben Vehemenz Opposition wie die Gräfin Ronitz. „Aber wie erklären Sie sich’s, daß die nächtliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="128"/> fühlte infolgedessen doppelt das Bedürfnis, sich zu verteidigen, sich zu entschuldigen.</p> <p>„Lieder Herr Oberst, Sie werden doch nicht einen Augenblick denken, daß mir’s einfallen könnte, dieser Italienerin wirklich den Hof zu machen? Sie interessiert mich auch gar nicht wie ein Geschöpf von Fleisch und Blut, sie interessiert mich wie ein Gespenst.“</p> <p>Der Oberst starrte den Adjutanten an, als ob dieser plötzlich verrückt geworden wäre.</p> <p>„Den Blick verdien’ ich nicht,“ versicherte kopfschüttelnd Swoyschin. „Ich bin nun einmal überzeugt, daß mit Gina Ginori etwas Unheimliches verbunden ist, etwas, von dem die Schwester mehr weiß als Gina selbst, weshalb Emma es verbergen möchte, während Gina damit prahlt. Urteilen Sie selbst, Herr Oberst!“</p> <p>Hiermit schilderte Swoyschin seinem Vorgesetzten den seltsamen Besuch, der ihm in der Nacht nach seiner Rückkehr in Breznitz zu teil geworden war, und den er sich erst als einen Traum ausgelegt hatte.</p> <p>„Es ist auch nichts andres gewesen als ein sonderbarer Traum und ein sonderbarer Zufall,“ erklärte der Oberst barsch. Er konnte keine Phantastereien leiden und machte allem spiritistischen Unfug fast mit derselben Vehemenz Opposition wie die Gräfin Ronitz.</p> <p>„Aber wie erklären Sie sich’s, daß die nächtliche </p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0129]
fühlte infolgedessen doppelt das Bedürfnis, sich zu verteidigen, sich zu entschuldigen.
„Lieder Herr Oberst, Sie werden doch nicht einen Augenblick denken, daß mir’s einfallen könnte, dieser Italienerin wirklich den Hof zu machen? Sie interessiert mich auch gar nicht wie ein Geschöpf von Fleisch und Blut, sie interessiert mich wie ein Gespenst.“
Der Oberst starrte den Adjutanten an, als ob dieser plötzlich verrückt geworden wäre.
„Den Blick verdien’ ich nicht,“ versicherte kopfschüttelnd Swoyschin. „Ich bin nun einmal überzeugt, daß mit Gina Ginori etwas Unheimliches verbunden ist, etwas, von dem die Schwester mehr weiß als Gina selbst, weshalb Emma es verbergen möchte, während Gina damit prahlt. Urteilen Sie selbst, Herr Oberst!“
Hiermit schilderte Swoyschin seinem Vorgesetzten den seltsamen Besuch, der ihm in der Nacht nach seiner Rückkehr in Breznitz zu teil geworden war, und den er sich erst als einen Traum ausgelegt hatte.
„Es ist auch nichts andres gewesen als ein sonderbarer Traum und ein sonderbarer Zufall,“ erklärte der Oberst barsch. Er konnte keine Phantastereien leiden und machte allem spiritistischen Unfug fast mit derselben Vehemenz Opposition wie die Gräfin Ronitz.
„Aber wie erklären Sie sich’s, daß die nächtliche
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